90% weniger Zervixkarzinome nach HPV-Impfung

Nun bestätigen große Populationsdaten den Erfolg der HPV-Impfung: Werden Mädchen rechtzeitig geimpft, sinkt die Inzidenz von Zervixkarzinomen in der Bevölkerung drastisch.

von Thomas Müller
04.11.2020

HPV-Impfung: Eine frühe Impfung vor dem 17. Lebensjahr kann nach schwedischen Registerdaten fast neun von zehn Zervixkarzinomen bis zum 30. Lebensjahr verhindern.
© Foto: arcyto / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Welche Auswirkungen hat die HPV-Impfung auf die Inzidenz von Zervixkarzinomen?

Antwort:Früh geimpfte Frauen und Mädchen erkranken bis zum 30. Lebensjahr zu etwa 90 Prozent seltener an Zervixkarzinomen als nicht geimpfte.

Bedeutung:Eine frühe HPV-Impfung kann offenbar die allermeisten Zervixkarzinome verhindern.

Einschränkung:Relativ wenige Zervixkarzinome für die Berechnungen.

Das große Ziel einer HPV-Impfung ist bekanntlich, Zervixkarzinome zu vermeiden. Wie gut das klappt, lässt sich bisher kaum sagen, da zwischen HPV-Infektion und Krebsentstehung ein größerer Zeitraum liegt, die Vakzine aber noch nicht lange verwendet wird.

In kontrollierten Studien ließ sich lediglich nachweisen, dass die Impfung vor HPV-Infektionen, Genitalwarzen und HPV-bedingten präkanzerösen Läsionen schützt, geben Epidemiologen um Dr. Jiayao Lei vom Karolinska-Institut in Stockholm zu bedenken.

Um einen Nutzen bei der Krebsinzidenz zu belegen, sind größere populationsbasierte Untersuchungen nötig, davon gibt es bisher aber kaum welche, erläutern die Experten um Lei.

Daten von 1,7 Millionen Frauen ausgewertet

Anhand von schwedischen Registerdaten kommen sie nun zu dem Schluss, dass die Impfung erhebliche Auswirkungen auf die Inzidenz von Zervixkarzinomen hat. Unter rechtzeitig geimpften Frauen und Mädchen treten rund 90 Prozent weniger Tumoren dieser Art auf (N Engl J Med 2020 ;383:1340-1348).

Das Team um Lei analysierte Impf- und Diagnosedaten zu praktisch allen 1,7 Millionen schwedischen Frauen, die zwischen 2006 und 2017 ein Alter von 10–30 Jahren aufwiesen – dies entspricht den Geburtskohorten von 1975–2007 – und zunächst kein Zervixkarzinom hatten. Von diesen wurden rund 528.000 gegen HPV geimpft, die übrigen 1,2 Millionen nicht.

Die Impfprogramme begannen in Schweden im Mai 2007 zunächst für Mädchen im Alter von 13–17 Jahren und wurden später auf ein Alter von 10–18 Jahren ausgedehnt, zur Anwendung kam fast ausschließlich eine quadrivalente Vakzine.

Von der Geburtskohorte 2000–2007 erhielten rund zwei Drittel die Impfung, von den Kohorten bis 1989 fast niemand. Rund 83 Prozent bekamen die HPV-Immunisierung vor dem 17. Lebensjahr.

Geringste Inzidenz bei früher Impfung

Bis Ende 2017 gab es unter den geimpften Frauen und Mädchen 19 dokumentierte invasive Zervixkarzinome, 538 waren es bei den nicht geimpften. Daraus berechneten die Forscher um Lei eine kumulative Inzidenz bis zum 30. Lebensjahr von 47/100.000 unter den geimpften und 94/100.000 unter den nicht geimpften Frauen – die Inzidenz bei den geimpften Frauen war um 63 Prozent geringer, wenn Alter, Nachbeobachtungsdauer und andere Begleitfaktoren berücksichtigt wurden.

Zervixkarzinome traten unter den geimpften Frauen vor allem dann auf, wenn sie bei der Impfung 17 Jahre oder älter waren (Inzidenz: 54/100.000), aber kaum bei einem Alter unter 17 Jahren (4/100.000). Verglichen mit ungeimpften Frauen war die kumulative Inzidenz unter Frauen mit einer Impfung vor dem 17. Lebensjahr um 88 Prozent reduziert, bei einem Alter darüber um 53 Prozent.

Eine frühe HPV-Impfung kann danach fast neun von zehn Zervixkarzinomen bis zum 30. Lebensjahr verhindern, schlussfolgern die Forscher um Lei aus ihren Daten.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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