Was Cannabisrauch in der Lunge anrichten kann

Ähnlich wie Tabakrauch enthält auch Marihuanarauch karzinogen wirkende sowie atemwegsreizende Verbindungen. Der regelmäßige Konsum schädigt womöglich ähnlich wie das Tabakrauchen Lunge und Atemwege. Forschende aus Kanada gingen auf Spurensuche mithilfe der Computertomografie.

von Dr. Dagmar Kraus
04.01.2023

Joint
© Foto: Richard Villalon / Fotolia
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Welche Effekte hat das Cannabisrauchen auf Lunge und Atemwege im Vergleich zum Tabakrauchen und Nichtrauchen?

Antwort:Die Analyse computertomografischer Thoraxaufnahmen ergab bei Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten im Vergleich zu ausschließlich tabakrauchenden Personen sowie nicht rauchenden Kontrollpersonen eine höhere Rate von Emphysemen und entzündlich bedingten Veränderungen der Atemwege. Das bestätigte auch die altersgematchte Subgruppenanalyse.

Bedeutung:Gerade im Hinblick auf die Legalisierung des Cannabiskonsums gewinnt der potenziell lungenschädigende Effekt des Marihuanarauchs an Bedeutung.

Einschränkung:Retrospektive Studie mit nur wenigen Probandinnen und Probanden. Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten rauchten oftmals auch regelmäßig Tabak.

Im Rahmen einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie haben Radiologinnen und Radiologen vom Ottawa Hospital General Campus die computertomografischen Thoraxaufnahmen von 56 Marihuana rauchenden, 33 ausschließlich Tabak rauchenden und 57 nicht rauchenden Personen analysiert und verglichen. Dabei achteten sie vor allem auf Emphyseme und entzündliche Veränderungen der Atemwege, wie Verdickung der Bronchialwände, Bronchiektasien und mukoide Impaktationen. Aber auch die Kalzifizierung der Koronarien sowie Hinweise auf eine Gynäkomastie waren wichtige Kriterien. Die teilnehmenden Männer und Frauen waren alle im Ottawa Hospital, einem Krankenhaus der Maximalversorgung, behandelt und computertomografisch untersucht worden. Berücksichtigt wurden ausschließlich Datensätze, die vor November 2020 generiert worden waren. Die Bilder wurden jeweils von zwei unabhängigen Gutachterinnen und Gutachtern ausgewertet.

Marihuanarauchende schnitten am schlechtesten ab

Auf den CT-Thoraxaufnahmen der Cannabisrauchenden konnten häufiger Emphyseme diagnostiziert werden als bei nicht rauchenden Kontrollpersonen oder auch Tabakraucherinnen und -rauchern (75% vs. 5% vs. 67%). Verdickungen der Bronchialwände, Bronchiektasien und mukoide Impaktationen waren auf den Bildern der Marihuanagruppe ebenfalls häufiger zu diagnostizieren. Gleiches galt für die Gynäkomastie mit Raten von 38% in der Cannabisgruppe, 16% in der Kontrollgruppe und 11% der ausschließlich Tabak rauchenden Gruppe. Auch der Anteil von Koronarverkalkungen war bei den Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten mit 43% höher als in der nicht rauchenden Kontrollgruppe mit 26%, statistisch signifikant war der Unterschied jedoch nicht.

In einer altersgematchten Subgruppenanalyse mit Personen über 50 Jahren schnitten die Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen ebenfalls schlechter ab (30 Marihuanarauchende, 33 ausschließlich Tabakrauchende, 29 Nichtrauchende). Auffallend war vor allem die hohe Emphysemrate von 93% bei Marihuana rauchenden Personen, in der Tabakgruppe lag sie bei 67%. Beim Kriterium Koronarkalk unterschieden sich Cannabis- und Tabakgruppe auch in der Subgruppenanalyse nicht.

Limitierte Aussagekraft

Entzündungen der Atemwege und Emphyseme fanden sich in den computertomografischen Thoraxaufnahmen von Marihuanaraucherinnen und -rauchern häufiger als bei ausschließlich Tabak rauchenden sowie nicht rauchenden Personen, so das Resümee der Radiologinnen und Radiologen aus Kanada. Aus Sicht der Forschenden könnten die besondere Inhalationstechnik sowie bronchodilatorisch wirkende Inhaltsstoffe im Marihuanarauch ausschlaggebend für diesen Effekt sein. Allerdings sei Vorsicht bei der Interpretation der Daten angebracht: Zum einen weil die Übereinstimmung der Doppelbefundungen stark variierte und der Marihuanakonsum kaum quantifiziert werden konnte, zum anderen weil ein beträchtlicher Teil der Cannabiskonsumentinnen und -konsumenten auch Tabak rauchte.

Quelle: SpringerMedizin.de

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