Fischallergie: Kollagen als Allergen bei der Diagnose oft übersehen

Das im Fisch enthaltene Kollagen ist für viele Fischallergiker ein wichtiges Allergen. Es ist jedoch in den meisten kommerziell erhältlichen Diagnosetests in zu geringen Mengen enthalten. Wie wichtig das Kollagen für den Nachweis von Fischallergien ist, zeigen Forscher aus Wien.

26.10.2020

Der Verzehr von Fischen und Fischprodukten führt immer häufiger zu schweren allergischen Reaktionen. Bei dieser Allergieform ist die Wahrscheinlichkeit eines anaphylaktischen Schocks höher als bei vielen anderen Lebensmittelallergien.
© Foto: Jacek Chabraszewski / stock.adobe.com
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Der Verzehr von Fischen und Fischprodukten führt immer häufiger zu schweren allergischen Reaktionen. Bei dieser Allergieform ist die Wahrscheinlichkeit eines anaphylaktischen Schocks höher als bei vielen anderen Lebensmittelallergien. Dazu kommt, dass auch Hautkontakt mit Fischen und das zufällige Einatmen von Fischdämpfen eine allergische Reaktion auslösen können. Noch ist das Wissen über die in Fischen enthaltenen Allergene nicht umfassend genug, teilt die MedUni Wien mit.

Die Forschergruppe vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der Medizinischen Universität Wien unter der Leitung von Dr. Heimo Breiteneder und Dr. Tanja Kalic thematisiert dieses Feld seit Längerem, um die Sicherheit der Diagnostik für Patienten zu verbessern (J Allergy Clin Immunol Pract 2020; online 7. Mai).

Fischkollagen auch in kosmetischen Produkten

So identifizierten die Forscher 2018 den Nagelrochen als potenzielle Nahrungsalternative für Menschen mit Fischallergie, da dieser ein geringes Allergiepotenzial aufweist. In ihrer aktuellen Studie beschreiben sie nun das in Fischen enthaltene Kollagen als ein wichtiges Allergen, das bei der Diagnose oft übersehen wird. Kalic: „Unsere Forschungsergebnisse sind deshalb so wichtig, weil Patienten nicht nur durch den Verzehr von Fischen dem Kollagen ausgesetzt sind, sondern auch durch verschiedene kosmetische, pharmazeutische und Lebensmittelprodukte, die Fischkollagen enthalten können. Das Erkennen seines allergenen Potenzials und seine Einbeziehung in die Fischallergiediagnostik sind daher von Bedeutung für die Patientensicherheit. Fischkollagen ist nun offiziell in der Datenbank des „Allergen Nomenclature Sub-Committee“ der [Weltgesundheitsorganisation] WHO und [der Internationalen Union immunologischer Gesellschaften] IUIS als Allergen registriert, wodurch es hoffentlich eine stärkere Anerkennung erfährt.“

Löslichkeit ist das Problem bei der Diagnostik

Zur Problematik der Diagnoseerstellung einer Fischallergie sagt Breiteneder: „Ein möglicher Grund für das mangelnde Verständnis der Allergenität von Fischkollagen ist dessen Unlöslichkeit in neutralen wässrigen Lösungen, was zu seinem Fehlen in Lösungen führt, die üblicherweise in Forschung und Diagnose eingesetzt werden. In unserer Studie extrahierten wir daher mit einem spezifischen Reinigungsansatz mit stark sauren Lösungen Kollagen aus Fischgewebe. Unsere Studie unterstrich die Notwendigkeit der Charakterisierung einzelner Allergene und deren Einbeziehung in Diagnostik-Panels, insbesondere von Allergenen mit ungewöhnlichen biochemischen Eigenschaften.“

Die wissenschaftliche Arbeit wurde zusammen mit der Forschungsgruppe von Andreas Lopata von der James Cook University in Townsville, Australien, und anderen australischen Forschungsinstituten durchgeführt. Sie umfasst eine Kohorte von über 100 Personen mit Fischallergie. Durch spezifische IgE-Messverfahren und zellbasierte Tests zeigte diese Studie, dass Kollagen für etwa 20 Prozent der Personen mit Fischallergie, von denen einige negativ auf andere bekannte Fischallergene getestet wurden, ein wichtiges Allergen ist. (eb)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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