Verschwörungstheorien können Krebsprävention erschweren

Von bösen Mächten überzeugte Personen haben auch Schwierigkeiten, tatsächliche Krebsursachen von Mythen zu unterscheiden, zeigt eine Umfrage. Allerdings nicht nur sie.

von Joana Schmidt
27.01.2023

Holzwürfel mit "Fact" und "Fake"
© Foto: Dilok / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Wie gut können von Verschwörungstheorien Überzeugte und Kontrollpersonen Wahrheiten und Mythen bei der Krebsprävention unterscheiden?

Antwort:Es fiel allen Befragten schwer, Krebsursachen korrekt einzuordnen, die Kontrollen schnitten aber besser ab als die Verschwörungstheoretiker.

Bedeutung:Die Ergebnisse deuten auf einen Zusammenhang zwischen digitaler Fehlinformation und daraus resultierenden falschen Gesundheitsentscheidungen hin.

Einschränkung:Durch die Umfrage auf Internetplattformen ist ein Selektionsbias möglich.

Etablierte Risikofaktoren für Krebs zu kennen, ist der erste Schritt zur Prävention, während Fehlinformationen Menschen von vorbeugenden Maßnahmen abhalten können. Empfänglichkeit für Verschwörungstheorien trägt offenbar dazu bei, auch in dieser Hinsicht Fakten zu misstrauen und Mythen für wahr zu halten. In einer Umfrage war das besonders unter Impfgegnern, Anhängerinnen alternativer Medizin und Personen, die an eine flache Erde oder eine Machtübernahme durch Reptilienmenschen glauben, verbreitet.

Von rund 1.500 Befragten waren 209 nicht gegen COVID-19 geimpft, 112 zogen die alternative der konventionellen Medizin vor und 62 gaben an, an eine flache Erde oder an die Gesellschaft manipulierende Echsenmenschen zu glauben. Online berichteten sie über ihre Gesundheitsgewohnheiten und sollten tatsächliche und unbewiesene Krebsursachen als solche identifizieren. Ihre Einschätzungen wurden mithilfe der validierten Fragebögen CAM (Cancer Awareness Measure) und CAM-MYCS (Cancer Awareness Measure Mythical Causes Scale) erfasst.

Bewusstsein für Krebsursachen insgesamt gering

Zu den tatsächlichen Krebsursachen zählten Rauchen, Alkoholkonsum, wenig körperliche Aktivität, Sonnenbrand in der Kindheit, Krebs in der Familie, HPV-Infektionen, Übergewicht und der Verzehr von verarbeitetem Fleisch. Unter den Krebsmythen waren der Verzehr von Lebensmitteln mit Süß- oder Zusatzstoffen und genetisch veränderten Nahrungsmitteln, der Einsatz von Mikrowellen, Sprühdosen, Mobiltelefonen oder Putzmitteln, das Wohnen in der Nähe von Stromleitungen, elektromagnetische Wellen und Stress.

Bei allen Teilnehmenden war das Bewusstsein über Krebsursachen gering, auch wenn es für die erwiesenen Ursachen größer war als für die nicht bestätigten (medianer CAM-Score 64% vs. 42%). Die am häufigsten für Tatsachen gehaltenen Krebsmythen waren der Verzehr von Lebensmitteln mit Zusatz- oder Süßstoffen, das Gefühl von Stress und der Konsum von gentechnisch veränderten Lebensmitteln. Impfgegner sowie von Alternativmedizin oder Verschwörungstheorien Überzeugte hatten ein geringeres Bewusstsein für tatsächliche Ursachen und Mythen als Personen ohne diese Überzeugungen: Sie identifizierten median 55% der erwiesenen Ursachen, bei den Kontrollen waren es 64%. Sie erkannten median auch weniger Mythen (19%) als die Kontrollgruppe (42%).

Viele Befragte waren verunsichert

45% aller Teilnehmenden stimmten der Aussage „Es scheint, als ob alles Krebs verursacht“ zu. Hierbei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Ungeimpften (44%), von Verschwörungstheorien (42%) oder Alternativmedizin (36%) Überzeugten sowie Personen ohne die jeweilige Einstellung (45%, 46% bzw. 46%).

Das verdeutliche die Schwierigkeit der Gesellschaft, tatsächliche Ursachen und Mythen zu unterscheiden, betont das Forscherteam um Dr. Sonia Paytubi vom Catalan Institute of Oncology in Barcelona. „Zudem weisen die Ergebnisse auf einen direkten Zusammenhang zwischen digitaler Fehlinformation und daraus resultierenden falschen Gesundheitsentscheidungen hin“, so die Studienautoren und -autorinnen. Sie sehen darin Potenzial, weitere Krebsfälle zu vermeiden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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