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Fortbildung: Bleaching

Kaum ein Aspekt des Körpers prägt den Menschen so stark wie das Gesicht - sein für die soziale Interaktion und Kommunikation aktivster Körperteil.

von Asta Koch, ZMF, Praxismanagement & Leitung Prophylaxeabteilung Praxis für Zahnheilkunde Bertram Eicher, Düsseldorf
07.04.2021

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© Foto: LuckyBusiness / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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Patienten erwarten heute nicht mehr nur gesunde Zähne von der Zahnarztpraxis ihres Vertrauens. Ihr hoher Anspruch an Ästhetik und damit daran, schöne, helle, weiße Zähne mit gesundem Zahnfleisch zu haben, wächst jedes Jahr. Unsere Zähne und unser Lächeln dominieren unser Gesicht. Bei jeder Begegnung führt der Blick automatisch zum Mund, zu den Zähnen, dann in das ganze Gesicht, und erst zum Schluss wird der gesamte Körper erfasst. Auf den Mund konzentrieren sich viele Emotionen. Er ist die erste Quelle menschlichen Kontakts, alles wird darüber ausgedrückt. Ein helles strahlendes Lächeln verbinden wir automatisch mit Gesundheit und es spiegelt ein gepflegtes Erscheinungsbild wider. Die Aufhellung (engl. Bleaching) der Zähne kann einem Menschen seine Selbstsicherheit zurückgeben und sein Selbstwertgefühl steigern.

Was ist Bleaching?

Die Zähne werden mithilfe einer chemischen Bleichsubstanz um mehrere Nuancen aufgehellt/gebleicht. Wasserstoffperoxid (H2O2) ist dabei Wirkstoff Nummer eins neben anderen nicht so üblichen Peroxiden. Der Prozess ist vergleichbar mit dem Blondieren beim Friseur, wobei ebenfalls H2O2 verwendet wird. Auf den Zähnen wird aktiver Sauerstoff freigesetzt, dieser lässt Farbstoffe im Zahn oxidieren und spaltet sie dadurch auf. Diese komplexe chemische Reaktion bewirkt, dass der Zahnschmelz aufhellt.

Welche Bleaching-Methoden gibt es?

Mittlerweile gibt es viele verschiedene Bleaching-Verfahren auf dem Markt. Diese Verfahren lassen sich grob in drei Methoden aufteilen: Das In-office-Bleaching, das nur in der Zahnarztpraxis durchgeführt wird, das Home-Bleaching, das in der Zahnarztpraxis vorbereitet und danach vom Patienten zu Hause angewendet wird, sowie Methoden, die nur zu Hause angewendet werden. Bei letzteren werden die Bleaching-Mittel in der Zahnarztpraxis, in Drogerien oder online erworben und teilweise ohne Absprache mit dem Zahnarzt eingesetzt.

Das Prinzip der Aufhellung ist bei allen gleich. Es unterscheidet sich jedoch nach Anwendungsmethode und der Wasserstoffperoxidkonzentration. Die höchste Wirkstoffkonzentration bietet das In-office-Bleaching, beim Home-Bleaching ist sie geringer und bei Bleaching-Kits aus Drogerien oder dem Internet ist sie am niedrigsten.

Die Aufhellung ist bei den frei verkäuflichen Verfahren gering und oft nur einige Monate wirksam. Das sollte mit dem Patienten immer konkret besprochen werden, auch um Zahnschäden oder Empfindlichkeiten zu vermeiden. Dabei sollten auch Zahnpasten mit Whitening-Effekt nicht ausgelassen werden, da diese durch den hohen RDA-Wert ( RDA "radioactive dentine abrasion") nicht immer unproblematisch für die Zähne sind. Ein hoher Anteil an Putzkörpern in einer Zahncreme kann nicht nur Ablagerungen entfernen, sondern auch durch Abrasion den Zahnschmelz schädigen.

Risikofaktoren

Bevor ein Bleaching terminiert wird, sollte eine ausführliche Beratung in der Zahnarztpraxis erfolgen. Grundvoraussetzung für eine Aufhellung sind immer gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch. Nicht geeignet sind Zähne mit kariösen Stellen, undichten Füllungen oder anderen Defekten, da in diesen Fällen das Bleaching-Material in das Zahninnere gelangen und dort Schmerzen verursachen oder auch den Zahnnerv schädigen kann. Bei Kindern und Jugendlichen besteht ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen, da die Zahnstrukturen noch nicht ausgereift sind. Die Zähne sollten daher erst im Erwachsenenalter aufgehellt werden. Schwangere und stillende Patientinnen sollten mit dem Bleaching bis nach der Schwangerschaft bzw. dem Abstillen warten.

