Seife oder Desinfektionsmittel – was schützt besser vor Viren?

Gute Handhygiene ist in Zeiten der Coronapandemie so selbstverständlich geworden wie Zähneputzen. Über die beste Methode herrscht jedoch noch keine Einigkeit. Eine Metaanalyse liefert neue Impulse.

von Joana Schmidt
15.10.2021

Werden Hände zu häufig mit Seife traktiert, drohen Ekzeme. Dermatologen empfehlen, mehr zu desinfizieren und anschließend mit Pflegeprodukten die Haut bei der Regeneration zu unterstützen.
© Foto: Racle Fotodesign / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Schützt der Einsatz von Desinfektionsmittel oder Händewaschen mit Seife besser vor akuten Atemwegsinfektionen?

Antwort:Beide Arten der Handhygiene verringern das Risiko einer Ansteckung mit respiratorischen Viren, Desinfektionsmittel scheint besser abzuschneiden.

Bedeutung:Den Studienautoren zufolge reicht die Evidenz, um den Einsatz von Desinfektionsmittel im Alltag zu fördern.

Einschränkung:Die Schlussfolgerungen basieren hauptsächlich auf indirekter Evidenz und nicht in allen Studien wurde die Dosis-Wirkungs-Beziehung untersucht.

Hand aufs Herz: Handhygiene schützt vor Viren. Die beste Methode, wenn man sich die Hände schmutzig gemacht hat, ist umstritten: In die Hände spucken? Sie in Unschuld waschen? Eins liegt auf der Hand: Sie ins Feuer legen, hilft nicht. Für eine bessere Handlungsanleitung als diese: Eine Metaanalyse mit Hand und Fuß.

Für die Analyse berücksichtigten Prof. Tammy Hoffmann von der Bond University in Gold Coast und ihr Team 18 randomisierte Studien. Darin war untersucht worden, wie sich die Übertragung von Atemwegsinfektionen besser verhindern lässt – durch Händewaschen mit Seife oder Desinfektionsmittel. Entweder waren Personen, die eines davon benutzten, mit Kontrollen verglichen worden, die dies nicht taten, oder beides war direkt gegenübergestellt worden.

Häufigkeit scheint nicht ausschlaggebend

Eine Analyse der drei Vergleichsstudien von Seifenverwendern und Kontrollpersonen lieferte kein signifikantes Ergebnis. Bei den sechs Untersuchungen mit Desinfektionsmittelnutzern und Kontrollen zeigte sich jedoch eine signifikante Abnahme des Risikos für Atemwegsinfektionen um 20% in der Interventionsgruppe. Die Forscher konnten keine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Häufigkeit des Händewaschens oder -desinfizierens und dem Ansteckungsrisiko beobachten.

In vier Studien wurde der Effekt von Desinfektionsmittel und Seife direkt verglichen, sie waren jedoch zu heterogen, um die Ergebnisse zusammenzufassen: In zweien zeigte sich eine signifikant größere Risikoreduktion bei den Personen, die Desinfektionsmittel benutzten, während in den anderen zwei kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen beobachtet wurde.

Desinfektionsmittel schneidet besser ab

„Angemessen durchgeführte Handhygiene, sowohl mit Seife als auch mit Desinfektionsmittel, verringert das Risiko einer Übertragung von Atemwegsviren. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass Desinfektionsmittel die wirksamere Variante sein könnte“, lautet das Fazit von Hoffmann und Kollegen. Mögliche Gründe für eine bessere Wirksamkeit von Desinfektionsmittel könnten ihnen zufolge sein, dass es bequemer und schneller benutzt werden kann, dass seine Anwendung besser eingehalten wird und dass es die Haut weniger reizt als Seife.

Quelle: www.springermedizin.de

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