Umgang mit Putzmitteln geht mit Asthmarisiko beim Kind einher

Haben werdende Mütter häufigen Kontakt mit Putz- oder Desinfektionsmitteln, ist das für ihre Kinder mit höheren Asthmaraten verbunden. Das gilt auch, und womöglich sogar insbesondere, für den Kontakt schon vor der Konzeption.

von Robert Bublak
19.11.2021

Putzen als Beruf: Welchen Einfluss die verwendeten Putzmittel auf spätere Kinder haben könnten, hat nun ein Forscherteam untersucht (Symbolbild mit Fotomodell).
© Foto: Kzenon / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Welchen Einfluss hat der mütterliche Umgang mit Reinigungsmitteln und Desinfizienzien im Beruf für das Asthmarisiko ihrer Kinder?

Antwort:Haben Frauen Kontakt mit solchen Substanzen, ist das Asthmarisiko der Kinder erhöht, und zwar, sofern er schon vor oder um den Zeitpunkt der Konzeption herum beginnt. Startet der berufliche Umgang erst nach der Geburt, lässt sich kein Zusammenhang feststellen.

Einschränkung:Präkonzeptionelles und intrauterines Zeitfenster ließen sich nicht strikt trennen.

Wie sich der berufliche Umgang von künftigen Müttern mit Putz- und Desinfektionsmitteln auf das Asthma- und Wheezingrisiko ihres Nachwuchses auswirkt, hat eine internationale Forschergruppe untersucht (Journal of Allergy and Clinical Immunology 2021; online: 18. Oktober). Dr. Gro Tjalvin und ihre Mitarbeiter von der Universität Bergen in Norwegen untersuchten dafür 3318 Mutter-Kind-Paare und interessierten sich dafür, wie häufig die Kinder vor dem zehnten Lebensjahr Symptome entwickelten. 1307 Mütter hatten in einem Beruf gearbeitet, in dem sie in geschlossenen Räumen Kontakt mit Putz- und Desinfektionsmitteln gehabt hatten – etwa als Reinigungskräfte, in der Pflege oder als Köchinnen. 2011 berufstätige Mütter ohne einen solchen Kontakt dienten als Kontrollen.

Tjalvin und Kollegen unterteilten die Kontaktphase je nachdem, ob der Kontakt schon vor der Konzeption, um die Zeit der Konzeption und der Schwangerschaft herum oder erst nach der Geburt des Kindes begonnen hatte. Ein Umgang mit den genannten Mitteln schon vor der Konzeption war beim Nachwuchs im Vergleich zu den Kindern der Kontrollmütter mit einem um 56 Prozent erhöhten Asthmarisiko verbunden.

Bei dem Vergleich war Asthma mit nasalen Allergien um 77 Prozent, Wheezing und/oder Asthma um 71 Prozent häufiger. Das Asthma- bzw. Wheezingrisiko für Kinder stieg bei Kontakt der Mutter um die Zeit der Konzeption herum um 125 Prozent. Hatte der Umgang mit Putzmitteln und Desinfizienzien hingegen erst nach der Geburt begonnen, war kein Zusammenhang mit dem Asthmarisiko der Kinder festzustellen. Insgesamt lag die Rate für Asthma vor dem Alter von zehn Jahren bei 7,0 Prozent und für Asthma und/oder Wheezing bei 8,1 Prozent.

Epigenetischer Effekt auf die Keimbahn?

Generell ließen die errechneten Zahlen darauf schließen, dass für das Asthma- und Wheezingrisiko der Kinder vor allem der Putzmittelkontakt ihrer Mütter vor der Empfängnis relevant war, auch wenn sich dies in der Aufteilung der Gruppen nicht strikt von einer Exposition in utero trennen ließ.

Allerdings gab es eine kleine Gruppe von 150 Müttern, die nachweislich vor und nur vor der Konzeption mit solchen Mitteln umgegangen waren; im Schnitt hatte der Kontakt sieben Jahre vor der Geburt geendet. Tendenziell lag die Steigerung des Asthmarisikos für die Kinder hier genauso hoch wie für die größere Gruppe von Kindern, deren Mütter vor der Empfängnis und danach Kontakt mit solchen Substanzen gehabt hatten. Statistische Signifikanz erlangten die Steigerungsraten aber nicht, möglicherweise war die Gruppe dafür nicht groß genug.

Die Unterscheidung des prä- und des postkonzeptionellen Kontaktes ist wichtig. Ersterer kann sich nur auf den Nachwuchs auswirken, wenn er in die Keimbahn eingreift, etwa über epigenetische Veränderungen. Hingegen erzeugt Letzterer unter Umständen eine ungünstige intrauterine Umgebung für den Fetus, die sich in späterem Asthma niederschlagen könnte. Kausale Ableitungen lässt die Studie zwar nicht zu; Tjalvin und ihr Team halten einen Kausalzusammenhang allerdings für möglich.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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