Pandemie reißt Lücken in Krebs-Früherkennung

(kib) Im Pandemiejahr 2020 gingen deutlich weniger Menschen zur Krebsvorsorge als 2019. Das zeigt eine Auswertung von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

15.12.2021

Frau bei der Mammographie
© Foto: Sven Bähren / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Screenings auf Gebärmutterhalskrebs sind im Jahr 2020 um 5,5 Prozent gegenüber 2019 eingebrochen. Bei der Mammografie der Brust und den Tastuntersuchungen der Prostata gingen die Teilnahmequoten der gesetzlich Versicherten um jeweils 8,1 Prozent zurück.

Die deutlichsten Einbußen verzeichnete die Hautkrebs-Früherkennung (-19,8 %): Laut Jürgen Klauber, Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), ist das aber nicht nur Folge der Pandemie, sondern hängt auch damit „zusammen, dass dieses Screening in zwei Drittel der Fälle beim Hausarzt und im Rahmen der Allgemeinen Gesundheitsuntersuchung stattfindet. Auf diese Untersuchung besteht seit Mitte 2019 alle drei Jahre ein Anspruch“. Zuvor waren es alle zwei Jahre.

Neue Regelungen gab es auch bei Darmspiegelungen (Koloskopie) zur Früherkennung. Seit Anfang 2019 können Männer schon ab 50 statt ab 55 Jahren daran teilnehmen, so Klauber. „Zudem werden seit Mitte 2019 Anspruchsberechtigte per Anschreiben von ihrer Krankenkasse zu dieser Vorsorge eingeladen“. Trotz Rückgängen in der ersten Pandemiewelle verzeichnete die Darmkrebs-Früherkennung in der Jahresbilanz sogar einen leichten „Anstieg von 2,1 Prozent“, heißt es in einer Pressemitteilung des WIdO und des AOK-Bundesverbandes.

Bezieht man allerdings alle Koloskopien ein, die im ambulanten und stationären Bereich zur Früherkennung und zur Diagnose durchgeführt werden, zeigt sich 2020 ein Minus von 6,5 Prozent.

Werden Tumore erst später erkannt, hat das gesundheitliche Folgen. Eine Auswertung von AOK-Abrechnungsdaten aus Kliniken im Pandemie-Zeitraum von März 2020 bis Juli 2021 zeigt, dass 13 Prozent weniger Darmkrebs-Operationen durchgeführt wurden als noch 2019. Ein Negativ-Trend ließ sich auch bei Brustkrebs-OPs feststellen (-4 %). Klauber befürchtet: „Mittelfristig könnte sich dies in einem größeren Anteil höherer Schweregrade bei den Erkrankungen zeigen und auf die Sterblichkeit auswirken“.

Quelle: Pharma Fakten

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