Adipöse Mütter bringen mehr Mädchen zur Welt

In den letzten Jahren wurde in Nordamerika, Europa und Asien eine Verschiebung der Geschlechterverteilung beobachtet – zu Gunsten der Frauen. US-amerikanische Forschende haben herausgefunden, dass dies auch an übergewichtigen Müttern liegen kann, die weniger Jungen gebären.

16.01.2023

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Im Allgemeinen führen suboptimale Reproduktions- oder Stoffwechselbedingungen zu stärkeren Verlusten bei männlichen Nachkommen als bei weiblichen. Es wird vermutet, dass männliche Embryonen und Feten sich schlechter an chronische Entzündungen, intrauteriner Mangelernährung und Stress – wie sie auch bei Fettleibigkeit vorliegen können – anpassen. Eine Adipositas der Mutter (Body Mass Index [BMI] ≥ 30 kg/m2) könnte sich deshalb auf das Geschlechterverhältnis des Nachwuchses auswirken.

Elizabeth DeVilbiss vom Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development, in Bethesda, Maryland, und ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben deshalb die Zusammenhänge zwischen präkonzeptioneller maternaler Adipositas und dem Geschlecht bzw. dem Geschlechterverhältnis der Nachkommen erfasst. Sie untersuchten eine Stichprobe von Frauen, die im Placeboarm einer randomisierten, kontrollierten Studie eine Schwangerschaft anstrebten. Es handelte sich um eine Sekundäranalyse der Studie Effects of Aspirin in Gestation and Reproduction (EAGeR), in der die Wirkung von täglich verabreichtem, niedrig dosiertem Aspirin vor der Empfängnis auf die Lebendgeburtenrate bei Frauen mit ein bis zwei vorangegangenen Fehlgeburten untersucht wurde. Von den 603 Probandinnen wurden mehrere Messwerte für mögliches Übergewicht bzw. Adipositas, wie BMI, Taille-Hüft-Verhältnis, Summe der Hautfalten, Körpergewicht und Leptin, ein Hormon, das vor allem von Fettzellen produziert wird, aufgenommen. Die Teilnehmerinnen wurden anhand dieser präkonzeptionell gemessenen Werte jeweils in drei Terzilen (T 1–3) eingeteilt. Zudem wurden alle Frauen engmaschig nach eingetretenen Schwangerschaften bzw. Fehlgeburten untersucht, indem täglich der Morgenurin gesammelt und ein hCG-Test vorgenommen wurde.

Von den 603 Frauen, die versuchten, schwanger zu werden, waren 164 (27%) übergewichtig und 138 (23%) adipös. Es kam zu 380 Schwangerschaften und 288 Lebendgeburten (darunter vier Zwillingspaare). Egal, welcher Parameter für die Adipositasmessung angelegt wurde, das Verhältnis Jungen zu Mädchen war jeweils zum Nachteil der Jungen reduziert, sowohl bei einer Adipositas laut BMI (im Vergleich zu einem normalen BMI) als auch in den oberen Terzilen (T3) der Leptinwerte und der Summe der Hautfalten (im Vergleich zu T1). Die Odds Ratio (OR) betrug jeweils 0,5. Der Rückgang wurde durch ein Defizit von elf bis 15 männlichen Lebendgeburten pro 100 Frauen verursacht: −15 lebend geborene Jungen bei Adipositas, −11 für T3 Leptin und −11 für T3 Summe der Hautfalten.

Ähnlich stark verschoben war das Verhältnis von Jungen zu Mädchen bei laut BMI übergewichtigen Frauen sowie Frauen in T3 für Körpergewicht und Frauen in T2 und T3 für Taille-Hüft-Verhältnis. Der Rückgang des Geschlechterverhältnisses zwischen Jungen und Mädchen zeigte sich gleichermaßen bei Frauen, die schwanger wurden, wie bei Frauen, bei denen es zu einer Lebendgeburt kam.

„Das Geschlechterverhältnis kann zu jedem Zeitpunkt des Reproduktionsprozesses zwischen der Ejakulation in den weiblichen Fortpflanzungstrakt und der Lebendgeburt gestört werden“, berichtet das Team um DeVilbiss. Schwere mütterliche Adipositas wurde in der Vergangenheit schon mit einer höheren Prävalenz von Anomalien im Spindelapparat während der Meiose und Anomalien bei der Anordnung der Chromosomen in Verbindung gebracht. Zusätzlich gibt es Hinweise darauf, dass die adipöse Umgebung in utero epigenetische Veränderungen in der Plazenta verursachen kann, die die Funktion und den Stoffwechsel negativ beeinflussen.

Quelle: SpringerMedizin.de

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