Desinfektionsmittel: Vermehrt Augenverletzungen bei Kindern

Spender mit alkoholischen Händedesinfektionsmitteln befinden sich oft auf Gesichtshöhe von Kindern. Da geht offenbar so manches unbeabsichtigt ins Auge. Eine französische Forschergruppe hat die daraus entstandenen Verletzungen mit den Zahlen des Vorjahres verglichen.

von Dr. Christine Starostzik
05.02.2021

Oft auf Gesichtshöhe von Kindern angebracht: Spender alkoholhaltiger Desinfektionsmittel.
© Foto: Rawpixel.com / stock.adobe.com
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Während der COVID-19-Epidemie zählen Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis zu den am häufigsten benutzten Alltagsutensilien. Auch an vielen öffentlichen Orten sind entsprechende Spender angebracht. Doch nicht immer gelingt der Umgang mit ihnen reibungslos. Vor allem Kinder, deren Gesicht sich oft auf Höhe des Spenders befindet, haben bereits schmerzhafte Erfahrungen mit dem Inhalt gemacht, wie eine retrospektive Fallserie zeigt.

Von April bis August 2020 haben Gilles Martin vom Rothschild Foundation Hospital in Paris und Kollegen Daten der French Pison Control Centers (PCC) sowie eigener Patienten der pädiatrischen Augenklinik in Paris zu Augenverletzungen mit chemischen Substanzen zusammengetragen (JAMA Ophthalmology 2021; online 21. Januar).

Siebenfache Erhöhung

Beim Vergleich des aktuellen Untersuchungszeitraums mit der gleichen Zeitspanne des Jahres 2019 zeigten sich erhebliche Unterschiede. Den Daten der PCC zufolge erhöhte sich zwischen dem 1. April und dem 24. August 2020 die Exposition mit alkoholbasierten Handdesinfektionsmitteln im Vergleich zum Vorjahr um das Siebenfache (9,9 Prozent versus 1,3 Prozent aller Augenexpositionen mit chemischen Substanzen bei Kindern).

Meist waren die Auswirkungen gering und es wurde über Symptome wie Schmerz, Kribbelgefühl oder eine Bindehautrötung berichtet. Bei sechs Kindern kam es zu einer vorübergehenden Keratitis. Der Anteil der Kinder, die sich in öffentlichen Einrichtungen verletzt hatten, war zwischen Mai und August 2020 von 16,4 Prozent auf 52,4 Prozent gestiegen.

In der Augenklinik wurden zwischen April und August 2020 insgesamt 16 exponierte Kinder behandelt. Im selben Zeitraum des Vorjahres erfolgte nur eine Konsultation wegen einer Augenverletzung mit Desinfektionsmitteln. Bei acht der Patienten wurde ein konjunktivales und/oder ein Korneaulkus festgestellt, das bei sechs der Betroffenen mehr als 50 Prozent der Hornhaut einnahm.

Wo sollten Handdesinfektionsmittel platziert werden?

In zwei Fällen war nach dreitägiger medikamentöser Behandlung sogar eine Amnionmembrantransplantation erforderlich. Zwischen der Exposition und der vollständigen Reepithelialisierung der Hornhaut vergingen bei Kindern mit Korneaulzerationen median 13 Tage.

Angesichts der zunehmenden Zahl an Augenverletzungen, so Martin und Kollegen, sollten Handdesinfektionsmittel auf Alkoholbasis mit Vorsicht verwendet und außerhalb der Reichweite von Kindern platziert werden.

Quelle: www.aerztezeitung.de

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