Wetten Sie gegen sich selbst

(kib) Wiederholt gegen sich selbst zu wetten, motiviert und kann das Erreichen von Zielen begünstigen. Das zeigt ein deutsch-israelisches Forschungsprojekt.

22.03.2023

Hand wirft rote Würfel in die Luft
© Foto: vege / stock.adobe.com
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Ob es der regelmäßige Besuch eines Fitnessstudios ist, der Verzicht auf Zigaretten oder der Entschluss, sich gesellschaftlich mehr zu engagieren: Die Vorsätze sind schnell gefasst, doch die Krux liegt in der Umsetzung. Menschen reagieren in der Regel sehr sensibel auf Fehlschläge und so geht die anfängliche Motivation schnell verloren.

Verhaltensforscher beschreiben dieses Phänomen als „Planning-Ongoing-Gap“. Hier setzt das Forschungsprojekt der Teams der Universität Vechta und der Technischen Universität Israel an, welches mit rund 300.000 Euro von der VolkswagenStiftung gefördert wurde. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollten herausfinden, wie sich diese „Planungslücke“ überbrücken lässt.

Gegen sich selbst wetten

Die Forscherinnen und Forscher entwarfen ein Selbstbindungsinstrument in Form von „wiederholten Wetten gegen sich selbst“. Im Vordergrund stand hier das Erreichen kleiner und kurzfristiger Ziele. Die Teilnehmenden legten tägliche oder wöchentliche Ziele, beispielsweise eine bestimmte Schrittzahl, fest und hinterlegten einen Wetteinsatz. Wurde das Ziel erreicht, bekamen die Wettenden den Einsatz zusammen mit einem Mikro-Anreiz – beispielsweise wenige Cent – ausbezahlt.

Dabei ist der Wetteinsatz, und damit der mögliche Verlust, immer höher als der potenzielle Gewinn. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen beobachteten bereits der israelische Pionier der kognitiven Psychologie, Amos Tversky, und der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann, dass Menschen bestrebt sind, Verluste zu vermeiden. Zum anderen bildet dieses Ungleichgewicht sehr realitätsnah ab, dass es wiederholter Erfolge benötigt, um ein größeres Ziel zu erreichen.

Positive für Gesundheit und Engagement

Der Ansatz der „wiederholten Wette“ wurde als Motivationsinstrument zur Steigerung der körperlichen Gesundheit – eingebettet in und überprüft durch eine eigens entwickelte App – und zur Förderung des intergenerationalen Austauschs in der Freiwilligenarbeit genutzt. Nicht in jeder Teilstudie stand Geld im Vordergrund. In Form von „Engagementspunkten“ wurde ebenfalls eine nicht-monetäre Lösung mit großem Erfolg getestet.

Während es bisher ein Problem von solchen Selbstbindungsinstrumenten war, dass Menschen durch den möglichen Verlust des Einsatzes abgeschreckt werden, konnten für die „wiederholte Wette gegen sich selbst“ sehr hohe Teilnahmeraten festgestellt werden. Eine mögliche Erklärung sehen die Wissenschaftler darin, dass Menschen diese Herausforderung als Spiel wahrnehmen. Die Wissenschaftler arbeiten aktuell in verschiedenen Projekten daran, die Treiber des Erfolgs weiter zu erforschen.

Quelle: Universität Vechta

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