In FSME-Risikogebieten hapert es an der Prävention

Von Mai bis Oktober ist Hochsaison für zeckenübertragene Krankheiten wie Frühsommer-Meningoenzephalitis. In Risikoregionen und -ländern ist Impfschutz ratsam.

von Von Wolfgang Geissel
13.07.2022

Die Übertragung der FSME-Viren erfolgt bereits innerhalb der ersten Stunden nach dem Zeckenstich.
© Foto: sasel77 / stock.adobe.com
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Je besser das Wetter in einem Jahr, desto mehr Menschen in Deutschland erkranken an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das Robert Koch-Institut (RKI) betont deshalb: Wer sich in Risikogebieten in der Natur aufhalten will, sollte sich vor den Überträgerzecken schützen und gegen FSME geimpft sein.

Die Impfung reduziert das FSME-Risiko deutlich, so das RKI: 99 Prozent der 390 Betroffenen von 2021 waren nicht oder nur teilweise geimpft. Und wer erkrankt, hat ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf: Gut jeder zweite Betroffene 2021 hatte neurologische Manifestationen (Meningitis, Enzephalitis oder Myelitis). Zwei über 80-Jährige waren letztes Jahr an FSME gestorben, ebenso ein junger Erwachsener mit Grunderkrankungen.

In Risikoregionen sind Geimpfte in der Minderheit

Trotzdem sind die Schutzquoten in Risikogebieten eher niedrig, und zwar besonders bei den stärker gefährdeten über 60-Jährigen, so das RKI. Nach den aktuellsten Zahlen dazu (von 2019) hatten nur 7,7 bis 38,6 Prozent der Erwachsenen insgesamt in Risikoregionen den FSME-Schutz.

Sechs Kreise sind 2022 neu auf der FSME-Risikokarte ausgewiesen:

  • drei in Brandenburg (Oberspreewald-Lausitz, Oder-Spree und Spree-Neiße),
  • erstmals ein Kreis in Nordrhein-Westfalen (Stadtkreis Solingen) sowie
  • zwei Kreise in Sachsen (Chemnitz und Görlitz).

Damit sind 175 Kreise in Deutschland als FSME-Risikogebiete eingestuft. Und: Auch in Bundesländern ohne Risikogebiete werden vereinzelt FSME-Fälle beobachtet, warnt das RKI. Besonders wenn Überträgerzecken aktiv sind, sollte deutschlandweit bei typischen Symptomen auch an FSME gedacht werden (Epid Bull. 9/2022; ab S. 3).

„Jede Impfung zählt!“

Viele Menschen sind nur teilweise geimpft. Wurde die Grundimmunisierung unterbrochen, sollte sie mit den fehlenden Dosen abgeschlossen werden. Auch entgegen anderslautender Angaben gilt dabei: „Jede Impfung zählt“, betont die Ständige Impfkommission (STIKO): „Eine einmal begonnene Grundimmunisierung kann jederzeit fortgesetzt werden, es muss keine erneute Grundimmunisierung erfolgen.“ Auch wenn ein Booster erst Jahre nach dem empfohlenen Impfzeitpunkt verabreicht werde, biete er je nach Lebensalter wieder drei bis fünf Jahre Schutz, so die STIKO.

Das RKI weist auch auf FSME-Risiken im Ausland hin. 2021 waren Infektionen offenbar aus Österreich und Schweden sowie Ägypten, Estland, Frankreich, Kroatien und die Schweiz eingeschleppt worden. Und: Vor einigen Jahren gab es in Deutschland auch FSME-Übertragungen mit Ziegen-Rohmilch oder -Frischkäse.

Quelle: Ärzte Zeitung

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