Beim Beratungstermin ist darauf zu achten, was der Patient möchte. Möchte er z. B. schneeweiße Zähne, sollte ihm vermittelt werden, dass eine solch starke Aufhellung mittels Bleaching nicht erreicht werden kann. Gewöhnlich werden die Zähne zwei bis drei Farbstufen heller, jedoch niemals schneeweiß. Zähne, deren Zahnschmelz eher dünner und/oder transparent ist, eignen sich nicht unbedingt für ein Bleaching. Diese Zähne können nach der Behandlung eine sehr hohe Empfindlichkeit aufweisen, die nicht nach den üblichen 24 h wieder verschwunden ist. Zahnschmelz, der schon älter ist oder bei dem das Dentin durchscheint, ist ebenfalls schwieriger zu bleachen. Die Ergebnisse sind für den Patienten meist nicht zufriedenstellend. Es kann zwar eine gewisse Aufhellung erreicht werden, diese entspricht jedoch meist nicht den Vorstellungen des Patienten.

Zähne mit starken Rezessionen und freiliegenden Zahnhälsen dürfen nicht gebleicht werden. Diese Bereiche sind vorher mit einem Verband abzudecken. Der Patient muss darauf hingewiesen werden, dass die freiliegenden Zahnhälse nicht behandelt werden dürfen und damit dunkler bleiben. Dadurch ist der Unterschied zwischen Zahn und Zahnhals nach der Behandlung oft noch auffälliger.

Kronen, Brücken und vorhandene Füllungen verändern ihre Farbe beim Bleaching nicht. Zähne und Kronen, die direkt nebeneinander stehen, z. B. 11 (Krone) und 21 (natürlicher Zahn) oder auch im Prämolarenbereich 14 (Krone) und 15 (natürlicher Zahn), sind schwer zu bleachen - es ist auf ein harmonisches Gesamtbild zu achten. Dies ist jedoch schwierig, da vorher nicht klar ist, wie die Zähne und Kronen das Wasserstoffperoxid annehmen.

Grundsätzlich ist ein Beratungstermin vorab sehr wichtig. Bei diesem sollte die Ursache für die Verfärbungen geklärt werden. Auch Risiken, Kontraindikationen und mögliche Folgen sind zu diskutieren. Zudem sollte die Erwartungshaltung des Patienten thematisiert und ggf. korrigiert werden. Außerdem lässt sich klären, welches Bleaching-Verfahren für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist.

Kann ein Bleaching Verfärbungen auf den Zähnen entfernen?

Verfärbungen der Zähne haben interne oder externe Ursachen. Bereits in der Entwicklung können sich Farbpigmente einlagern. Ebenso können Krankheiten, Medikamente oder auch Mangelernährung die Zähne verfärben. Externe Verfärbungen treten z. B. durch Kaffee, Tee, Nikotin oder Rotwein auf. Mit zunehmendem Alter werden die Zähne dunkler, da der Schmelz dünner wird und die darunterliegende gelbliche Dentinschicht deutlicher durchscheint und die Zähne gelblich wirken.

Interne Ursachen können meist nicht durch ein Bleaching behandelt werden. Pulpentote Zähne, die häufig mit der Zeit immer dunkler werden, können nur von innen aufgehellt werden. Das wird vom Zahnarzt selbst durchgeführt, erreicht jedoch nicht immer ein zufriedenstellendes Ergebnis. Externe Ursachen sind auch nach dem Bleaching vorhanden und führen zu einer schnelleren Rückkehr zur ursprünglichen Zahnfarbe.

Wie funktionieren die einzelnen Verfahren?

Grundsätzlich sollte vor jedem Bleaching immer eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt werden, damit Verfärbungen von Lebensmitteln etc. entfernt werden und die Zähne das Wasserstoffperoxid besser aufnehmen.

