Wie kontaktlose Zahnmedizin funktionieren kann

Nicht nur für Hausärzte, auch für Zahnärzte gibt es digitale Lösungen. Sie können helfen, sowohl genauer zu arbeiten als auch persönliche Kontakte zu reduzieren.

13.06.2020

Ein Zahnarzt nimmt Maß: Die Anamnese bleibt Handarbeit, doch digitale Lösungen reduzieren im Anschluss auch beim Zahnarzt den Kontakt.
© Foto: Robert Kneschke / stock.adobe.com
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Die aktuelle Corona-Krise und das Abstandsgebot treiben in allen Bereichen die Digitalisierung voran. Plötzlich funktionieren Homeoffice und Telemedizin, wo es vorher nicht möglich zu sein schien. In einigen Hausarztpraxen haben sich Videosprechstunden schon etabliert, in der Zahnarztpraxis ist es ungleich schwerer, einen digitalen Ansatz zu finden. Bohren per Video ist natürlich nicht möglich.

Viele Zahnärzte haben daher in der Krise ihren Praxisbetrieb auf Notfallversorgung heruntergefahren, um Patienten und auch sich selbst zu schützen – obwohl das für die wirtschaftliche Lage der Praxen teils dramatische Auswirkungen hat. Zudem haben viele Patienten aus demselben Grund den Besuch beim Zahnarzt vermieden.

Doch es gibt mittlerweile auch Zahnarztpraxen, die versuchen, digital zu arbeiten, wo es möglich ist. „Wir kommunizieren beispielsweise prinzipiell digital mit unseren Patienten“, berichtet Dr. Jean-Marc Kouamé aus Köln. Das spare Zeit. Die Patienten werden per WhatsApp oder SMS an Termine erinnert. Seitdem würden weniger Termine versäumt. Auch gebe es eine virtuelle Vorplanung für Behandlungen, die mit Patienten digital besprochen werden könne, so Kouamé.

Dafür arbeitet die Praxis mit dem Berliner Start-up PlusDental zusammen, die Zahnärzten die Möglichkeit einer digitalisierten kieferorthopädischen Behandlung mit Zahnschienen (Alignern) anbietet. Dabei gehe es um kleine ästhetische Korrekturen bei leichter bis mittlerer Fehlstellung.

Weniger Termine in der Praxis

Bisher müssten Patienten bei diesen Behandlungen mehrmals in die Praxis kommen, nach dem neuen Modell allerdings in der Regel nur einmal zur ausführlichen Anamnese, bei der Mundhygiene, Zahnstatus und Zahnfleisch begutachtet werden.

„Viele kennen bestimmt noch das unangenehme Abformen der Zähne, das fällt zum Beispiel komplett weg. Das übernimmt ein 3D-Intraoralscan, der die Zähne digital abformt, was ein schnelleres und genaueres Bild ergibt. Diese Daten werden an den Anbieter geschickt und können dort sofort bearbeitet werden“, erklärt Kouamé.

Aufgrund der Visualisierung, wie das Ergebnis später aussieht, können die Patienten einfacher eine Entscheidung für oder gegen eine Behandlung treffen.

Die Zahnschienen kommen per Post

Entscheidet sich der Patient für die Behandlung, dann kommen die Zahnschienen per Post. Über die App werde dem Patienten gesagt, wann und wie lange er die Schienen tragen soll. Der Patient mache Fotos seiner Zähne und bekomme unmittelbares Feedback, so Kouamé.

Der Arzt könne so die Behandlungsfortschritte einsehen und begutachten und bei Bedarf den Patienten in die Praxis einbestellen. Vorteil: „Lange Wege in die Praxis für meist nur recht kurze Kontrolltermine fallen weg, was eine enorme Zeitersparnis für Patient und Zahnarzt ist.“

Dr. Peter Baumgart, Geschäftsführer von PlusDental, glaubt, dass die derzeitige Situation für die Zahnärzteschaft zum digitalen Weckruf wird. Er sieht kräftigen Rückenwind für die digitalisierte kieferorthopädische Behandlung. (mn)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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