Fördert häufiges Telefonieren mit dem Handy Bluthochdruck?

Wer viel am Mobiltelefon hängt, hat ein erhöhtes Hypertonierisiko, verglichen mit Personen, die weniger telefonieren, legt eine Studie nahe. Zu möglichen Ursachen gibt es mehrere Theorien.

von Joana Schmidt
01.06.2023

News Extreme Handynutzer
© Foto: nenetus / stock.adobe.com
Anzeige

Die bisherige Studienlage zu potenziellen Zusammenhängen von starker Handynutzung und Bluthochdruck ist widersprüchlich, möglicherweise weil in manchen Studien nur das Telefonieren, in anderen auch Aktivitäten wie Nachrichtenschreiben und Spielen einbezogen wurden. In einer Analyse aus China korrelierte das Telefonieren mit dem Handy für mindestens 30 Minuten pro Woche mit einem um 12% gesteigerten Hypertonierisiko, im Vergleich zu Personen, die weniger als 30 Minuten wöchentlich telefonierten.

Studie mit 212.000 Teilnehmenden

Um mögliche Zusammenhänge zwischen Telefonverhalten und neu auftretendem Bluthochdruck zu untersuchen, nutzten Dr. Ziliang Ye von der Southern Medical University in Guangzhou Daten der britischen Biobank. Einbezogen wurden mehr als 212.000 Personen ohne vorherige Hypertonie (Durchschnittsalter: 54 Jahre). Sie empfingen oder tätigten mindestens einmal pro Woche Anrufe mit ihrem Mobiltelefon. Per Fragebogen wurde die Nutzungsdauer in Jahren, die Stunden pro Woche und der Einsatz von Freisprecheinrichtungen ermittelt.

Während der medianen Nachbeobachtungszeit von zwölf Jahren entwickelten knapp 14.000 Teilnehmende (7%) eine Hypertonie. Personen, die Mobiltelefone nutzten, hatten im Vergleich zu Nichtnutzern ein signifikant um 7% erhöhtes Risiko für Bluthochdruck. Wer 30 oder mehr Minuten pro Woche telefonierte, hatte ein signifikant um 12% gesteigertes Hypertonierisiko verglichen mit Teilnehmenden, die weniger als 30 Minuten pro Woche damit verbrachten. Diese Ergebnisse waren für Frauen und Männer ähnlich.

Je mehr Telefonate, desto höheres Risiko

Im Vergleich zu Personen, die weniger als fünf Minuten pro Woche telefonierten, korrelierten 30–59 Minuten, 1–3 Stunden, 4–6 Stunden und mehr als sechs Stunden Telefonzeit jeweils mit einem um 8%, 13%, 16% bzw. 25% erhöhten Risiko für Bluthochdruck. Die Nutzung von Freisprechanlagen über mehrere Jahre schien keinen Einfluss darauf zu haben. Das höchste Risiko, eine Hypertonie zu entwickeln, hatten Personen mit einer längeren wöchentlichen Nutzungsdauer und einem hohen genetischen Bluthochdruckrisiko. Alle Ergebnisse waren auf Störfaktoren wie Alter, Geschlecht, BMI, Familienanamnese, Raucherstatus, Bildungsgrad, Lipid- und Blutzuckerwerte, Nierenfunktion und Medikamente adjustiert worden.

Die Ursache der Beobachtungen ist noch nicht geklärt. In Frage kommen der Arbeitsgruppe um Ye zufolge etwa eine Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit und Schlafstörungen, was zu Gefäßschäden führen könnte. Frühere Studien weisen darauf hin, dass die Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern durch Mobiltelefone möglicherweise schädliche Auswirkungen auf molekularer und zellulärer Ebene haben könnte, darunter DNA-Schäden, oxidativer Stress und Entzündungsprozesse, was zu Bluthochdruck beitragen könnte.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Telefonieren mit Mobiltelefonen eher keinen Einfluss auf das Hypertonierisiko hat, solange die wöchentliche Gesprächszeit unter einer halben Stunde liegt“, fassen die Forschenden zusammen. Es bedürfe weiterer Studien, um die Ergebnisse zu überprüfen. Bis dahin erscheine es ratsam, Handygespräche auf ein Minimum zu beschränken, um die Herzgesundheit zu erhalten.

Quelle: SpringerMedizin.de

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *