Cochrane-Review: Schützen Masken generell vor respiratorischen Viren?

Das Tragen einer Maske gilt als eine wichtige Präventionsmaßnahme zum Schutz etwa vor COVID. Eine Cochrane-Analyse offenbart nun, dass MNS möglicherweise nicht vor allen respiratorischen Viren schützen.

22.02.2023

Das Tragen einer medizinischen Maske schützt anscheinend nicht so sehr vor Erregern wie bisher gedacht. Die Cochrane-Autoren räumen allerdings einige Einschränkungen des Studiendesigns ein.
© Foto: alexanderuhrin / stock.adobe.com
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In einem Cochrane-Review wurde erneut analysiert, ob das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder häufiges Händewaschen vor Infektionen mit respiratorischen Viren schützt. Dazu wurden die Ergebnisse aus 78 randomisiert-kontrollierten Studien mit insgesamt etwa 611.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgewertet (Cochrane Database Syst Rev 2011; online 30. Januar). Zusätzlich zu den Studien, die bereits in einem Review von November 2020 berücksichtigt wurden, wurden nun elf weitere Studien analysiert.

Diese insgesamt 78 Studien wurden zwischen 1980 und Oktober 2022 veröffentlicht. Meist wurde das Krankheitsgeschehen während epidemischer und nicht epidemischer Influenzaperioden untersucht. Nur sechs Studien wurden während der COVID-19-Pandemie durchgeführt.

Kein Effekt der Masken auf das Infektionsrisiko festgestellt

Die Studienautoren ermittelten, dass das Tragen einer medizinischen Maske wahrscheinlich nur einen geringen oder keinen Einfluss auf das Auftreten einer grippeähnlichen Erkrankung (ILI) oder COVID-19-ähnlichen Erkrankung hat. Auch auf die im Labor bestätigten Infektionen mit Influenzaviren oder dem Coronavirus SARS-CoV-2 hatte das Tragen von medizinischen Masken keinen Effekt. Zudem gab es kaum eindeutige Unterschiede beim Vergleich von medizinischen/chirurgischen Masken und Atemschutzmasken nach dem N95/FFP2-Standard. Hier gäben die Studien nur geringe Evidenz her.

Allgemein sei das Problem die mangelnde Qualität der Studien: Es bestehe viel Unsicherheit darüber, wie sich Gesichtsmasken auf das Infektionsrisiko auswirken, schreiben die Studienautoren. Dass in dieser Meta-Analyse kein Effekt von Masken auf die Infektion mit respiratorischen Viren nachgewiesen wurde, führen sie auf das unzureichende Studiendesign und auf die eingeschlossenen Studien mit geringer Power zurück. Die meisten der berücksichtigten Studien wurden zu Zeiten geringer Viruszirkulation durchgeführt. Auch sei in den Studien nicht kontrolliert worden, ob die Schutzmasken richtig getragen wurden und welche Qualität sie hatten.

Im Gegensatz dazu schrieb die Cochrane-Organisation im März 2020, zu Beginn der Corona-Pandemie, dass ein OP-Mundschutz und ein N95-Mundschutzdas Risiko einer Infektion mit respiratorischen Viren deutlich reduzieren könne. N95-Masken seien dem OP-Mundschutz möglicherweise nur geringfügig überlegen. Auch die „Centers for Disease Control“ (CDC) hatte im November 2020 veröffentlicht, dass Masken vor einer Corona-Infektion schützten, weil sie die Inhalation virushaltiger Tröpfchen oder Aerosole reduzierten.

Handhygiene schützt vor respiratorischen Viren

In der aktuellen Cochrane-Analyse hatte das Händewaschen, im Gegensatz zum Maske-Tragen, einen positiven Effekt auf die Prävention respiratorischer Viruserkrankungen. Eine verbesserte Handhygiene ging mit einer 14-prozentigen relativen Reduktion von akuten respiratorischen Erkrankungen einher.

Jedoch verhindert häufiges Händewaschen anscheinend nicht das Auftreten grippeähnlicher Erkrankung (ILI) und laborbestätigter Influenzainfektionen. Ein Grund dafür könne auch hier die fehlende Überprüfung sein, ob die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer auch tatsächlich so oft die Hände wuschen wie vorgegeben, geben die Studienautoren zu bedenken.(schu)

Quelle: Ärzte Zeitung

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