Hauptsache Bewegung – wann, das ist nicht so wichtig

Ob Freizeitsportler ihre Aktivitäten regelmäßig auf die Woche verteilen oder nur wochenends aktiv sind, ist für die gesundheitlichen Effekte offenbar nicht entscheidend, wie Ergebnisse einer Studie nahelegen.

von Robert Bublak
26.08.2022

Jogger bei Sonnenaufgang
© Foto: Stefan Schurr / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Spielt es für die gesundheitlichen Auswirkungen eine Rolle, ob sportliche Aktivitäten über die Woche verteilt werden oder sich nur aufs Wochenende konzentrieren?

Antwort: Nein. Entscheidend ist die Menge an Sport, nicht die Frequenz.

Bedeutung: Für Menschen, die während der Woche wenig Zeit für täglichen oder regelmäßigen Sport finden, genügt es, sich am Wochenende auszutoben.

Einschränkung: Die Angaben zur sportlichen Aktivität stammen aus Selbstauskünften der Probanden.

Wie sich körperliche Aktivität auf die Gesamtmortalität sowie auf die kardiovaskuläre und die Krebssterblichkeit auswirkt, hat ein internationales Team von Präventionsmedizinern im Zuge einer prospektiven Kohortenstudie untersucht. Die Forscher um Mauricio dos Santos von der Universidade Federal de São Paulo griffen dafür auf Daten von mehr als 350.000 Teilnehmern des US National Health Interview Survey zurück, einer repräsentativen Umfrage, die jährlich in den Vereinigten Staaten von Statistikern der Centers for Disease Control and Prevention durchgeführt wird und auch Auskünfte zu den körperlichen Aktivitäten in der Freizeit umfasst.

Dos Santos und Kollegen verglichen anhand ihrer Daten die Effekte körperlicher Aktivität im von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Ausmaß* mit den Folgen von körperlich passiver Lebensführung. Dabei unterschieden sie, ob die sportlichen Ertüchtigungsmaßnahmen über die Woche verteilt wurden – also mindestens dreimal in der Woche Sport getrieben wurde – oder ob sie sich aufs Wochenende konzentrierten bzw. höchstens zweimal wöchentlich stattfanden.

Im Verlauf einer medianen Nachbeobachtungszeit von gut zehn Jahren, entsprechend 3,6 Millionen Personenjahren, ereigneten sich knapp 22.000 Todesfälle. Rund 4000 Personen starben an kardiovaskulären Erkrankungen, etwa 6000 an Krebs. Im Vergleich war die Gesamtsterblichkeit der regelmäßigen Sportler um 15% niedriger als jene der sich wenig bewegenden Teilnehmer; für die kardiovaskuläre und die Krebssterblichkeit erreichte die Mortalitätsreduktion eine ähnliche Größenordnung.

Keine Unterschiede in der Mortalität

Auch die Wochenendsportler hatten im Mittel eine um 8% niedrigere Gesamtsterblichkeit, mit ebenfalls ähnlichen Reduktionen mit Blick auf kardiovaskuläre und Krebsmortalität. Allerdings waren die Differenzen zu den Sportmuffeln hier nicht statistisch signifikant. Stellte man jedoch die Wochenendsportler den regelmäßigen Sportlern gegenüber und glich die Berechnungen gegen das Gesamtvolumen der körperlichen Aktivität ab, waren keine statistisch bedeutsamen Differenzen zu erkennen: Ob dem Sport über die Woche verteilt oder nur am Wochenende gefrönt wurde, war in puncto Mortalitätseffekt gleichgültig.

Die Ergebnisse unterstrichen, dass körperliche Aktivität mit geringeren Risiken hinsichtlich der Gesamt- und ursachenspezifischen Mortalität assoziiert sei, resümieren dos Santos und Mitarbeiter. „Vor allem aber zeigen sie, dass es – die gesundheitlichen Wirkungen betreffend – womöglich keinen entscheidenden Unterschied macht, ob die empfohlene Menge an Sport über die Woche verteilt oder auf weniger Tage konzentriert wird.“ Das sei wichtig zu wissen für Menschen, die während ihrer Arbeitswoche seltener Gelegenheit haben, täglich oder regelmäßig zu sporteln.


Die WHO empfiehlt Erwachsenen in ihren Leitlinien von 2020 ein wöchentliches Sportpensum von 150–300 Minuten moderater körperlicher Aktivität (5–6 Punkte auf einer Skala von 0–10) oder 75–150 Minuten Aktivität in starker Intensität (7–8 Punkte).

Quelle: SpringerMedizin.de

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