DDG fordert: Werbung für Dickmacher bei Kinderernährung beschränken

Corona-Patienten haben ein um 35 Prozent höheres Risiko für langfristige Nierenschäden verglichen mit Nichtinfizierten, wie eine Kohortenstudie mit US-Veteranen ergeben hat.

von Von Anne Bäurle, Wolfgang Geissel und Marco Mrusek
28.09.2021

Gesunde Ernährung für Kinder? Bei der Reduktion von Fetten und Zucker in Fertiglebensmitteln setzt die Bundesregierung bislang auf freiwillige Vereinbarungen der Industrie.
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Die Selbstverpflichtungen der Lebensmittel- und Werbeindustrie in Deutschland, ungesunde Lebensmittel verantwortungsvoller an Kinder zu vermarkten, greifen noch sehr kurz. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktstudie der Verbraucherorganisation Foodwatch, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und medizinische Fachgesellschaften fordern deshalb, gesetzliche Werbebeschränkungen. „Die Bundesregierung ist mit ihrer Strategie der freiwilligen Selbstverpflichtung gescheitert“, kritisiert Barbara Bitzer am Mittwoch im Rahmen der Pressekonferenz von Foodwatch. Bitzer ist Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK).

Die Bundesregierung müsse sich daher von der Strategie der Freiwilligkeit verabschieden, so Bitzer. Sie plädiert für einen Maßnahmenkatalog, der unter anderem eine Steuerentlastung von gesunden Lebensmitteln, eine verbindliche Kennzeichnung aller Lebensmittel mit den Nutri-Score oder verbindliche Standards für die Kita- und Schulernährung umfasst.

Bislang setzt die Bundesregierung sowohl bei der Lebensmittelwerbung an Kindern als auch bei der Reduktion von Fetten, Zucker und Salz in Fertiglebensmitteln vor allem auf freiwillige Vereinbarungen mit der Industrie.

Klöckner sieht Fortschritte

Die vorgestellte Foodwatch-Studie zeigte: Insgesamt enthalten nach wie vor 242 von 283 untersuchten Lebensmittel, die an Kinder vermarktet werden (85,5 Prozent) zu viel Zucker, Fett oder Salz. Sie sind nach Kriterien der Weltgesundheitsorganisation unausgewogen.

„Die Werbung für Lebensmittel hat schädliche Auswirkungen auf das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen und fördert die Entstehung von Übergewicht“, erklärte Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit an der Kinderklinik der Universität München im Rahmen der Pressekonferenz.

Wie Bitzer forderte auch er „verpflichtende Werbebeschränkungen“. „Die Freiwilligkeit lässt vor allem sozial schwächere Familien und Kinder zurück“, kritisierte Koletzko. Die Krankheitslast durch ernährungsbedingte Krankheiten nehme weiter zu. „Wir wissen, was wir ändern müssen, aber wir ändern nichts“.

Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) betonte in einer Stellungnahme, bei der Erfüllung der Reduktionsziele niemanden aus der Verantwortung zu lassen. Eine Sprecherin verweist außerdem darauf, dass die Verhaltensregeln der Werbebranche zum 1. Juni 2021 verschärft wurden. Sollten sie sich als unzureichend erweisen, „werden wir uns für verstärkte staatliche Regulierung einsetzen“. (mu)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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