Hautcreme mit Cannabis – nur eine verrückte Idee?

Menschen mit Hauterkrankungen, die auf der Suche sind nach passenden Pflegeprodukten aus der Natur, kommen an diesen drei Buchstaben kaum noch vorbei: CBD. Allein ein Google-Aufruf zu „CBD“ und „Akne“ liefert fast 350000 Ergebnisse. Doch was sagt die Wissenschaft dazu?

19.10.2022

Frau drück Creme aus einem Spender
© Foto: ZoomTeam / stock.adobe.com
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CBD soll bei Akne, Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen beruhigen und kühlen, Entzündungen hemmen, Juckreiz und Schmerzen lindern, die Talgproduktion reduzieren und das Immunsystem regulieren. Ist CBD also ein wahres Wundermittel für geschädigte Haut? Eindeutige Belege gibt es dafür nicht. Sucht man in der medizinischen Fachliteratur nach Studien, in denen CBD bei Hauterkrankungen geprüft wird, dann ist das Ergebnis – anders als bei der Google-Recherche – äußerst mager.

Zum Beispiel wird bei Akne immer wieder eine zwölfwöchige Studie aus dem Jahr 2015 mit gerade einmal elf Probandinnen und Probanden zitiert, bei denen die Gesichtshaut mit CBD weniger ölig und gerötet war als ohne.

Trotz fehlender Evidenz interessant

Den Mangel wissenschaftlicher Evidenz bestätigt auch die Hautärztin Dr. Uta Schlossberger von der Praxis Kolumbahof in Köln. „Es gibt keine Studien, schon gar nicht mit Hunderten von Menschen mit Hauterkrankungen.“ Schlossberger zufolge stützt sich die Verwendung von CBD bei Hautkrankheiten vor allem auf Erfahrungswerte.

Für die Dermatologin haben die CBD-haltigen Kosmetika trotzdem ihre Berechtigung: „Es gibt schon Gründe für den Hype um CBD. Es hat entzündungshemmende und antioxidative Effekte und kann Schmerzen reduzieren, Schwellungen lindern und die Entzündungsaktivität etwas herunterfahren.“ Und Entzündungen spielen bei vielen Hautkrankheiten eine Rolle, etwa bei Akne, Rosacea, Neurodermitis und Schuppenflechte.

Inhaltsstoff der Hanfpflanze

CBD, kurz für Cannabidiol, wird aus der Hanfpflanze (Cannabis sativa) gewonnen. Anders als der Hanfinhaltsstoff Tetrahydrocannabinol (THC) wirkt CBD aber nicht berauschend. Als Kosmetika oder Nahrungs(ergänzungs)mittel dürfen CBD-haltige Produkte in Deutschland nur dann verkauft werden, wenn sie weniger als 0,2 Prozent THC enthalten.

Der Hauttyp - ob trocken oder fettig - ist egal

Dass es auf der Basis von CBD künftig auch Medikamente zur Behandlung von Hauterkrankungen geben wird, glaubt Schlossberger indes nicht: „Ich sehe die Produkte eher in der gleichen Sparte wie Harnstoff- oder Hyaluronsäure-haltige Kosmetika – als gute Pflegecremes und -öle, die einen Wasserspeichereffekt haben und essenzielle Fettsäuren mitbringen.“

Die positiven Auswirkungen von CBD-haltigen Pflegeprodukten sind laut Schlossberger nicht allein auf das Cannabinoid zurückzuführen. Auch andere Bestandteile von Hanf(samen)öl können dazu beitragen, das Hautbild zu verbessern, zum Beispiel seien in Hanföl Vitamine mit antioxidativer Wirkung und Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren in einem besonders günstigen Verhältnis enthalten.

Erst am Handgelenk testen

Einen günstigen Effekt der CBD-haltigen Pflege erwartet Schlossberger am ehesten bei Hauterkrankungen mit entzündlicher Komponente wie Akne, Rosacea oder Schuppenflechte. „Aber wie bei allen Pflegemitteln gilt, dass man sie ausprobieren muss.“ Am besten solle man sie zunächst am Handgelenk oder in der Ellenbeuge testen.

Äußerlich angewendetes CBD hat der Dermatologin zufolge keine Nebenwirkungen. Es besteht jedoch die Möglichkeit von allergischen Reaktionen auf Hanf, außerdem sind den meisten Kosmetika Duft- und Konservierungsstoffe zugesetzt.

Welchen Hauttyp man hat, trocken oder fettig, ist dagegen nicht wichtig: „Ein Vorteil von Hanföl ist, dass es die Poren nicht verstopft und deshalb auch für fettige Haut geeignet ist“, so Schlossberger.

Quelle: Ärzte Zeitung

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