Orale Kontrazeptiva: Neuere Präparate mit höherem Thromboserisiko

(kib) Orale Kontrazeptiva erhöhen das Risiko, eine Thrombose zu erleiden. Eine Studie des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS zeigt nun: Das Risiko ist bei neueren Präparaten höher als bei älteren.

11.11.2022

Frau hält Blister mit oralem Kontrazeptivum in der Hand
© Foto: Rattankun Thongbun / Getty Images / iStock
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In ihrer Studie verglichen die Wissenschaftler das Risiko für venöse Thromboembolien zwischen neun kombinierten oralen Kontrazeptiva. Diese sind in Deutschland bei Mädchen und jungen Frauen erstattungsfähig. Daher konnten die Forschenden die Daten von Krankenkassen verwenden, um das Thrombose-Risiko der unterschiedlichen Präparate in dieser Altersgruppe abzuschätzen.

Insgesamt umfasste die Studienpopulation 677.331 Mädchen und junge Frauen mit einer Neuverordnung zwischen 2005 und 2017. Das Durchschnittsalter betrug 16 Jahre.

Doppelt so hohes Risiko

Die Studie bestätigte, dass das Thromboserisiko bei vielen der neueren Präparate doppelt so hoch ist wie bei älteren Präparaten, die den Wirkstoff Levonorgestrel als Gestagen-Komponente enthalten. Das gilt auch für Präparate mit den Gestagen-Komponenten Dienogest und Chlormadion, deren Thromboserisiko bisher noch wenig untersucht war.

Geringstes Risiko: Levonorgestrel plus Ethinylestradiol (niedrig dosiert)

Wie es in einer Mitteilung heißt, bestätigte die Studie, dass die Kombination Levonorgestrel mit niedrigem Ethinylestradiol-Gehalt das geringste Thromboserisiko hat. Darüber hinaus konnten die Forscher zeigen, dass das Thromboserisiko für die neuen Pillen-Varianten auf Basis von Chlormadinon doppelt so hoch ist und damit im gleichen Bereich liegt wie für Desogestrel und Drospirenon. Wer sein Thromboserisiko durch die Pille möglichst gering halten will, sollte den Wissenschaftlern zufolge ein Präparat auf Basis von Levonorgestrel nutzen.

Zwar seien Thrombosen insbesondere bei jungen Frauen sehr seltene Ereignisse. Dennoch sei, basierend auf Schätzungen der europäischen Arzneimittelbehörde, davon auszugehen, dass es durch die Verschreibung von oralen Kontrazeptiva mit hohem Thromboserisiko statt jenen mit geringem jedes Jahr zu zwei bis sieben zusätzlichen Thrombosen pro 10.000 Nutzerinnen kommt. Diese ließen sich durch eine andere Verschreibepraxis verhindern.

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