Prävention: Wie viele Schritte am Tag sind optimal?

Je mehr Schritte ein Mensch am Tag macht, desto geringer ist sein aktuelles Sterberisiko, bestätigt eine Metaanalyse. 10.000 Schritte täglich müssen es aber nicht unbedingt sein.

von Wolfgang Geissel
19.05.2022

Running Female With Mobile Phone Connected To A Smart Watch
© Foto: Andrey Popov / stock.adobe.com
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  • Je mehr sich jemand bewegt desto geringer ist sein Risiko für einen frühen Tod.
  • Mit einem Schrittzähler kann jeder seine körperliche Aktivität einfach ermitteln.
  • Der Rat zu 10.000 Schritten am Tag ist nicht evidenzbasiert.
  • Nach neuen Studiendaten sind 6000 bis 8000 Schritte am Tag für über 60-Jährige und 8000 bis 10.000 Schritte für Jüngere das Optimum.

Die tägliche Schrittzahl ist ein einfacher Parameter, um Menschen das optimale Ausmaß an Bewegung zur Prävention von Erkrankungen wie Herzkreislauf-Leiden oder Typ-2-Diabetes zu verdeutlichen. Das wünschenswerte Aktivitätsniveau lässt sich dabei mit Fitnesstrackern oder Smartphone-Apps einfach kontrollieren.

Allerdings: Für die Wirksamkeit der bisher empfohlenen 10.000 Schritte am Tag gibt es keine Evidenz, berichtet die „Steps for Health Collaborative“ um Professorin Amanda E. Paluch von der University of Massachusetts in Amherst (USA) (Lancet Public Health 2022; 7: e219).

Metaanalyse mit 47.471 Erwachsenen

Das Team hat jetzt eine Metaanalyse von 15 Studien zur täglichen Schrittzahl vorgelegt. Die Untersuchungen mit insgesamt 47.471 erwachsenen Teilnehmern waren zwischen 1999 und 2018 begonnen worden. Während einer mittleren Beobachtungszeit von 7,1 Jahren waren 3013 Teilnehmer gestorben (etwa zehn pro 1000 und Jahr).

Untersucht wurden die Sterberaten (jeglicher Ursache) in Abhängigkeit von der täglichen Schrittzahl der Teilnehmer. Dabei wurde eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Schrittzahl und Sterberisiko vorgelegt, und zwar sowohl bei Menschen unter 60 als auch bei den Senioren ab 60.

Die Probanden wurden in der Analyse anhand der Schrittzahlen in Quartile eingeteilt:

  • Quartil eins mit im Median 3553 Schritten am Tag sowie
  • Quartil zwei mit 5801,
  • Quartil drei mit 7842 und
  • Quartil vier mit 10.901 Schritten.

Was sind die Ergebnisse?

Im Vergleich zum Quartil mit der niedrigsten Schrittzahl hatten Probanden in Quartil zwei ein 40 Prozent niedrigeres Sterberisiko (Hazard Ratio: 0,60), Probanden des Quartils drei ein um 45 Prozent niedrigeres Sterberisiko (HR: 0,55) und Probanden des Quartils vier ein um 53 Prozent niedrigeres Sterberisiko (HR: 0,47).

Bei den Senioren nahm das Sterberisiko mit zunehmender Schrittzahl bis zu einem täglichen Wert von 6000 bis 8000 Schritten ab. Bei den unter 60-Jährigen sank das Sterberisiko bis zu einem Wert von 8000 bis 10.000 täglichen Schritten.

Die Schrittfrequenz sowie das Geschlecht der Probanden hatten keinen signifikanten Einfluss auf das Sterberisiko.

Wie viele Schritte sollten es nun sein?

Das Fazit: Um das Niveau der körperlichen Aktivität bei einem Menschen zu bestimmen und zu verbessern, ist die tägliche Schrittzahl ein leicht zu vermittelnder Parameter, betonen die Studienautoren.

Die Ergebnisse der Metaanalyse deuten darauf hin, dass sich ein optimaler Nutzen, besonders bei älteren Erwachsenen auch unter dem populären Referenzwert von 10.000 Schritten täglich erzielen lässt. Dies könnte künftig in Gesundheitsleitlinien zur Prävention berücksichtigt werden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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