Team des Jahres 2022: Zahnarztpraxis Stefan Schmidt

WIR in der Zahnarztpraxis: Warum haben Sie ZFA gelernt?

Eleni Kaloutsidou: Ich wollte etwas Neues ausprobieren, weil ich bereits in Griechenland studiert hatte und eine deutsche Ausbildung absolvieren wollte. Ich wollte Kontakt zu Menschen haben und Menschen helfen. Der Job hat dann tatsächlich noch besser zu mir gepasst als erwartet.

WIR: Nach dem Studium eine Ausbildung ist doch sehr ungewöhnlich – was war der Beweggrund dann auch das Land zu wechseln?

Kaloutsidou: Weil die Chancen und Bezahlung in Deutschland besser waren. Mein Vater war bereits in Deutschland um mein Studium zu finanzieren. Es war schon immer mein Ziel und nach dem Studium hat es gepasst.

WIR: Erzählen Sie uns von Ihrem liebsten Patientenerlebnis!

Kaloutsidou: Es gibt nicht das eine Erlebnis. Es sind die kleinen Momente, wenn wir helfen konnten oder wenn Patienten unseren Einsatz wertschätzen.

WIR: Was mögen Sie gerne an ihrem Job?

Kaloutsidou: Ich darf Dinge tun, die mir Spaß machen. Ich assistiere nicht nur den Ärzten, sondern habe auch einige eigene Bereiche. Es wird nie langweilig.

WIR: Was sind Ihre eigenen Bereiche?

Kaloutsidou: Ich wurde bereits während der Ausbildung gefördert und gefordert und durfte z.B. Seminare und Coachings besuchen. Dadurch fiel es mir leicht, neue Praktikanten oder Azubis zu betreuen.

WIR: Was nicht so gern?

Kaloutsidou: Die Stresssituationen, wenn wir wie ein „Zahnrad“ funktionieren, wirklich alles möglich machen und es dennoch niemandem recht machen können.

WIR: Was raten Sie Personen, die auch eine Ausbildung zur ZFA machen möchten?

Kaloutsidou: Sie sollten gute Laune, Kraft, Ausdauer und Energie mitbringen. Außerdem ist eine gute Kommunikation mit den Patienten hilfreich.

WIR: Wer hat die Bewerbung initiiert?

Kaloutsidou: Wir haben den Newsletter der PKV abonniert - darin gab es den Aufruf. Wir wollten es auf jeden Fall versuchen. Die Frau vom Chef (unser Joker, wenn es mal eng wird J) hat die Bewerbung geschrieben.

WIR: Was zeichnet sie als Team aus?

Kaloutsidou: Jede*r hat sein Leben und seine Familie. Das respektieren wir und halten uns gegenseitig den Rücken frei. Für Eltern ist der Spagat oft nicht einfach. Genau darum unterstützen wir hier: Angefangen bei der gemeinsamen Urlaubsplanung, so dass jede*r seine*n Wunschurlaub mit der Familie erhält ;-). Aber auch die Pflege der Angehörigen oder Ehrenämter werden berücksichtigt. Nur wenn der Kopf frei von Sorgen ist, können Patient*innen im Mittelpunkt stehen.

Leider wird der Ton der Patient*innen immer rauer und wir können die Erwartungshaltungen kaum erfüllen. Auch da ist der private Ausgleich notwendig. Darauf legen wir viel Wert. Glücklicherweise haben wir viele nette Patient*innen, die dankbar sind für alle Optimierungen, uns Überraschungen mitbringen und uns sogar bei den Ehrenämtern unterstützen.

WIR: Welche Ehrenämter werden in Ihrer Praxis gepflegt?

Kaloutsidou: Wir unterstützen die Region mit Spenden oder Aktionen.

• Bürgerstiftung
• Tafel
• Kinderoase  - zertifizierte Anlaufstelle für Kinder in Not
• Brockenwanderung - 80 km Wandern an einem Tag um Spenden für die Region zu sammeln
• Zahnmobil - kostenlse Behandlung von Obdachlosen durch die Zahnärzte
• aktiver Einsatz in der Türkei
• egal wer Hilfe benötigt.... eine Meise haben wir auch stündlich (!!) über drei Wochen groß gezogen ;-)

WIR: Was machen Sie sonst als Team zusammen, was über die üblichen Aktivitäten hinausgeht?

Kaloutsidou: Oh, da gibt es einige Themen, die für uns ganz normal sind, allerdings in anderen Praxen oft gar keine Rolle spielen. Zusammengefasst „Jede*r darf sein wie er*sie ist - im Team gehen wir respektvoll miteinander um und wir sind für andere da. Auch ehrenamtlich.“ Von der geretteten Meise, die stündlich gefüttert werden will, über Zeit für Azubis / Praktikant*innen, über gemeinsame Selbstverteidigungskurse bis hin zur gemeinsamen 80km Spendenwanderung an einem Tag. Die Brockenwanderung z.B. oder gemeinsam ausgewählte Aktiväten, wie einen "Krav Maga" - Selbstverteidigungskurs.

WIR: Wie hoch ist die Fluktuation in der Praxis? Bei einem guten Team will man/frau doch nicht wechseln, oder?

Kaloutsidou: Doch. Und das ist auch gut so. Sonst wären wir nicht da, wo wir jetzt sind. Wenn sich z.B. ein Teammitglied weiterentwickelt und in unserer Praxis die Tätigkeitsfelder nicht mehr erfüllt sieht, würde sie/er ja sonst unglücklich werden. Oder aber wenn jemand noch keine andere Praxis kennt (Azubi), kann es auch sinnvoll sein. Grundsätzlich sollte jede*r glücklich sein, wenn es ein Gefühl der Unzufriedenheit da ist, sollte er/sie dieses offen ansprechen, nach Lösungen suchen und ggf. auch das Team wechseln. „Love it, change it, leave it.“ Nichts ist unangenehmer für das Team, als wenn ein Meckerer die Stimmung verdirbt.

WIR: Was raten Sie anderen Praxen, die sich bewerben?

Kaloutsidou: Zu allererst die gemeinsame Entscheidung zu treffen, sich überhaupt zu bewerben. Im Team die Erfolge zusammentragen und mit Beweisbildern unterlegen. Einfach machen! Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Es ist unglaublich toll, beim MFA und ZFA Award in München zu sein. Egal ob als Gast oder als Gewinner.

Eleni Kaloutsidou und Dajana Schmidt bei der Preisverleihung für das beste Praxisteam 2022