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Mehr Verantwortung für die ZFA bei computergestützten Behandlungen

Computer und andere digitale Prozesse haben die Zahnarztpraxis verändert. Das spüren die Zahnärzte, die Patienten und natürlich auch die zahnmedizinischen Fachangestellten. Sie können heute zusätzlich Aufgaben übernehmen, an die vor Jahren noch niemand dachte - zum Beispiel bei der computergestützten Herstellung von Zahnersatz.

von Britt Salewski, freie Journalistin, Köln
22.02.2019

FoBi CAD CAM
© Foto: RistoArnaudov / Getty Images / iStock
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Nur mit dem Sauger neben dem Zahnarzt zu stehen - diese Tage sind für ZFA vorbei. Die computergestützte Arbeitsweise mit Computer-aided-design-and-manufacturing (CAD/CAM)-Systemen macht ihre Arbeit abwechslungsreicher und verantwortungsvoller.

Computergestützte vs. konventionelle Abformungen

In vielen Praxen stehen bereits Intraoralscanner oder sogar komplette CAD/CAM-Systeme, mit deren Hilfe vollkeramische Restaurationen direkt in der Praxis hergestellt werden können. Diese digitalen Technologien haben für alle Beteiligten viele Vorteile. Einer davon ist: Es geht alles viel schneller. Um das nachzuvollziehen, genügt es, die Arbeitsschritte zu betrachten, die auf die ZFA hier warten:

  • Löffel in verschiedenen Größen herauslegen und anprobieren.
  • Diese müssen hinterher natürlich auch alle aufbereitet werden.
  • Dann ist das Material für die Abformung herauszusuchen. Eventuell gelingt es damit nicht gleich perfekt, also wiederholen sich die Schritte.

All das fällt bei der digitalen Abformung weg, die bei der computergestützten Fertigung angewendet wird. Der Intraoralscanner lässt sich in einer fließenden Bewegung über das Gebiss führen - unvollständige Daten erkennt die Software sofort, und diese lassen sich direkt ergänzen. Das ist bei konventionellen Abformungen anders. Da meldet sich das Labor erst mit Mängeln, wenn die Patienten längst wieder zu Hause sind. Dann ist es Sache der ZFA, die Patienten anzurufen und sie erneut in die Praxis zu bitten, um die Abformung zu wiederholen - keine besonders angenehme Aufgabe. Von der digitalen Technologie profitieren also an dieser Stelle Patienten und Praxisteam gleichermaßen.

Ein weiterer Vorteil: Der Patient kommt einmal in die Praxis und verlässt sie meist nach nur einer Sitzung komplett versorgt. Das rechnet sich für ihn und für die Praxis - besonders wenn die Assistenz mehr tut, als einfach zu assistieren.

Mehr Aufgaben für die ZFA

Die ZFA kann innerhalb dieser Behandlung durchaus verschiedene Aufgaben übernehmen, die über die übliche Assistenz hinausgehen. "In meiner Praxis werden die optoelektronischen Scans, ähnlich wie bei der Herstellung von Situationsabdrücken, von meinen ZFA durchgeführt, und sie unterstützen mich auch bei der Individualisierung der Restaurationen durch Bemalen oder Glasieren", sagt Dr. Olaf Schenk, niedergelassener Zahnarzt aus Köln. "Meine Mitarbeiterinnen schätzen es sehr, hier mehr Verantwortung zu übernehmen, und sind natürlich auch stolz, wenn die von ihnen fertiggestellte Krone im Patientenmund eingesetzt wird." Seine Erfahrung zeigt aber auch: "Wir machen Dinge nur gerne, wenn wir sie auch beherrschen." Dazu kommt: Die Erfahrung habe gezeigt, dass das Scannen sehr viel besser, schneller und damit effizienter in jenen Praxen abläuft, in denen dies von Fachkräften erledigt wird. Beim Scannen handelt es sich um eine delegierungsfähige Leistung. Auch wenn viele Zahnärzte selbst sehr gerne diese Aufgabe übernehmen, wird die digitale Abformung häufig an die fortgebildete Assistenz übertragen.

Doch wie werden aus ZFA Spezialistinnen für CAD/CAM? Hier hatte Dr. Olaf Schenk eine Idee: Eine Gruppe von Kollegen, alle wie Dr. Schenk begeisterte CAD/CAM-Nutzer, gründete 2016 die Digital Dental Academy (DDA) in Berlin. "Was lag hier näher, als auch für die ZFA eine zertifizierte Fortbildung anzubieten", sagt Schenk. "Wir haben gesehen, dass Dentalhändler Kurse dieser Art anbieten, und waren der Meinung, dass wir mit unserem Angebot einen Zusatznutzen anbieten können", erklärt der CAD/ CAM-Experte. "Wir sind ein Institut von Zahnärzten, die sich der computergestützten Zahnheilkunde verschrieben haben und sie seit vielen Jahren anwenden. Die Fortbildungen, die wir hier anbieten, sind von Praktikern für Praktiker konzipiert. Unsere Akademie ist auf dem aktuellen technischen Stand der Dinge, die Kurse werden auch für die ZFA von erfahrenen Anwendern gegeben. Für die Fortbildung der ZFA bringen die Kursleiter stets eine oder zwei zahnmedizinische Fachangestellte aus der eigenen Praxis mit - das ist Fortbildung auf Augenhöhe." Den ersten Kurs im Jahr 2017 hielt Dr. Schenk selbst, aktuell betreut sein Kollege Dr. Thorsten Wilde aus Berlin diese Reihe.

