Reiseplanung heißt nicht, nur an Corona zu denken

Mit dem richtigen Policen-Mix lässt sich der Urlaub gegen sehr viele Risiken absichern. Es gilt jedoch, aufmerksam die Konditionen zu studieren, damit der Urlaub nicht teuer endet.

von Katrin Berkenkopf
30.07.2021

Muss die langersehnte Urlaubsreise nach einem Unfall abgebrochen werden, springt die Abbruchversicherung ein.
© Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com
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Die Corona-Pandemie stellt die Urlaubsplanung vor ganz neue Herausforderungen, und klassische Reiseversicherungen schützen Kunden nicht automatisch gegen die finanziellen Folgen von Erkrankungen oder Quarantäneverfügungen. Auch wer in Deutschland seine Ferien verbringt und so der Gefahr entgeht, dass sein Ziel kurzfristig zum Virusvariantengebiet oder Hochinzidenzregion erklärt wird, muss genau schauen, wie er abgesichert ist und ob er mögliche Zusatzkosten versichern möchte.

Reiseversicherer und Verbraucherschützer merken die Verunsicherung der Urlauber derzeit an einer größeren Anzahl von Anfragen. „Auch bei Jüngeren, die sonst keine Police abgeschlossen haben, gibt es mehr Bedarf“, berichtet Katrin Rieger, Bereichsdirektorin Reisevertrieb Deutschland beim Hamburger Versicherer Hanse Merkur. „Es kann eben schnell teuer werden, gerade für Individualreisende.“ Diese Verunsicherung werde sicher auch noch eine Weile anhalten, glaubt sie.

Policen für Rücktritt und Abbruch

Die üblichen Pakete zur Deckung von Urlaubsrisiken bestehen meist aus einer Auslandskrankenversicherung, einer Reiserücktrittsversicherung und einer Reiseabbruchpolice. Die Rücktrittsversicherung springt ein, wenn eine Reise gar nicht erst angetreten werden kann, weil etwa die versicherte Personen einen Unfall hatte oder arbeitslos geworden ist. Sie zahlt aber auch, wenn ein naher Angehöriger schwer erkrankt und die Kunden deshalb nicht reisen möchten. Die Abbruchpolice zahlt, wenn die Reise aus einem versicherten Grund vorzeitig beendet werden muss.

Mit Corona kommt nun ein neues Risiko hinzu, das in vielen Jahrespaketen nicht abgedeckt ist: beispielsweise, dass die Reise nicht angetreten werden kann, weil ein Familienmitglied in Quarantäne geschickt wird. Es kann auch vorkommen, dass die Reisenden den Aufenthalt am Urlaubsort verlängern müssen, weil sie sich selbst mit dem Virus infiziert haben.

Es kann eben schnell teuer werden, gerade für Individualreisende.

Katrin RiegerBereichsdirektorin Reisevertrieb Deutschland beim Hamburger Versicherer Hanse Merkur

Versicherungsexpertin Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt, Policen, die die neuen Pandemie-Risiken nicht decken, konsequent zu kündigen und sich eine bessere Absicherung zu suchen. Wer den Aufwand scheut und etwa mit seinem Jahrespaket grundsätzlich zufrieden ist, kann bei seinem Anbieter auch stattdessen nach Zusatzdeckungen fragen. Die Ergo-Reiseversicherung etwa bietet ihren Kunden den Zusatzschutz entweder einmalig für eine bestimmte Reise oder ebenfalls als Jahrespaket, das dann aber auch separat wieder gekündigt werden muss.

Viele Airlines, Hotels, ganze Urlaubsregionen und auch Veranstalter werben mit eigenen Corona-Absicherungen, um Urlauber zu einer Buchung zu bewegen. So gibt es bei Tui beispielsweise für Pauschalreisebuchungen eine Police der Axa-Tochter Inter Partner Assistance kostenlos dazu. Allein auf solche Deckungen verlassen, sollten sich Urlauber aber nicht, rät Verbraucherschützerin Weidenbach. Erstens ist der Umfang der Absicherung sehr unterschiedlich und nicht immer leicht zu durchschauen. Zweitens können auch abseits der Pandemie Ereignisse eintreten, für die man eine Versicherung in Anspruch nehmen muss – etwa wenn der Nachwuchs sich beim Kicken das Bein bricht und die ganze Familie dann nicht in den Urlaub fahren kann. Das ist von solchen Pandemie-Produkten natürlich nicht erfasst.

Kein Schutz bei Hochinzidenzstufe

Eine Gefahr in diesem Sommer lässt sich übrigens nicht absichern: das Risiko, dass das Urlaubsland kurzfristig zu einem Hochinzidenz- oder Virusvarianten-Gebiet erklärt wird, wie es gerade mit Portugal geschehen ist. Mit einer Zwangsquarantäne im Anschluss werden Ferien an einem solchen Ziel für die meisten Menschen unmöglich.

Eine solche pandemische Entwicklung deckt aber kein Versicherer, er kümmert sich immer nur um das individuelle Risiko seiner Kunden. Wer seinen Sommerurlaub im Ausland verbringen möchte, muss deshalb auf Kulanz hoffen: Reiseveranstalter bieten in solchen Fällen meistens kostenloses Storno oder Umbuchung an. Wer individuell reist, sollte vor der Buchung bereits mit seinem Hotel oder Ferienhausvermieter klären, ob er in solchen Fällen vom Vertrag zurücktreten kann und eventuelle Anzahlungen erstattet oder wenigstens für eine künftige Buchung gutgeschrieben bekommt.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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