Warum gute Asthmakontrolle die Umwelt schont

Schlecht für die Umwelt: Inhalatoren zur Asthma-Therapie bestehen aus Plastik und enthalten Treibhausgase. Ein Pneumologen argumentiert, man soll aber nicht Patienten durch eine unbedachte Abschaffung gefährden.

von Friederike Klein
13.12.2021

Böses Asthmaspray? Die Verpackung ist für manchen umweltbewussten Menschen ein Problem.
© Foto: ia_64 / stock.adobe.com
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In Großbritannien kam es aus Umweltschutzgründen von Seiten der Politik zur Empfehlung, stabile Patienten, die Dosieraerosol-Inhalatoren (engl. pressurized metered dose inhaleres, pMID) benutzen, auf Pulverinhalatoren (engl. dry powder inhalers, DPI) umzustellen, um Treibhausgase zu reduzieren.

Professor Omar S. Usmani vom Imperial College in London, England, warnte beim virtuellen ERS (European Respiratory Society)-Kongress davor, unkritisch Forderungen dieser Art umzusetzen, wenn sie die individuelle Therapiewahl infrage stellen.

Es sei wichtig, bei der Wahl des Devices nicht die Gesundheit der Patienten zu gefährden. Es müsse berücksichtigt werden, was am wirksamsten und am sichersten für den individuellen Patienten sei und was der Patient bevorzuge.

Wirksamkeit der Therapie ist das Allerwichtigste

Für Patienten mit Asthma und COPD (und Ärzte) ist nach einer von ihm zitierten Umfrage Wirksamkeit das Allerwichtigste bei der Wahl eines Inhalators, die Folgen für die Umwelt das am wenigsten Wichtige. In Real-World-Studien mit stabil eingestellten Asthma- und COPD-Patienten war das Behandlungsergebnis bei Verwendung derselben Medikamente mit pMDI-Anwendung besser als mit DPI-Anwendung.

Ein Grund mag sein, dass eine ganze Reihe von Patienten Schwierigkeiten hat, die benötigte Flussrate bei der Inspiration aufzubringen, um einen DPI effektiv zu nutzen. Das gelte etwa für sehr junge, sehr alte und viele sehr kranke Patienten, so Usmani und rief dazu auf, mehr Zeit mit den Patienten zu verbringen, um herauszufinden, ob sie ihren Inhalator überhaupt richtig anwenden.

SABA-Bedarfsmedikation kritisch überprüfen!

Das A und O auch für die Umwelt ist eine gute Asthmakontrolle. Patienten mit einer schlechten Asthmakontrolle wenden mehr kurzwirksame Betamimetika (SABA) an ( 3 Einheiten pro Jahr) und tragen entsprechend mehr als gut kontrollierte Patienten zur Freisetzung von Klimagasen bei, wie eine beim ERS-Kongress vorgestellte aktuelle Studie belegt.

Letztlich stellt die SABA-Bedarfsmedikation den weitaus größten Anteil der Treibhausgasemissionen durch Inhalationstherapien dar und muss daher kritisch überprüft werden. Für Deutschland wurden in der Untersuchung Emissionen von 415 Tonnen CO2 pro 10000 Personenjahren durch SABA-Übergebrauch bei Asthma errechnet, die potenziell reduziert werden könnten. „Eine verbesserte Asthmakontrolle kann zum Klimaschutz beitragen“, betonte Usmani.

Er warnte aber davor, Patienten mit Asthma wegen ihrer medizinisch begründeten Inhalationstherapie zu stigmatisieren. Über die medizinischen Aerosole würden global weniger als 0,05 Prozent des insgesamt emittierten CO2 freigesetzt. Die Politik sollte sich lieber erst einmal mit den Hauptverursachern beschäftigen.

Von den immer noch emittierten Fluorkohlenwasserstoffen stammen nur vier Prozent aus Aerosolen, aber 84 Prozent aus Kühlgeräten und Klimaanlagen. Die Medizin tut schon das ihrige, meinte er und berichtete, zwei Unternehmen hätten für 2025 Dosieraerosole angekündigt, die deutlich weniger Treibhausgase freisetzen werden.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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