Gewerbliche Geschirrspüler könnten Gesundheit schädigen

Klarspüler in gewerblichen Geschirrspülern enthalten oft Alkoholethoxylat, das das Darmepithel schädigt, berichten Schweizer Forscher. Auch Reste auf Spülgut fördern möglicherweise Allergien und andere chronische Krankheiten.

10.01.2023

Professionelle Spülmaschine: Binnen weniger Minuten ist das Geschirr damit sauber und trocken. Chemikalienreste aus dem Prozess könnten aber toxisch sein, so eine Studie
© Foto: Тимур Конев / stock.adobe.com
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Ob Restaurant, Schule oder Kaserne: Professionelle Geschirrspülmaschinen sorgen dafür, dass Teller, Gläser und Besteck in nur wenigen Minuten wieder blitzsauber und trocken sind. Doch das praktische System ist mit gesundheitlichen Risiken verbunden, berichten Forschende vom Schweizerischen Institut für Allergie- und Asthmaforschung (SIAF) an der Universität Zürich (UZH).

Das Team fand in einer Studie heraus, dass ein Inhaltsstoff von gewerblichen Klarspülern einen toxischen Effekt auf den Magen-Darm-Trakt hat (Journal of Allergy and Clinical Immunology. 2022; online 1. Dezember).

Chemische Rückstände auf sauberen Tellern

Bei einem für gewerbliche Geschirrspüler typischen Waschgang zirkulieren heißes Wasser und Spülmittel für etwa sechzig Sekunden bei hohem Druck in der Maschine, berichtet die UZH in einer Mitteilung. Danach erfolgt für weitere sechzig Sekunden ein Spül- und Trockengang unter Zugabe von Wasser und Klarspüler.

„Besonders bedenklich ist, dass bei vielen Geräten dabei keine zusätzlichen Spülgänge zur Entfernung der Reste des Klarspülers durchgeführt werden“, wird Studienleiter Professor Cezmi Akdis in einer UZH-Mitteilung zitiert: „Dadurch bleiben potenziell giftige Substanzen auf dem Geschirr zurück und trocknen ein“, berichtet der SIAF-Direktor. Bei der nächsten Verwendung des Geschirrs können sie so leicht in den Magen-Darm-Trakt gelangen.

Das Forschungsteam um Akdis hat deswegen untersucht, welche Auswirkungen die Inhaltsstoffe von gewerblichen Spülmitteln und Klarspülern auf das Darmepithel haben. Ein Defekt in dieser Barriere wird mit Krankheiten wie Nahrungsmittelallergien, Gastritis, Diabetes, Fettleibigkeit, Leberzirrhose, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, Autismus-Spektrum-Erkrankungen, chronischen Depressionen und Alzheimer in Verbindung gebracht.

Ähnliche Schutzschichten gibt es auch auf der Haut und in der Lunge. Wie zahlreiche Studien gezeigt haben, können viele im Alltag verwendete Zusatzstoffe und Chemikalien diesen einen Schaden zufügen. „Wir nehmen an, dass defekte epitheliale Barrieren bei der Entstehung von zwei Milliarden chronischen Krankheiten eine Rolle spielen“, so Akdis in der Mitteilung. Diesen Zusammenhang erklärt die sogenannte Epithelbarriere-Hypothese, die Akdis mitentwickelt hat.

Toxische Substanz aus speziellem Klarspüler

Für ihre Untersuchung verwendeten die Forschenden eine neu entwickelte, Technologie − menschliche Darm-Organoide und Darmzellen auf Mikrochips. Das Gewebe bildet hierbei dreidimensionale Zellhäufchen, die dem menschlichen Darmepithel sehr ähnlich sind.

Mit verschiedenen molekularbiologischen Methoden analysierten sie den Effekt, den gewerbliche Geschirrspüler und Klarspüler auf diese Zellen hatten. Hierbei setzten sie Verdünnungen ein, die in etwa der auf dem Geschirr getrockneten Menge entsprachen (1:10.000 bis 1:40.000).

Das Resultat: In einer hohen Dosis führte der Klarspüler zum Tod der Darmepithelzellen, bei niedrigeren Dosen wurde die Epithelbarriere durchlässiger. Zudem beobachteten sie die Aktivierung mehrerer Gene und die Produktion von Signalstoffen, die Entzündungsreaktionen auslösen können. Eine genauere Analyse zeigte, dass vor allem einer der Inhaltsstoffe des Klarspülers, nämlich Alkoholethoxylat, für diese Reaktion verantwortlich war.

Laut Akdis sind diese Erkenntnisse von großer Bedeutung für die öffentliche Gesundheit: „Die von uns nachgewiesenen Effekte können den Beginn der Störung des Darmepithels und vieler chronischer Krankheiten signalisieren.“ Er fordert deshalb, sofort Maßnahmen zu ergreifen. „Es ist wichtig, die Öffentlichkeit auf diese Gefahr hinzuweisen, da Alkoholethoxylate offenbar häufig in gewerblichen Geschirrspülern verwendet werden.“(eb)

Quelle: Ärzte Zeitung

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