Bereits in der Jugend beeinflusst Luftverschmutzung den Blutdruck deutlich

Eine Studie aus London deutet auch bei Jugendlichen auf Zusammenhänge zwischen Luftverschmutzung und Blutdruck hin. Je nach Schadstoff steigt oder fällt er. Auch das Geschlecht zählt.

von Dr. Bianca Bach
27.02.2023

Besonders in Großstädten sind Jugendliche oft mit Umweltschadstoffen wie Stickstoffdioxid oder Partikel unter 2,5 μm belastet.
© Foto: wetzkaz / stock.adobe.com
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Bei einer ethnisch verschiedenen Gruppe von Londoner Schülern im Alter von 11 bis 16 Jahren haben Wissenschaftler untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der Luftverschmutzung in der Gegend, in der sie wohnen, und ihrem Blutdruck gibt. Das wichtigste Ergebnis: Erhöhte Umgebungskonzentrationen von Stickstoffdioxid (NO2) waren mit niedrigeren systolischen Blutdruckwerten assoziiert, zu viele Partikel unter 2,5 μm (PM2,5) hingegen mit höheren Werten (PLoS ONE 2023; online 8. Februar). Bei Mädchen war der Zusammenhang noch deutlicher als bei Jungen.

Die durchschnittliche jährliche Luftverschmutzung im jeweiligen Postleitzahlengebiet ermittelten die Forscherinnen und Forscher durch Modellhochrechnungen. Partikel bis 10 μm Größe (PM10) und Ozonwerte (O3) wurden einzeln betrachtet, für NO2und PM2,5 gab es auch ein Zwei-Schadstoffe-Modell, bei dem Ethnie, Alter, anthropometrische Daten und Pubertätsstatus mitberücksichtigt wurden. 3284 Elf- bis 13-Jährige wurden 2003-2004 an 51 Schulen im Großraum London in die Studie eingeschlossen und bis zum Alter von 14 bis 16 Jahren nachbeobachtet.

Partikel unter 2,5 μm treiben Blutdruck in die Höhe

O3korrelierte positiv mit den Blutdruckwerten. NO2, das negativ mit O3korreliert und in London überwiegend aus Dieselabgasen stammt, hatte gegenläufige Effekte: Ein Anstieg der NO2-Konzentration um 1 μg/m3war bei Mädchen mit einem systolischen Blutdruckabfall um 0,3 mmHg und bei Jungen um 0,19 mmHg assoziiert. Unter dem Einfluss erhöhter PM2,5-Werte bewegte sich der Blutdruck langfristig nach oben: Pro 1 μg/m3stieg er um 1,34 und 0,57 mmHg. Der diastolische Blutdruck wurde kaum beeinflusst, nur der Abfall bei Mädchen unter dem Einfluss von NO2war signifikant.

Ethnische Minderheiten sind stärker belastet

Ethnische Zugehörigkeit, Körpermaß, sozioökonomische Vorteile, sowie Adjustierungen nach Lärmbelastung oder der Lungenfunktion im Alter von 11 bis 13 veränderten die Assoziationen nicht. Allerdings lebten etwas mehr Jugendliche aus ethnischen Minderheiten – mit 80 Prozent die Mehrheit der Studienteilnehmer – häufiger in stärker belasteten Stadtteilen. Schwarze Jugendliche aus der Karibik oder Afrika und solche aus Bangladesch oder Pakistan waren stärkeren Schadstoffbelastungen ausgesetzt als ihre weißen Mitschüler.

Dass Luftverschmutzung bei Erwachsenen das kardiovaskuläre Risiko deutlich mitbeeinflusst, ist bereits gut untersucht. Die aktuelle Studie deutet darauf hin, dass das für Kinder und Jugendliche auch gilt. Im Wachstum können Organe leicht Schaden nehmen, und es ist damit zu rechnen, dass die Luftverschmutzung lebenslang Konsequenzen hat. Zumal sich Blutdruckabweichungen oft von der Jugend bis ins Erwachsenenalter fortsetzen.

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