Verfärbung der Mundschleimhaut kann viele Ursachen haben

Wird ein Pigmentfleck in der Mundhöhle gefunden, besteht die wichtigste Maßnahme im Ausschluss eines malignen Melanoms. In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob es differenzialdiagnostische Hinweise zur Unterscheidung der verschiedensten Läsionen der Mundschleimhaut gibt.

von Dr. Nicola Zink
06.11.2021

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© Foto: pathdoc - Fotolia
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gibt es spezifische Merkmale zur Einordnung von Pigmentflecken der Mundschleimhaut?

Antwort: Es gibt einige Hinweise auf die unterschiedlichsten Veränderungen. Der häufigste Grund für eine Verfärbung der Mundschleimhaut war in dieser Studie die Amalgamtätowierung.

Bedeutung: Farbliche Veränderungen in der Mundhöhle sollten immer sorgfältig diagnostiziert werden.

Einschränkung: Da es sich um eine retrospektive Studie handelt, konnten fehlende Daten, wie die Lokalisation der Läsion, nicht mehr eruiert werden. Die Diagnosen konnten ebenfalls nicht überprüft werden.

Pigmentierte Veränderungen der Mundschleimhaut können durch exogene (Amalgam, Grafit, Rußpartikel, Schwermetallfarben) oder endogene (Melanin, Hämoglobin, Bilirubin, Hämosiderin) Pigmente verursacht werden. Sie können einzeln oder multipel beziehungsweise diffus auftreten und man unterscheidet physiologische (bei dunkler Hautfarbe) oder iatrogene (Amalgamtätowierung) Verfärbungen. In einer brasilianischen Studie wollten Wissenschaftler die Häufigkeit sowie klinische Merkmale von solitären und multiplen farblichen Veränderungen der oralen Mukosa herausfinden. Sie analysierten dazu die Gewebeproben von 905 Patientinnen und Patienten.

95,9% der Veränderungen traten solitär auf. Dabei waren die häufigsten Diagnosen Amalgam-Tattoo (43,3%), melanotische Makula (30,8%) und melanozytärer Nävus (19,4%). Multiple/diffuse Veränderungen machten insgesamt 4,1% aus. Am häufigsten waren die Rauchermelanose (40,5%), die in Brasilien nicht selten vorkommende ethnische Pigmentierung (21,6%) und die medikamenteninduzierte Pigmentierung (13,5%) zu verzeichnen. Insgesamt acht maligne Melanome (0,9%) wurden gefunden. Sie hatten die Farben Rot, Rosa, Braun und Schwarz und waren an den unterschiedlichsten Stellen im Mundraum zu finden.

Vorsicht bei schnell wachsenden Verfärbungen

Um erste Hinweise auf die mögliche Diagnose zu bekommen, geben die Studienautoren einige Tipps: Amalgam-Tätowierungen und maligne Melanome sind vor allem bei Erwachsenen zwischen der vierten und siebten Lebensdekade zu finden, während melanotische Makulae, melanozytäre Nävi und Melanoakanthome meist jüngere Erwachsene betreffen. Auf ein Amalgam-Tattoo weisen die zeitliche und räumliche Nähe zu einer Amalgamentfernung sowie röntgendichte Pigmente im Röntgenbild. Prädilektionsstellen für eine melanotische Makula sind die Lippenränder. Kleine Läsionen und leicht erhabene Stellen deuten auf melanozytäre Nävi hin und blaue Verfärbungen am Gaumen auf einen blauen Nävus.

Ein Melanom kommt vor allem am Gaumen vor, bei Patientinnen und Patienten zwischen dem fünften und siebten Lebensjahrzehnt. Eine asymmetrische Form, unregelmäßige Ränder, verschiedenste Farben und ein schnelles Wachstum sollten argwöhnisch machen, genauso wie Ulzerationen, Blutungen und Schmerzen.

An systemische Erkrankungen denken

Bei zahlreichen Syndromen kann es zu einer vermehrten Melaninbildung in der Mundschleimhaut kommen, geben die Autoren zu bedenken. Dazu zählen beispielsweise Morbus Addison mit unspezifischen Symptomen wie Hyperpigmentation der Haut und des Genitale, Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerz und Gewichtsverlust. Auch das Peutz-Jeghers-Syndrom, eine autosomal-dominant vererbte gastrointestinale Polypose mit charakteristischen Pigmentflecken an Haut und Schleimhäuten, könnte infrage kommen. Weitere Erkrankungen sind etwa das Cushing-Syndrom, Hyperthyreose, Aids, Morbus Wilson.

Die Autoren betonen, dass alle farblichen Veränderungen der Mundschleimhaut zuverlässig diagnostiziert werden sollten, um ein malignes Melanom sicher ausschließen zu können.

Tavares TS et al. Differential diagnoses of solitary and multiple pigmented lesions of the oral mucosa: Evaluation of 905 specimens submitted to histopathological examination. Head Neck 2021; https://doi.org/10.1002/hed.26872

Quelle: www.springermedizin.de

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