Endometriose ist mit erhöhtem Schlaganfallrisiko assoziiert

Frauen mit laparoskopisch bestätigter Endometriose erleiden laut Ergebnissen einer Studie um 34% häufiger einen Schlaganfall als Frauen ohne eine solche Diagnose. Vor allem ein Faktor spielt dabei offenbar eine Rolle.

von Robert Bublak
07.09.2022

Holzmännchen mit Bauchschmerzen
© Foto: (M) Iluros / stock.adobe.com
Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Haben Frauen mit Endometriose ein erhöhtes Insultrisiko?

Antwort: Ja. Neben dem kardiovaskulären Risiko allgemein ist auch das Schlaganfallrisiko von Frauen mit einer Endometriosediagnose erhöht.

Bedeutung: Frauen mit Endometriose und ihre Ärztinnen und Ärzte sollten sich der Gefahr kardiovaskulärer Komplikationen und speziell auch des Schlaganfallrisikos bewusst sein und entsprechende Prävention betreiben.

Einschränkung: Es gab keine Daten zu den Subtypen der Insulte.

Den Zusammenhang zwischen Endometriose und dem Insultrisiko hat ein Team um die Epidemiologin und Biostatistikerin Leslie Farland von der University of Arizona in Tucson erforscht. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler analysierten dafür die Daten der Nursesʼ Health Study II. In einem 28 Jahre währenden Follow-up traten dabei 893 Zerebralinsulte bezogen auf 2.770.152 Personenjahre auf. Zu den Subtypen der Schlaganfälle lagen indes keine Daten vor.

Insgesamt war das Insultrisiko für Frauen mit Endometriose verglichen mit endometriosefreien Kontrollen um 34% erhöht. Eventuell störende Faktoren, wie unter anderem Alkoholkonsum, Body-Mass-Index (BMI), Alter bei Menarche bzw. Menopause, Geburten, Gebrauch von Kontrazeptiva, Rauchverhalten, Lebensstil, Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika, waren in die Berechnung einbezogen worden.

Farland und ihre Mitarbeiter schätzten auch den Anteil, den bestimmte Begleitumstände an der Assoziation zwischen Endometriose und Schlaganfällen hatten. Hiernach waren etwa 39% des Effekts durch Hysterektomie oder Oophorektomie in der Anamnese vermittelt, gefolgt mit einigem Abstand von postmenopausaler Hormontherapie (15,5%), Menopause vor dem 45. Geburtstag (12,3%), Hypertonieanamnese (8,4%) und Hypercholesterinämie (4,9%). Eine Verbindung zum Alter (unter oder über 50 Jahre), zu BMI (unter oder über 25), Infertilität oder Menopausenstatus war hingegen nicht festzustellen.

Ovariektomie als Risiko

Zur Erhöhung des Insultrisikos mag beitragen, dass Endometriose ein hyperinflammatorisches Milieu fördert. Ovariektomie, also die chirurgisch vorzeitig erzeugte Menopause, ebenso wie eine frühe Menopause selbst bergen ein kardiovaskulär-metabolisches Risiko, wie umgekehrt eine längere reproduktive Lebensspanne dieses Risiko zu senken scheint.

Das Ergebnis dieser Auswertung steht in einer Reihe mit früheren Befunden aus der Nursesʼ Health Study II, wonach Frauen mit Endometriose häufiger eine koronare Herzkrankheit, Hypertonie und Hypercholesterinämie entwickeln. Ihr Herzinfarktrisiko ist um rund 50% und das Risiko für angiografisch belegte Angina pectoris um etwa 90% gesteigert. Eingriffe an den Kornarien sind bei Endometriosepatientinnen um 35%, Bluthochdruck und erhöhte Blutfette um 29% bzw. 22% häufiger.

„Unsere prospektive Analyse mit knapp 30-jährigem Follow-up legt nahe, dass laparoskopisch bestätigte Endometriose auch mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle verknüpft ist“, schreiben Farland et al. Die Resultate sollten in weiteren großen longitudinalen Kohortenstudien repliziert werden, um den Beitrag der Therapie der Endometriose zum kardiovaskulären Risiko vollends zu klären.

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *