Aufgepasst beim Pilze sammeln

(kib) Grundsätzlich ist Pilze sammeln ein gesundes Hobby. Die Beschäftigung birgt aber auch ein Risiko. Denn viele Speisepilze haben ungenießbare oder sogar giftige Doppelgänger, von denen einige tödlich sein können, warnt die Deutsche Leberstiftung.

30.09.2021

Gelber Knollenblätterpilz
© Foto: style-photography.de / stock.adobe.com
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So ist beispielsweise der Knollenblätterpilz einer der giftigsten Pilze in Europa und für die meisten tödlichen Pilzvergiftungen verantwortlich. Für die lebensbedrohliche Wirkung des Knollenblätterpilzes sind Amatoxine verantwortlich, vor allem das α-Amanitin. Es kann schon ein einzelner verspeister Pilz tödlich giftig sein. Der Knollenblätterpilz ist unter anderem deshalb so gefährlich, weil in den ersten Stunden nach dem Verzehr keine Beschwerden auftreten. Wenn das Gift Wirkung zeigt, hat es sich bereits im ganzen Körper verteilt.

Die Beschwerden setzen etwa sechs bis 20 Stunden nach dem Verzehr mit Übelkeit, Erbrechen, krampfartigen Bauchschmerzen und Durchfall ein. Rasch kann sich ein Leber- und Nierenversagen entwickeln. Eine Erhöhung der Leber- und Nierenwerte sind Zeichen einer systemischen Vergiftung.

Die Pilzvergiftung kann behandelt werden. Bei günstigem Verlauf zeigt sich nach sieben bis zehn Tagen ein kompletter Rückgang der Symptome. Es liegt dann eine vollständige Heilung vor. Eine frühe Diagnose der Vergiftung und ein unverzüglicher Beginn der Behandlung sind für die Heilungsaussichten extrem wichtig. Nur so kann gewährleistet werden, dass auch eine eventuell notwendige Verlegung in ein Leber-Transplantationszentrum frühzeitig veranlasst wird.

„Bei Verdacht auf eine Pilzvergiftung sollte man sich sofort an das nächste Krankenhaus wenden oder den Notarzt rufen. Um die Diagnose zu erleichtern, sollten die Pilzreste und das Erbrochene aufgehoben und an den Arzt weitergegeben werden. Angebliche Hausmittel gegen Vergiftungen wie Milch trinken oder Erbrechen hervorrufen, helfen nicht, sondern können unter Umständen die Situation noch verschlechtern,“ erläutert Prof. Dr. Michael P. Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung.

„Das Leberversagen aufgrund der Vergiftung kann so akut verlaufen, dass Patienten innerhalb weniger Tage daran versterben könnten. Im Falle eines Leberversagens kann die Lebertransplantation die einzig verbleibende Behandlungsmöglichkeit sein. Allerdings steht eine Spenderleber nicht immer zur Verfügung“, warnt Manns.

Er appelliert daher an alle Pilzsammler, gefundene Pilze nur dann zu verspeisen, wenn sie sich nach langjähriger Erfahrung und mit fundiertem Wissen absolut sicher sind, dass es sich um essbare Pilze handelt. Unerfahrene Pilzsammler sollten in jedem Fall vor dem Verzehr einen Pilzsachverständigen zu Rate ziehen.

Angebliche Merkmale für die Ungiftigkeit von Pilzen wie Maden- oder Schneckenbefall sind irreführend, betont Prof. Manns: „Schnecken bekommen keine Leberschädigung durch Amatoxine, weil sie keine ‚richtige‘ Leber haben, ihr zentrales Stoffwechsel-Organ ist die Mitteldarmdrüse.“

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