Corona-Folgen für die Jugend: Mehr Ess-Störungen und mehr Bildschirmzeit

Kaum eine Bevölkerungsgruppe war so gravierend durch die COVID-19-Pandemie belastet wie die Jugend. Forscher liefern nun weitere Hinweise darauf, wie sehr die Pandemie Kinder und Jugendliche beeinflusst hat.

von Von Marco Mrusek
05.12.2022

Angst vor der Waage: Die Zahl der Ess-Störungen unter Jugendlichen hat mit Pandemiebeginn zugenommen, berichten Wissenschaftler.
© Foto: Nomad_Soul / stock.adobe.com
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Die globale COVID-19-Pandemie hat einen deutlichen und vielschichtigen Einfluss auf Kinder und Jugendliche gehabt. Mehrere Teams von Wissenschaftlern haben sich in diesem Zusammenhang unterschiedliche Parameter des Pandemie-Einflusses angesehen.

Das Fazit der Forscher: Als Folge der Corona-Pandemie hat die Zahl der Ess-Störungen unter Heranwachsenden und jungen Erwachsenen zugenommen, die vor dem Bildschirm verbrachte Zeit ist gestiegen und der Cannabis-Konsum ist ebenfalls leicht gestiegen

Zum Thema Ess-Störungen hat ein Team um Dr. Sydney Hartman-Munick vom Kinderkrankenhaus Boston in einer Beobachtungsstudie untersucht, inwiefern sich das Volumen von stationären sowie ambulanten jugendlichen Patienten mit Beginn der Pandemie verändert hat. Dafür haben die Mediziner an 15 Kliniken, die Teil eines Ess-Störungs-Netzwerkes sind, Daten zwischen Januar 2018 und Dezember 2021 ausgewertet. Im Ergebnis berichten die Ärzte von einem signifikanten Anstieg der Diagnosen von Ess-Störungen bei jugendlichen Patienten im Zusammenhang mit der Pandemie, sowohl bei ambulanten als auch bei stationär aufgenommenen Patienten. Der Anstieg sei besonders groß im ersten Jahr der Pandemie gewesen (JAMA Pediatr 2022; online 7. November).

Bei der Bildschirmnutzung haben Psychologen um Dr. Sheri Madigan anhand einer Metaanalyse von 46 Studien untersucht, wie es um die vor einem Bildschirm verbrachte Zeit von 29.017 Jugendlichen aus 23 Ländern, darunter auch Deutschland, steht. Im Ergebnis stieg die durchschnittliche Bildschirmnutzungszeit mit Beginn der Pandemie von 162 täglichen Minuten auf 246 Minuten – ein 52-prozentiger Anstieg um 84 tägliche Minuten. Der Anstieg der Nutzungszeit war besonders groß bei den Zwölf- bis 18-Jährigen. In der Gruppe der deutschen Jugendlichen war die Zunahme der täglichen Bildschirmnutzungszeit nicht ganz so groß, hier gab es einen Anstieg von 59 täglichen Minuten (JAMA Pediatr 2022; online 7. November).

Beim Cannabis-Konsum Jugendlicher und junger Erwachsener hat ein Team um Dr. Joshua Black von der Denver Health and Hospital Authority Daten zum Cannabis-Konsum von 178.824 erwachsenen Teilnehmern eines Zensus im Zeitraum 2019 bis 2021 ausgewertet. Für die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen berichten die Wissenschaftler ab Pandemiebeginn eine Zunahme derjenigen Antworten, die von einem Cannabis-Konsum in den letzten zwölf Monaten berichten. Interessanterweise bezieht sich diese Zunahme jedoch nur auf die Bundesstaaten, in denen Cannabiskonsum illegal (eine Zunahme von 6,5 Prozentpunkten von 26,6 auf 33,1 Prozent) oder nur zu medizinischen Zwecken erlaubt ist (Zunahme von 1,6 Prozentpunkten von 29,2 auf 30,8 Prozent). In den Bundesstaaten jedoch, in denen der Freizeitkonsum von Cannabis erlaubt ist, sank der Konsum um 2,8 Prozentpunkte von 40,1 auf 37,2 Prozent (JAMA Netw Open 2022; online 7. November).

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Quelle: Ärzte Zeitung

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