Atemwegsinfekte: Zink punktet in Metaanalyse

Ein Forschungsteam sieht Zink als brauchbare Alternative gegen Atemwegsinfekte. Einer Metaanalyse zufolge können Supplemente nicht nur das Symptomrisiko reduzieren. Auch die Krankheitsdauer könnte sinken.

von Wolfgang Geissel
18.11.2021

Zink-Lutschtabletten reduzieren nach Studiendaten in den Wintermonaten die Erkältungshäufigkeit.
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Zink-Supplemente beugen Symptomen von Atemwegsinfektionen wie Husten, verstopfte Nase und Halskratzen vor, und sie können zudem bei Erkrankungen die Heilung beschleunigen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team um Dr. Jennifer Hunter von der Western Sydney University in Australien.

Die Forscherinnen und Forscher haben aus englischen und chinesischen Datenbanken 28 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zu dem Thema mit 5446 Patientinnen und Patienten aus der Zeit bis August 2020 ausgewertet. In einem Teil der Studien war die Wirksamkeit zur Prävention und Therapie von SARS-CoV-2-Infektionen mit untersucht worden (BMJ Open 2021; online 2. November).

Schlüsselrolle bei Immunabwehr

Zink hat ja eine Schlüsselrolle bei Immunabwehr, Entzündungen, Gewebeverletzungen sowie der Regulation von Blutdruck und Sauerstoffmangel im Gewebe, berichtet das „British Medical Journal“ (BMJ) in einer Mitteilung zur Veröffentlichung. Es bestehe daher ein großes Interesse, die Effekte bei SARS-CoV-2- und anderen Atemwegsinfektionen zu klären.

n den Studien wurde Zink am häufigsten in Lutschtabletten eingesetzt, gefolgt von Nasensprays und Gels, die entweder Zink-Acetat oder -Gluconat enthielten. Die Dosierungen waren dabei sehr verschieden, abhängig davon, ob Zink prophylaktisch oder therapeutisch eingesetzt wurde.

Ergebnis: Die gepoolten Daten von 25 Studien ergaben, dass Lutschtabletten oder Nasensprays verglichen mit Placebo monatlich etwa fünf Atemwegsinfektionen pro 100 Probanden verhinderten. Am stärksten ließ sich dabei eine Progression der Symptome zu Fieber oder grippe-ähnlicher Erkrankung („influenza-like-illness“) verhindern (Ergebnis aus nur drei Studien!).

Krankheit um zwei Tage verkürzt

Bei Erkrankung verschwanden die Symptome im Schnitt in den Verumgruppen im Mittel zwei Tage früher als in den Placebogruppen. Menschen mit sublingualem (flüssige Formulierung) oder per Nasenspray verabreichtem Zink hatten im Vergleich zu Menschen ohne Zink eine fast doppelt so hohe Chance auf Heilung in der ersten Erkrankungswoche: In den Placebo-Gruppen wurden 19 von 100 Kranken ihre Erkrankung binnen Wochenfrist nicht los.

Allerdings: Bei experimenteller Inokulation von Rhinoviren hatte sublinguales Zink im Vergleich zu Placebo keinen Einfluss auf Infektion und Erkrankungsdauer. Schwere unerwünschte Wirkungen gab es nach Verabreichung von Zink nicht. Unter anderem wurden Übelkeit sowie Mund- und Nasen-Irritationen registriert.

Das Fazit der Studienautorinnen und -autoren: „Der marginale Nutzen anderer Medikamente gegen nicht-spezifische Atemwegsinfektionen macht Zink zu einer natürlichen brauchbaren Alternative für die Selbstmedikation. Nutzer sollten sich aber bewusst sein, dass es Wissenslücken zur optimalen Formulierung und Dosierung gibt.“

Quelle: www.aerztezeitung.de

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