Studie: Schulschließungen beeinflussten Anstieg von Depressionen

Kinder und Jugendliche wiesen laut einer Analyse von Bevölkerungsforschern während der Corona-bedingten Schulschließungen häufiger Depressionssymptome auf als vor Ausbruch der Pandemie.

07.03.2023

Pandemiebedingte Restriktionsmaßnahmen haben laut BiB-Institut zu einem Anstieg der Depressionssymptome bei Jungen und Mädchen in Europa beigetragen.
© Foto: Patrick Pleul / dpa (Symbolbild mit Fotomodell)
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Corona-bedingte Schulschließungen haben den Anstieg von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen laut einer neuen Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) stark beeinflusst.

Junge Menschen wiesen demnach während der Schulschließungen in den Lockdowns zu 75 Prozent häufiger generelle Depressionssymptome auf als vor Ausbruch derPandemie. Im Vergleich erhöhte sich die Häufigkeit für derartige Symptome im Zeitraum ohne Schulschließungen nur um 27 Prozent.

Vor allem bei männlichen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren sei ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen, teilte das BiB am Mittwoch mit. Bei der Auswertung klinisch relevanter Depressionsraten habe sich ebenfalls ein Anstieg ergeben – dieser liege hingegen klar beiweiblichen Kindern und Jugendlichen.

Für die BiB-Untersuchung wurden in einem europaweiten Vergleich 22 Studien mit Daten vor und nach der Pandemie analysiert. Ein wichtiges Ergebnis laute, dass je strikter Eindämmungsmaßnahmen wie Schulschließungen ausgefallen seien, desto größer habe die Zunahme genereller Depressionssymptome gelegen. Auch wenn die Pandemie in Europa weitgehend überstanden sei, litten weiter viele junge Menschen an den psychischen Folgen der Lockdowns.

„Therapieplätze kurzfristig zugänglich machen“

Die Studienautoren schlussfolgern, dass frühzeitige Erkennung und Behandlung depressiver Symptome bei Kindern und Jugendlichen eine große Bedeutung für die öffentliche Gesundheitsfürsorge habe. „Dabei ist es wichtig, Angebote wie Familienberatung, Schulsozialarbeit und Therapieplätze auch kurzfristig zugänglich zu machen“, betone BiB-Forscherin Dr. Helena Ludwig-Walz. Die Studie ist im Fachmagazin „Child and Adolescent Psychiatry and Mental Health“ erschienen.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte kürzlich im ARD-Morgenmagazin erklärt, im Nachhinein sei es falsch gewesen, Schulen und Kitas so lange geschlossen zu halten.Kinder- und Jugendärztehatten die wochenlangen Schul- und Kitaschließungen während der Pandemie immer wieder scharf kritisiert und dazu auf körperliche und seelische Folgen der Lockdown-Maßnahmen hingewiesen.(hom)

Quelle: Ärzte Zeitung

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