Begünstigt Diskriminierung in der Kindheit Adipositas?
Das Wichtigste in Kürze
Frage: Sind Erfahrungen von rassistischer Diskriminierung bei Kindern mit der Entwicklung von Adipositas assoziiert?
Antwort: Einer Kohortenstudie zufolge geht Diskriminierung aufgrund der Herkunft bei Kindern mit einem erhöhten Risiko einher, später Adipositas zu entwickeln.
Bedeutung: Die Studie legt nahe, dass Diskriminierung ein Risikofaktor für die Entwicklung von Adipositas sein kann, unabhängig vom sozioökonomischen Status.
Einschränkung: Die Daten stammen aus den USA und spiegeln die Wahrnehmung der Teilnehmenden wider.
Adipositas bei jungen Menschen ist ein großes Gesundheitsproblem und kommt bei Kindern mit Migrationshintergrund überproportional häufig vor. Das kann auch mit Armut oder einem fehlenden Zugang zu gesunden Lebensmitteln zusammenhängen, möglicherweise gibt es aber noch weitere Ursachen. Studien lassen vermuten, dass rassistische Diskriminierung bei Erwachsenen ein Stressfaktor sein kann, der mit einem höheren BMI assoziiert ist. Laut einer neuen Kohortenstudie aus den USA trifft das auch bei Kindern zu.
Gewichtszunahme nach Diskriminierungserfahrungen
Forschende um Prof. Adolfo Cuevas von der School of Global Public Health der Universität New York analysierten Daten von 6.463 Kindern im Alter von neun bis elf Jahren aus den gesamten USA (48% Mädchen), die an der ABCD-Studie (Adolescent Brain Cognitive Development) teilgenommen hatten. Deren Diskriminierungserfahrungen wurden ermittelt, indem gefragt wurde, wie häufig sie sich von Gleichaltrigen, Lehrern oder anderen Erwachsenen aufgrund ihrer Herkunft ungerecht behandelt oder sich von der Gesellschaft nicht akzeptiert fühlten. Ein Jahr später wurden der BMI und der Taillenumfang der Kinder gemessen.
Teilnehmende, die über eine stärkere rassistische Diskriminierung berichteten, hatten nach einem Jahr einen höheren BMI und einen größeren Taillenumfang. Das traf selbst dann zu, wenn bekannte sozioökonomische Risikofaktoren für Adipositas wie Einkommen und Bildungsniveau der Eltern berücksichtigt wurden. Die Mechanismen hinter den Beobachtungen sind noch nicht vollständig geklärt, aber Studien zufolge könnten hohe Cortisolwerte, Schlafstörungen, ungesunde Essgewohnheiten und eine schlechte psychische Gesundheit dazu beitragen.
„Diskriminierung bekämpfen für eine bessere Gesundheit“
Das Forscherteam um Cuevas kommt zu dem Schluss, dass Maßnahmen, die diskriminierende Erfahrungen aufgrund der Herkunft in einem jungen Alter verringern, dazu beitragen können, das Risiko einer starken Gewichtszunahme im Laufe des Lebens zu senken. Die Studie unterstreiche die Notwendigkeit eines vielschichtigen Ansatzes zur Bekämpfung von Diskriminierung und ihren Folgen für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. „In der Forschung, Klinik, Pädagogik und Politik Tätige sollten mit Gemeinden zusammenarbeiten, um evidenzbasierte Strategien umzusetzen, die Diskriminierung verhindern“, fordert die Arbeitsgruppe.
Quelle: SpringerMedizin.de