In-office-Bleaching

In der Regel sind beim In-office-Bleaching ein oder zwei Sitzungen ausreichend, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Diese Methode wird in der Zahnarztpraxis durchgeführt - vom Zahnarzt selbst oder von einer dafür ausgebildeten zahnmedizinischen Fachangestellten bzw. Prophylaxeassistentin. Zunächst wird mittels eines Farbrings die aktuelle Zahnfarbe bestimmt und besprochen, welcher Aufhellungsgrad erreicht werden soll. Im Anschluss erfolgt die professionelle Zahnreinigung. Dabei ist darauf zu achten, das keine fluoridhaltigen Polierpasten Verwendung finden, da Fluoride die Aufhellung hemmen.

Nach der professionellen Reinigung kann der Patient Pause machen und ggf. zur Toilette gehen. Die Behandlung dauert 1-2 h und eine spätere Pause ist nicht möglich. Der Patient sollte entspannt im Behandlungsstuhl liegen. Damit er sich wohlfühlt, ist das vorherige "Kümmern" wichtig. Es wird ein Mundspanner angelegt, damit die Lippen und Wangen geschützt sind. Die Zähne werden trocken geblasen und ein Zahnfleischverband angelegt. Der Zahnfleischverband schützt das Zahnfleisch vor dem Wasserstoffperoxid. Der Verband ist aus einem Kunststoffmaterial, wird girlandenförmig am Zahnfleischrandbereich angelegt und mit einer Polymerisationslampe ausgehärtet (wie auf der ersten Seite des Beitrags illustriert). Der Zahnfleischverband ist mit das Wichtigste beim Bleaching, da die freiliegenden Zahnhälse abgedichtet werden müssen und das Zahnfleisch Schutz verlangt. Ist der Verband nicht richtig platziert, kann es zu schmerzhaften Zahnfleischreizungen kommen. An den Zahnhälsen drohen massive Überempfindlichkeiten. Ist der Verband positioniert, werden die Zähne mit einem Schaumstoffpellet, das in 3 %iger Wasserstoffperoxidlösung getränkt wurde, abgewischt und anschließend mit der Multifunktionsspritze trocken geblasen. Dann erst beginnt der eigentliche Bleaching-Prozess. Bei der Vorbereitung des Materials ist unbedingt auf die Herstellerangaben zu achten!

Das Bleaching-Agens wird auf die Zähne aufgetragen, meist beginnend von 6-6 im Ober- und dann im Unterkiefer. Dier 7er und 8er werden oft ausgelassen, da sie nicht mehr zur Lachlinie gehören und auch der Platz im Mund zu gering ist, um dort das Bleaching-Material präzise aufzutragen. Danach muss die Bleaching-Masse einwirken. Dies erfolgt - je nach Herstellerangaben - mit oder ohne UV-Lampe.

Während der Einwirkzeit kann der Patient über das Verhalten in den nächsten 24 h aufgeklärt werden. Es sollte immer wieder Speichel abgesaugt und sichergestellt werden, dass es dem Patienten gut geht. Außerdem ist darauf zu achten, dass der Mundspanner in Position bleibt und kein Material mit Lippen oder Wangen in Kontakt kommt.

Die Bleaching-Masse wird meist insgesamt 3-mal aufgetragen. Nach jeder einzelnen Applikation wird ausschließlich mit dem kleinen Sauger ohne Käppchen abgesaugt. Die Masse wird nicht mit Wasser abgespült. Danach erfolgt eine Oberflächenreinigung mit einem 3%igen Wasserstoffperoxidpellet, anschließend werden die Zähne trocken geblasen. Danach kann die neue Bleaching-Masse aufgetragen werden.

Während des Vorgangs kommt es u. U. zu blitzartigen Schmerzen der Zähne. Diese Unannehmlichkeiten können in den ersten 24 h nach Behandlung immer wieder auftreten. Die Schmerzen entstehen durch die bleichende Wirkweise des Wasserstoffperoxids. Es entfernt im weitesten Sinne Zahnschmelz, während es wirkt, und macht die Zähne dadurch empfindlicher.

Nach der ersten vollständigen Sitzung wird das Material wie beschrieben entfernt und der Verband abgenommen. Der Patient darf abschließend spülen.

Am Tag des Bleachings ist es wichtig, keine färbenden Stoffe zu sich zu nehmen (z. B. Kaffee, Rotwein, Nikotin) und nicht mit fluoridierter Zahnpasta zu putzen. Eine gute Empfehlung ist, dass der Patient Kalzium in Form von Milch zu sich nimmt und damit die Zähne umspült. So werden dem Zahn direkt Mineralien zurückgegeben. Bei Laktoseintoleranz kann eine Kalziumtablette aufgelöst und stündlich damit gespült werden - nicht trinken! Das hilft, Empfindlichkeiten zu minimieren oder ganz zu beseitigen.

