Gesundes Altern hängt offenbar von der Trinkmenge ab

Gute Flüssigkeitszufuhr in mittleren Jahren war in einer Studie mit gebremstem Alterungsprozess und weniger chronischen Krankheiten verbunden. US-Ärzte raten, empfohlene Trinkmengen einzuhalten.

von Wolfgang Geissel
26.01.2023

Männern wird eine Trinkmenge von täglich 2 bis 3 Litern empfohlen. Die meisten erreichen diese Menge nicht.
© Foto: taka / stock.adobe.com
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Nicht nur alte Menschen sollte man zu möglichst guter Flüssigkeitsaufnahme motivieren, legen die Daten einer öffentlich geförderten Studie in den USA nahe. „Gute Flüssigkeitszufuhr in mittleren Jahren könnte den Alterungsprozess verlangsamen und das krankheitsfreie Leben verlängern“, berichtet ein Team um Dr. Natalia Dmitrieva vom Laboratory of Cardiovascular Regenerative Medicine am National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) in Bethesda im US-Staat Maryland(eBioMedicine 2023; online 2. Januar).

Das Team hat in der Langzeituntersuchung Gesundheitsdaten von 11.255 Erwachsenen aus der „Atherosclerosis Risk in Communities study“, die einen Zeitraum von 25 Jahren überblickt, analysiert. Die Teilnehmenden waren in dieser Zeit fünfmal untersucht worden: zuerst im Alter von 50-59 Jahren und zuletzt im Alter von 70-90.

Natriumspiegel als Indikator für Trinkmenge untersucht

Als Indikator für die Menge der im Schnitt aufgenommenen Flüssigkeit galten dabei die Natrium-Titer im Blut der Teilnehmenden. Je weniger ein Mensch trinkt, desto mehr Natrium findet sich nämlich in seinem im Blut.

Die Natriumwerte wurden dann korreliert mit dem Alterungsprozess. Dieser wurde beurteilt anhand von 15 Markern wie etwa Blutdruck, Cholesterinwerte und Blutzucker. Der kardiovaskuläre, respiratorische, metabolische, renale und immunologische Gesundheitszustand lasse sich anhand der Marker bei jedem Einzelnen beurteilen, berichtet das Team. Der Einfluss möglicher Störfaktoren wie Alter, ethnische Gruppe, biologisches Geschlecht, Raucherstatus und Hypertonie wurden herausgerechnet.

Die Ergebnisse:

  • Als normal werden Natriumwerte von 135-146 milliequivalents per liter (mEq/L) angesehen, so das Team. Aber bereits bei Werten über 142 mEq/L war das Risiko um 10-15 Prozent erhöht, biologisch älter zu sein als das chronologische Alter nahelegt. Bei Werten über 144 mEq/L war dieses Risiko sogar um 50 Prozent erhöht.
  • Das Risiko für einen frühen Tod war bei Werten von 144,5-146 mEq/L um 21 Prozent erhöht (im Vergleich zu Werten von 137-142 mEq/L).
  • Teilnehmende mit Werten über 142 mEq/L hatten ein bis zu 64 Prozent erhöhtes Risiko für chronische Krankheiten wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall, Herzrhythmusstörungen und pAVK sowie für chronische Lungenkrankheiten, Diabetes mellitus und Demenz. Teilnehmende mit Werten zwischen 138-140 mEq/L hatten hier das niedrigste Risiko für chronische Krankheiten.

Aus den Ergebnissen der Beobachtungsstudie lassen sich keine kausalen Effekte ableiten, betont das Studienteam. Ob und wie viel Trinken wirklich für gesundes Altern förderlich ist, müsste in kontrollierten Studien untersucht werden.

Trotzdem seien die Assoziationen wertvolle Informationen für die klinische Praxis. So könnten „Menschen mit Natriumwerten ab 142 mEq/L davon profitieren, ihre Flüssigkeitsaufnahme zu analysieren“, wird Studienautorin Dmitrieva in einer NHLBI-Mitteilung zu der Studie zitiert. Sie merkt an, dass es einfach und sicher ist, sich mehr Flüssigkeit etwa mit Wasser, Säften oder auch mit saftigem Gemüse und Früchten zuzuführen. In den USA werden zum Beispiel täglich 1,5-2,2 Liter Flüssigkeit für erwachsene Frauen und 2-3 Liter für Männer empfohlen. Diese Trinkmengen waren von über der Hälfte der Studien-Teilnehmenden nicht erreicht worden.

Ihr Kollege und Studienmitautor Dr. Manfred Boehm vom NHLBI rät zudem, bei Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen, dass etwa Medikamente zu Flüssigkeitsverlusten führen könnten. Möglicherweise seien auch Therapiepläne zu überdenken, etwa der Rat, bei Herzinsuffizienz möglichst wenig zu trinken.

Quelle: Ärzte Zeitung

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