Alte Reptilienhaut schnürt Körperteile ab

Eine Kundin steht verzweifelt in der Apotheke. Ihr Tierarzt ist im Urlaub und kann ihr bei den Häutungsproblemen ihrer Wüstenechse, einer Dornschwanzagame, nicht helfen. Den Arzt am Ort will die Dame nicht aufsuchen, denn er ist nur auf die üblichen Kleintiere spezialisiert. Leider praktiziert der nächste reptilienerfahrene Tierarzt zwei Autostunden entfernt.

von von Eva Bahn
07.10.2022

Agame
© Foto: Jearu / stock.adobe.com
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Nicht jeder Tierhalter umgibt sich mit gefiederten oder pelzigen Hausgenossen. Einige Menschen sind von exotischen Haustieren fasziniert und holen sich mit einem Terrarium ein Stück Wüste oder Regenwald zu sich nach Hause. Die Haltung von Echsen ist immer auch eine Herausforderung, denn sie stellen hohe Anforderungen an ihre Nahrung, die Umgebungstemperatur, die ideale Luftfeuchtigkeit und vor allem an die adäquate Versorgung mit UV-Licht. Liegt in diesen Bereichen etwas im Argen, so zeigt sich das häufig an Problemen bei der Häutung. In der Apotheke können Sie der Kundin Tipps geben, die ihr helfen, die Zeit zu überbrücken, bis ihr Tierarzt wieder aus dem Urlaub zurückgekehrt ist.

 

Die Häutung

Reptilien – also Echsen, Schlangen und Schildkröten – wachsen ihr ganzes Leben lang, in der Jugend schneller, im Alter immer langsamer. Die Epidermis wächst dabei aber nicht wie bei den Säugetieren mit, sondern wird abgeworfen, wenn sie zu klein geworden ist und sich darunter bereits eine neue Oberhaut gebildet hat. Schildkröten und Echsen häuten sich über viele Tage bis Wochen hinweg fetzenweise, Schlangen streifen das „Natternhemd“, bei dem sogar die Augen mitgehäutet werden, in einem Stück ab.

Probleme

Verbleibt die alte und zu eng gewordene Haut zu lange auf dem Tier, kann es zur Abschnürung von Körperteilen kommen, die dann nicht mehr genügend durchblutet werden. Auf diese Weise können Schwanzspitzen und Zehen absterben. Schlangen erleiden durch nicht abgelöste Hautfetzen auf den Augen Sehstörungen, die bis zur Erblindung führen können. Zwischen den Hautschichten steht immer etwas Sekret, das die Ablösung erleichtert. Dieses kann, wenn es nicht zeitnah zur Ablösung kommt, zum Nährboden für Pilze oder Bakterien werden.

Wichtige Beratungsfragen

Um Häutungsproblemen vorzubeugen, ist es immer sinnvoll, im Beratungsgespräch einige Dinge zu hinterfragen:

  • Wie steht es um die Ernährung? Bekommen die Tiere genügend Vitamine?
  • Wie sieht es mit der Technik aus? Stimmt die Luftfeuchtigkeit, und bekommen die Tiere genügend Wärme und UV-Strahlung im Terrarium?
  • Wie ist das Terrarium eingerichtet? Hat das Tier die Möglichkeit, in einer etwas feuchteren Umgebung zu schlafen, und gibt es raue Einrichtungsgegenstände, an denen es die alte Haut abstreifen kann?

Hilfe aus der Apotheke

Bei der Dornschwanzagame der Kundin häuten sich die Zwischenzehenräume und der stachelige Schwanz nicht richtig. Daher ist schnelle Hilfe gefragt. Schwarzkümmelöl ist ein guter Badezusatz, der die Ablösung der Hautreste beschleunigt. Die Echse sollte dafür zunächst über Nacht zusammen mit einem feuchten Naturschwamm im Terrarium liegen.
Am nächsten Morgen, wenn sich das Tier unter den Terrarienlampen noch nicht komplett aufgeheizt hat und sich noch richtig wehren kann, wird es mindestens eine halbe Stunde lang lauwarm gebadet. Dem Wasser werden einige Tropfen Schwarzkümmelöl beigegeben. Nach dem Bad lassen sich mit einer Pinzette vorsichtig die nun aufgeweichten Hautfetzen abziehen. Sollten sich unter der alten Haut leichte Entzündungen verbergen, hilft Povidon-Jod-Lösung, die speziell für Tiere erhältlich ist. Sind die Hauterscheinungen größer, dann hat sich die Behandlung mit dreiprozentiger Wasserstoffperoxid-Lösung bewährt.

Quelle: DAS PTA MAGAZIN

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