Pränatale Diagnostik – drei Fragen zu klären

Der Bundestag bereitet eine parlamentarische Diskussion zu pränatalen Bluttests vor. Eine Tendenz gibt es im Vorfeld nicht.

von Von Anno Fricke
15.11.2018

Der Bundestag will klären, wie weit der Einfluss von molekulargenetischen Testverfahren in der Schwangerschaft reichen soll.
© Foto: Astroid / stock.adobe.com
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Die Orientierungsdebatte des Bundestags über molekulargenetische Testverfahren in der Schwangerschaft wird frühestens im Januar 2019 stattfinden.

Das haben Abgeordnete von fünf Parteien des Bundestags am Freitag in Berlin mitgeteilt.

Erst danach könnten sich interfraktionelle Gruppen bilden, um Gesetzentwürfe einzubringen, sagte Linken-Abgeordnete Kathrin Vogler.

Erst in der Diskussion werde sich dabei herausbilden, ob der Bundestag am Ende über die Kassenerstattung von nichtinvasiven Bluttests zur Früherkennung von genetischen Auffälligkeiten wie zum Beispiel dem Down Syndrom oder gleich über Änderungen am Gendiagnostikgesetz abstimmen werde.

Im Kern stünden drei Fragen zur Diskussion, sagte Cornelia Rüffer von den Grünen:

  • Verfolgt die nichtinvasive Pränataldiagnostik an sich einen eugenischen Ansatz, was ein Verbot nach sich ziehen müsste?
  • Sollen Testverfahren, denen keine Therapie folgen kann, und die somit keinen medizinischen Nutzen haben, zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden können?
  • Wie kann die Beratung schwangerer Frauen zu diesen Fragen insgesamt verbessert werden?

Bei der Pressekonferenz strich Dr. Rudolf Henke (CDU) die Bedeutung dieser als breite gesellschaftliche Debatte angelegten Kampagne für Ärzte heraus.

Als "Schaden" gewertet

Es gebe Gerichtsverfahren, in denen ein behindertes Kind als "Schaden" gewertet werde, weil der Arzt es unterlassen habe, die werdenden Eltern über Pränatal-Tests und Schwangerschaftsabruch zu informieren.

Er würde sich eine Beratungspraxis wünschen, in der aus einer Haltung der Einfühlsamkeit und der gesamtgesellschaftlichen Stärkung der Entscheidung für ein Kind, auch mit Behinderung, hin zum Kind beraten werden könne. Dann lasse sich auch das Haftungsrisiko vermeiden.

Kathrin Vogler sagte, die Beratungen sollten vielleicht eher von Kinderärzten als von den Gynäkologen vorgenommen werden.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, selbst Hausärztin, nannte im Oktober den vorgeburtlichen Bluttest eine gute medizinische Alternative zur Invasivdiagnostik. Sie plädierte für eine Erstattung. Derzeit sind die Tests Selbstzahlerinnen vorbehalten.

GBA-Chef Hecken fordert Debatte

Die Debatte wurde unter anderen auch vom Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses Professor Josef Hecken angestoßen.

Er hatte darauf aufmerksam gemacht, dass zunehmend molekulargenetische vorgeburtliche Testverfahren auf den Markt drängten. Dazu bedürfe es einer parlamentarischen Diskussion.

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