Das In-office-Bleaching kann nach 14 Tagen wiederholt werden, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Die Verhaltensregeln können schriftlich mitgegeben werden.

Home-Bleaching

Beim Home-Bleaching erfolgt die Vorbereitung in der Zahnarztpraxis. Die Bleaching-Behandlung führt der Patient zu Hause durch.

In der Praxis werden Abformungen von Ober- und Unterkiefer genommen, anhand derer im Labor Bleaching-Schienen hergestellt werden. Diese nimmt der Patient zusammen mit dem Home-Bleaching-Material nach Hause. Der Patient trägt das Bleaching-Gel auf die Schienen auf und trägt diese regelmäßig - je nach Aufhellungswunsch und Applikationsvorgabe. Es ist wichtig, dem Patienten genau zu zeigen, wie viel Gel in die Schienen appliziert werden sollte, um auch hier Zahnfleischreizungen zu vermeiden.

Es gibt verschiedene Home-Bleaching-Kits, die entweder tagsüber oder nachts getragen werden sollten. Auch hier sind die Herstellerangaben zu beachten und der Patient aufzuklären. Es gibt Kits, die nachts getragen werden können, aber auch Materialien, die nicht länger als 4 h einwirken sollten. Vorteil der verschiedenen Home-Bleaching-Methoden ist, dass der Patient die für sich passende aussuchen kann.

Ein weiterer Vorteil der Home-Bleaching-Schienen ist, dass immer wieder eine Aufhellung durchgeführt werden kann. Die einzelnen Spritzen mit dem Bleaching-Gel können in der Zahnarztpraxis erworben werden. Das Ergebnis ist jedoch etwas weniger intensiv als beim In-office-Bleaching, da die Wasserstoffperoxidkonzentration geringer ist.

Alternativen aus dem Handel

Mittlerweile gibt es auch Bleaching-to-go-Schienen im Handel. Diese können nach der professionellen Zahnreinigung eingesetzt oder zu Hause in regelmäßigen Abständen getragen werden. Hier ist der aufhellende Effekt jedoch oft nur minimal sichtbar, da bei frei verkäuflichen Bleaching-Gels die H2O2-Konzentration am geringsten ist.

Welche Kosten kommen auf den Patienten zu?

Da das Bleaching eine reine Verlangensleistung darstellt, die in keinem Leistungskatalog der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung enthalten ist, sind die Kosten privat zu tragen. Die Kosten des Home- oder In-office-Bleachings sind unterschiedlich. In der Regel ist das Home-Bleaching günstiger. Die Kosten variieren je nach Material, Hersteller und Zeitaufwand: Für das In-office-Bleaching sind Kosten zwischen 300 und 600 Euro zu erwarten, beim Home-Bleaching zwischen 200 und 380 Euro.

Wie dauerhaft ist das Bleaching?

Für alle Methoden des Home- und In-office-Bleachings gilt: Die Aufhellung der Zähne hält nicht ein Leben lang, oft jedoch bis zu 2 Jahre. Die Dauer ist von verschiedenen Faktoren abhängig, z. B. vom angewendeten Verfahren: In-office-Bleaching, Home-Bleaching oder nur Folien aus der Drogerie.

So spielen auch eine gute Mundhygiene und die individuellen Vorlieben bei Speisen und Getränken eine wichtige Rolle. Färbende Lebensmittel sind insbesondere Kaffee, Tee, Rotwein und Tabak. Eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung mit Politur lässt das Ergebnis langlebiger erscheinen. Wenn das Bleaching nach weniger als 2 Jahren erneuert wird, ist die Methode schonender, da aufgrund der vorgebleichten Zähne eine geringere Zeit angesetzt werden kann und ein geringerer Wasserstoffperoxidanteil nötig ist.

good to know-- Power-Bleaching mit UV-Lampen

Bei manchen Herstellern wird zur Aktivierung des Bleaching-Gels eine UV-Lampe eingesetzt. Das erhöht die Wirksamkeit, das Ergebnis wird optimiert und ggf. auch die Behandlungszeit verkürzt. Hier ist immer auf die Herstellerangabe zu achten. Nicht jedes Bleaching-Material kann mit einer UV-Lampe optimiert werden!

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