Äpfel und Brokkoli gegen Sodbrennen?

Eine ballaststoffreiche Ernährung könnte Menschen, die unter Refluxbeschwerden leiden, besonders zugutekommen. Vor allem Ballaststoffe in Obst und Gemüse scheinen vor Sodbrennen schützen.

10.09.2023

Grüner Smoothie und Zutaten
© Foto: mtreasure / Getty images / iStock
Anzeige
Das Wichtigste in Kürze

Frage: Können ballaststoffreiche Lebensmittel vor Refluxbeschwerden schützen?

Antwort: Teilnehmerinnen der Nursesˈ Health Study II entwickelten seltener Sodbrennen, wenn sie sich ballaststoffreich ernährten, besonders wenn die Ballaststoffe aus Obst und Gemüse stammten.

Bedeutung: Eine ballaststoffreiche Ernährung könnte zusätzlich zu anderen Lebensstilmaßnahmen zur Reduktion von Refluxbeschwerden beitragen.

Einschränkung: Refluxbeschwerden nur subjektiv erfasst; Ballaststoffzufuhr aus Ernährungsfragebögen errechnet; überwiegend weiße Frauen.

Das Auftreten von Refluxbeschwerden wird von der Ernährung beeinflusst. So kann z. B. der Konsum von Kaffee, Alkohol, scharfen und fetten Speisen oder kohlensäurehaltigen Getränke die Symptome verstärken. Umgekehrt scheint es aber auch Lebensmittel zu geben, die sich günstig auf die Beschwerden auswirken können: Teilnehmerinnen der Nursesˈ Health Study II entwickelten seltener Sodbrennen, wenn sie sich ballaststoffreich ernährten, besonders wenn die Ballaststoffe aus Obst und Gemüse stammten.

Hinweise auf eine schützende Wirkung von Ballaststoffen gab es zuvor schon, bis dahin aber nur aus kleineren Studien. Eine Arbeitsgruppe um Chatpol Samuthpongtorn (Massachusetts General Hospital and Harvard Medical School, Boston) hat diese Hinweise nun mit prospektiv erhobenen Langzeitdaten von fast 49.000 Frauen untermauert. Dafür nutzten sie Ernährungsfragebögen, die die Teilnehmerinnen der Nursesˈ Health Study II in den Jahren 2007, 2011 und 2015 ausgefüllt hatten, sowie Angaben aus den Jahren 2009, 2013 und 2017 zum Vorhandensein von Refluxbeschwerden. Frauen, die initial bereits Refluxbeschwerden hatten, an Krebs erkrankt waren oder säurehemmende Therapien einnahmen, waren von der Auswertung ausgeschlossen.

25% weniger Refluxbeschwerden 

Während der Beobachtungszeit gab es 10.700 Fälle von neu aufgetretenen Refluxsymptomen, definiert als mindestens einmal wöchentliche Refluxbeschwerden im vorausgegangenen Jahr. Die Inzidenz solcher Beschwerden war bei einer hohen Zufuhr von Ballaststoffen signifikant reduziert: Nach Adjustierung für andere Einflussfaktoren wie BMI, Alkoholkonsum und säurehemmende Therapien war das Risiko im höchsten Quintil um 25% geringer als im niedrigsten Quintil. Das Ergebnis blieb gleich, wenn die Definition von Refluxbeschwerden ein mindestens zweimal wöchentliches Auftreten voraussetzte. Ein ähnlicher Zusammenhang ergab sich außerdem, wenn nur Frauen mit säurehemmenden Therapien oder mit mindestens drei Risikofaktoren für einen Barrett-Ösophagus berücksichtigt wurden.

Individuelle Diätveränderungen sichtbar

Besonders ausgeprägt war die inverse Assoziation zu Refluxbeschwerden für Ballaststoffe aus Obst und Gemüse; eine hohe Zufuhr von Ballaststoffen aus Zerealien waren dagegen nicht mit einem signifikant niedrigeren Risiko verbunden. Wurden einzelne Lebensmittel betrachtet, war vor allem der Verzehr von Äpfeln und Birnen sowie von Gemüse aus der Familie der Brassicaceae, zu denen z. B. Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Kohlrabi und Rosenkohl gehören, mit einer niedrigeren Inzidenz von Refluxsymptomen verknüpft.

Veränderungen in der Zufuhr von Ballaststoffen machten sich ebenfalls bemerkbar: Ein Rückgang um 5 g pro Tag war mit einem um 14% erhöhten Risiko für Refluxbeschwerden assoziiert.

"Ergänzung zu anderen Lebensstilmaßnahmen"

Laut Samuthpongtorn stützt die Studie den Nutzen einer ballaststoffreichen Ernährung als Ergänzung zu anderen Lebensstilmaßnahmen für Refluxsymptome wie Gewichtsabnahme, Sport und Rauchstopp. Auch in der deutschen Leitlinie heißt es, dass bei Refluxsymptomen „eine Reduktion von Fett- und Zuckerzufuhr in Verbindung mit einer erhöhten Zufuhr von Ballaststoffen auf der Basis von pathophysiologischen Überlegungen und Experimenten ratsam erscheint“. Unklar ist, wie die Ballaststoffe vor Refluxsymptomen schützen. Eine Möglichkeit ist, dass sie über die vermehrte Darmperistaltik die Magenstasis reduzieren und damit Refluxereignisse verhindern.

Ein Manko der aktuellen Studie ist, dass die Refluxbeschwerden auf Selbstauskünften beruhen, ohne dass ein Reflux nachgewiesen wurde. Außerdem waren überwiegend weiße Frauen beteiligt und die Ballaststoffzufuhr wurde nur aus Ernährungsfragebögen berechnet.

Quelle: SpringerMedizin.de

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *