Bei Hirnabszessen auch auf die Mundgesundheit achten!
Intrakranielle Abszesse sind relativ selten, können aber zu einer erheblichen Mortalität und Morbidität führen. In vielen Fällen lässt sich keine Ursache für die Infektion erkennen. Eine retrospektive Analyse der University of Plymouth gibt nun Hinweise, dass Bakterien, die Infektionen in der Mundhöhle verursachen, auch zu Hirnabszessen führen können (Journal of Dentistry, online 7. Dezember).
Die UK-Forscher analysierten die Aufzeichnungen von 87 Patientinnen und Patienten, die über einen Zeitraum von 16 Jahren mit einem Hirnabszess ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Anhand von mikrobiologische Daten aus Abszessproben und peripheren Kulturen kategorisierten sie die Bakterienarten bei Patienten, bei denen keine primäre Infektionsquelle für ihren Hirnabszess (NSI, n=52) oder eine infektiöse Quelle (ISI, n=35) festgestellt wurde.
Mehr orale Bakterien bei Hirnabszessen ohne erkennbare Ursache
Ihre Ergebnisse zeigten, dass bei den Patienten ohne erkennbare Ursache die Wahrscheinlichkeit, dass orale Bakterien in den Hirnabszessproben vorhanden waren, etwa dreimal so hoch war als bei ISI-Patienten. Die NSI-Patienten wiesen auch eine signifikant höhere Anzahl von Streptococcus anginosus auf.
Streptococcus anginosus kann u.a. zu Pharyngitis, Bakteriämie und Infektionen innerer Organe führen. Dieses Bakterium findet sich häufig in Zahnabszessen.
Aus diesen Ergebnissen schlussfolgern die Studienautoren, dass orale Bakterien eine unterschätzte Ursache für Hirnabszesse sein können. Eine sorgfältige Überprüfung der Mundgesundheit insbesondere bei Patienten, bei denen keine Ursache für ihren Abszess festgestellt wurde, könne dazu beitragen, die Ursache zu ermitteln. Möglicherweise könne eine gute Mundgesundheit bei einigen Personen die Entwicklung von Hirnabszessen verhindern.(ba)
Quelle: Ärzte Zeitung