CAD/CAM-Fortbildung speziell für ZFA

Die Ausbildung zur CAD/CAM-Assistenz findet während eines 2-tägigen Kurses statt. Das Programm beinhaltet die gesamte Theorie rund um das Ceramic-Reconstruction(CEREC)-System, das am weitesten verbreitete auf dem Markt, das den kompletten Prozess von der Abformung bis zur Herstellung der Restauration abbildet.

Jede Teilnehmerin scannt einmal den Oberkiefer und den Unterkiefer einer Kollegin ein, alle erfahren etwas darüber, wie CEREC in der Praxis läuft, wie die Maschinen bedient und gepflegt werden, welche Materialien bei den Restaurationen zum Einsatz kommen und wie man sie behandelt. Zu den Lehrinhalten gehört außerdem, wie kleinere Software-Anforderungen bewältigt werden können oder auch wie ein Datenexport funktioniert. Selbst in Praxen, die das Chairside-Verfahren nutzen, werden nicht alle Restaurationen direkt in der Praxis gefertigt. Die Abformung für größere oder kieferorthopädische Arbeiten wird nach wie vor an ein Labor oder auch an entsprechende Labor-Portale übermittelt - in diesem Fall eben digital.

Während des Kurses wird pro Teilnehmerin eine Krone ausgeschliffen. Im täglichen Praxisgeschehen unterstützt die ZFA beim Einsetzen des Materials in die Maschine sowie bei der Entnahme der Restauration. Anschließend wird an der Krone das Polieren geübt. "Das ist nicht ganz so trivial, wie es sich anhört", erklärt Schenk, seit fast 25 Jahren selbst CEREC-Anwender. "Jedes Material hat hier eigene Anforderungen, es braucht unterschiedliche Polierinstrumente, die man kennen muss." Es geht hierbei weniger um Leistungen, die direkt am Patienten erbracht werden, sondern um das Verständnis der Arbeitsschritte. Wer es einmal selbst gemacht hat, kann danach viel besser die Güte einer Politur einschätzen. Und man erkennt, welcher Zeitaufwand eingeplant werden muss.

Nachdem Testate für einzelne Arbeitsschritte absolviert wurden, bildet die schriftliche Prüfung, die bestanden werden muss, den Abschluss. Anschließend erhält jede Teilnehmerin ein Zertifikat als CAD/CAM-Assistenz. "Aus Sicht von uns Zahnärzten ist dieser Abschluss viel wert", meint Schenk. "Natürlich muss der Zahnarzt hier etwas investieren, doch das lohnt sich auf jeden Fall." Die DDA bietet und testiert eine echte Ausbildung, die sehr praxisorientiert ist. Jeweils zwei Kolleginnen teilen sich ein Gerät und können auf diese Weise wirklich tief in die Materie einsteigen. Die reine Anwesenheit genügt hier definitiv nicht. Mit anderen Worten: Diese Fortbildung hat es in sich, führt aber dazu, dass die ZFA dann in ihrer Praxis verantwortlichere Aufgaben übernehmen kann. "Natürlich ist das Programm anspruchsvoll", gibt Naso Shir, ZFA in der Praxis von Dr. Olaf Schenk, zu. "Doch mit der Ausbildung im Rücken arbeitet es sich ganz anders. Ich weiß genau, was ich kann, habe die Möglichkeit, noch mehr selbstständig zu tun." Aus diesem Grund bleibt in den Kursen auch nie eine Frage offen: "Wir drehen tatsächlich wie bei einem Memory-Spiel jede Karte um."

Schenk ist davon überzeugt, dass diese Ausbildung mehr bietet als einen weiteren Baustein innerhalb des Tätigkeitsprofils einer ZFA: "Mir selbst macht die Arbeit mit dem digitalen System unglaublich viel Spaß, und ich habe mein Team ebenfalls davon begeistert. Die ZFA in meiner Praxis haben einfach Freude bei der Arbeit."

Dass die Patienten die fortgebildete ZFA ganz anders wahrnehmen, spüren alle in der Praxis Schenk immer wieder. "Für viele unserer Patienten ist das immer noch ein Überraschungsmoment, wenn statt eines Abdrucks die Zähne nur berührungsfrei eingescannt werden", erzählt Schenk. "Wenn die Patienten nach der Behandlung zufrieden nach Hause gehen, sind sie dafür nicht nur dem Zahnarzt, sondern auch der ZFA dankbar. Schließlich hat sie einen wichtigen Beitrag geleistet, der aufgrund ihrer eigenständigen Arbeitsweise auch für die Patienten sichtbar ist."

Naso Shir, ZFA in der Praxis von Dr. Olaf Schenk in Köln

Als CAD/CAM-Assistenz hat sich mein Aufgabengebiet noch einmal deutlich verändert. Ich bekomme Aufgaben übertragen, die ich selbstständig umsetze und wobei ich viel technisches Wissen anwenden kann. In der Praxis werden Keramikrestaurationen hergestellt, und hier hat jedes Material seine Besonderheiten, die ich kennen muss. Besonders gefällt mir, dass ich fertige Kronen individualisieren darf, sodass sie wirklich natürlich aussehen. Das Gefühl, wenn eine so von mir gestaltete Krone im Patientenmund eingesetzt wird, ist wirklich toll.

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