Weniger Typ-1-Diabetes nach Rotaviren-Impfung

Lässt sich mit der Impfung gegen Rotaviren bei Kindern Typ-1-Diabetes vermeiden? Eine neue Studie offenbart: Das Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, ist bei Kindern mit einer vollständigen Immunisierung gegen Rotaviren deutlich niedriger.

von Von Anne Bäurle
19.07.2019

Rotavirus-Impfung: Seit Juli 2013 empfiehlt die STIKO die Impfung von unter 6 Monate alten Säuglingen.
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Eine vollständige Vakzinierung gegen Rotaviren könnte Kinder vor Typ-1-Diabetes schützen: In einer US-Studie mit 1,4 Millionen Kindern hatten diejenigen, die die komplette Impfserie erhalten hatten, im Vergleich mit ungeimpften Kindern ein um 33 Prozent verringertes Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken (Sci Rep 2019; 9: 7727).

Die Daten bestätigen damit Ergebnisse einer australischen Studie, die Anfang des Jahres publiziert wurde. Diese hatte ergeben, dass in Australien nach Einführung eines Impfprogramms gegen Rotaviren im Jahr 2007 die Neuerkrankungsrate an Typ-1-Diabetes bei den unter 4-Jährigen um 14 Prozent gesunken war (JAMA Pediatr 2019; 173(3): 280-282).

Immunzellen attackieren Pankreas

Beiden Studien liegt die schon seit Längerem diskutierte Vermutung zugrunde, dass das Immunsystem bei einer Infektion mit Rotaviren Antikörper produziert, die nach der Rekonvaleszenz die körpereigenen Betazellen des Pankreas attackieren und so Typ-1-Diabetes auslösen können. Demnach könnte eine Impfung gegen Rotaviren dazu führen, dass weniger Kinder an Typ-1-Diabetes erkranken.

Diese These sehen die Forscher der aktuellen Studie, Dr. Mary A. M. Rogers und ihre Kollegen von der University of Michigan in Ann Arbor, nun bestätigt: „Eine Impfung gegen Rotaviren könnte die erste praktische Maßnahme sein, die bei der Prävention von Typ-1-Diabetes eine Rolle spielt“, schreiben sie in ihrer Publikation.

Insgesamt analysierten Rogers und ihr Team Daten von mehr als 1,4 Millionen Kindern, die ein großes Versicherungsunternehmen im Zeitraum 2001-2017 erfasst hatte.

Die verwendeten Impfstoffe waren die in den USA routinemäßig eingesetzten Impfstoffe RotaTeq® (auch in Deutschland erhältlich) und Rotarix® (ebenfalls auch in Deutschland auf dem Markt).

Der pentavalente Impfstoff RotaTeq® wurde in der Studie nach dem in den USA üblichen Impfschema 2-4-6 Monate verabreicht, der monovalente Impfstoff Rotarix® in zwei Dosen im Alter von 2 und 4 Monaten.

Schutz nur bei vollständiger Impfung

Von 540.317 Kindern, die zwischen 2006 und 2017 geboren worden waren und eine vollständige Rotavirus-Impfung erhalten hatten, erkrankten 192 an Typ-1-Diabetes (12,2 / 100.000 Kinder).

Von den 246.600 Kindern, die im selben Zeitraum geboren worden waren, aber keine Impfung erhalten hatten, erkrankten 166 (20,6 / 100.000 Kinder).

Die Impfung schützte allerdings nur dann, wenn sie vollständig vorgenommen wurde: Bei teilimmunisierten Kindern lag die Inzidenzrate mit 20,5 / 100.000 Kindern ähnlich hoch wie bei nicht-immunisierten Kindern.

Die Forscher berichten außerdem, der pentavalente Impfstoff habe eine etwas höhere Schutzwirkung gegen Typ-1-Diabetes gehabt als die monovalente Vakzine: Hier sei das Risiko, an Typ-1-Diabetes zu erkranken, im Vergleich mit nicht-geimpften Kindern sogar um 37 Prozent reduziert.

Quelle: Ärzte Zeitung

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