Das ist die perfekte Praxis

09.08.2021

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© Foto: schulle77 / Getty Images / iStock
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Am meisten hat uns gefreut, dass viele von Ihnen auf die Frage "Wie sieht Ihre Wunschpraxis aus?" mit "Habe ich schon gefunden!", "In dieser arbeite ich bereits" oder "Ich bin sehr glücklich!" geantwortet haben.

Wir konnten in der Umfrage vier wichtige Indikatoren ausmachen, die für Sie bei der Bewertung des Arbeitgebers größtenteils ausschlaggebend sind. Natürlich und offensichtlich ist dies einerseits die Bezahlung. Denn machen wir uns nichts vor, auch wenn man seinen Job liebt und den täglichen Umgang mit den Patienten sehr schätzt, muss man Rechnungen bezahlen. Neben dem finanziellen Aspekt sind Faktoren wie das Angebot von Fortbildungen, ein gutes Arbeitsklima und die Altersvorsorge zu nennen.

Mit Erstaunen mussten wir feststellen, dass zwar ca. 70 % von Ihnen eine betriebliche Altersvorsorge wünschen, aber nur etwa 30 % diese auch erhalten - obwohl Sie ein Anrecht auf einen Durchführungsweg haben, der auch Arbeitgeberzuschüsse beinhaltet. Ferner ist im Tarifvertrag für ZFA des Verbands medizinischer Fachberufe e. V. für einige Regionen eine arbeitgeberfinanzierte betriebliche Altersvorsorge vereinbart. Diese beläuft sich auf 45 Euro pro Monat für Vollzeitangestellte (ab 20 Wochenstunden) und 27,50 Euro für Arbeitnehmerinnen, die weniger als 20 Wochenarbeitsstunden leisten (s. good-to-know).

Unabhängig von der tariflichen Bindung gibt es seit diesem Jahr eine Verpflichtung des Arbeitgebers, dass er Sie mit 15 % bezuschussen muss, sofern Sie sich dazu entscheiden, eine betriebliche Altersvorsorge für sich einzurichten. Hier ist Ihre Eigeninitiative gefragt, Ihren Chef oder Ihre Chefin darauf anzusprechen.

Zum Glück fehlt es Ihnen nicht an Entschlussfähigkeit. Viele von Ihnen gaben an, schon häufiger in Ihrer beruflichen Laufbahn den Arbeitgeber gewechselt zu haben. Auf der anderen Seite ist schön zu sehen, dass sich die meisten, wenn es einmal passt, auch langfristig an eine Arbeitsstelle binden und diese mitgestalten. Erstaunlicherweise haben einige sogar eine zweistellige Zahl von Arbeitsstellen in den letzten Jahren angegeben, was auf eine hohe Heterogenität der Praxen hinweist. Das bedeutet, dass Praxen sich selten miteinander vergleichen lassen und sich in vielen Punkten, besonders aber in den o. g. vier Kriterien unterscheiden. Es lässt sich daher von der eigenen Praxis selten auf andere schließen. Kaum eine Praxis ist wie die andere. Im Positiven wie auch im Negativen.

Ein kleiner Tipp aus der Praxis: Nutzen Sie Arbeitgeberbewertungsportale wie kununu.de, um sich über andere Praxen zu informieren, und wenn es Ihnen bei Ihrer jetzigen Arbeitsstelle gefällt, teilen Sie Ihre Erfahrungen doch mit potenziellen Bewerbern und schreiben Sie eine Rezension.

Aus Sicht der Organisationskultur und Effizienz gibt es kaum etwas Wertvolleres für ein Unternehmen als ein funktionierendes Team, das seit Jahren aufeinander abgestimmt und eingespielt ist. Jeder Mitarbeiter, der eine Praxis verlässt, nimmt spezifisches Wissen mit, das häufig nicht verbalisiert oder verschriftlicht wurde und ab diesem Moment verloren ist.

Neben offensichtlichen Themen, wie Weiterbildung, der Organisation des Praxisablaufs oder Ähnlichem, ist es häufig die Summe der kleinen Dinge, die einen viel größeren Einfluss hat, als man augenscheinlich meinen würde. Hierunter fällt auch das Gefühl dafür, wie schnell ein Behandler ist oder ab wann die Füllung angerührt werden kann, damit keiner warten muss. Diese Themen lassen sich schwer messen oder in Zahlen festhalten. Im Einzelfall sind es 2 min, auf die Woche gesehen können es allerdings schon mehrere Behandlungen sein und im Jahr kann sich dies erheblich auf den Jahresumsatz auswirken.

Positiv zu erwähnen ist, dass viele von Ihnen ein hohes Maß an Eigeninitiative in die Praxis einbringen oder einbringen möchten. Denn genau hier sorgen Sie mit Verbesserungsvorschlägen neben erhöhter Effizienz v. a. für zufriedenere Patienten, geringere Wartezeiten und eine höhere Wertschätzung und Dankbarkeit der Behandelten Ihnen gegenüber. Ein Punkt, der vielen von Ihnen sehr wichtig erscheint und an dem Sie Tag für Tag arbeiten können.

good to know

Dies ist nachzulesen im Tarifvertrag zur betrieblichen Altersversorgung und Entgeltumwandlung für Zahnmedizinische Fachangestellte/Zahnarzthelferinnen in Hamburg, Hessen, im Saarland, Landesteil Westfalen-Lippe (https://www.vmf-online.de/)

So stellen sich zwei von ihnen die ideale Praxis vor:

In der idealen Praxis arbeitet man auf Augenhöhe und man geht gerne zur Arbeit. Lob für die geleistete Arbeit und der Spaß untereinander darf nicht fehlen. Man sollte die Gutmütigkeit nicht ausnutzen und sich an Absprachen halten."

Meine ideale Praxis beinhaltet: Wertschätzung der Mitarbeiter, Raum für zwischenmenschliche Beziehungen, gutes Betriebsklima, flexible Arbeitszeiten, Gratifikation, Ausflüge, Verständnis für Mitarbeiter wenn familiäre Probleme auftreten. Auch private Kommunikation untereinander sollte möglich sein, um das Betriebsklima so gut wie möglich zu halten.

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