Gurgeln und Nasenspülung mit Povidon-Jod wirksam gegen SARS-CoV-2?

Jod-Lösung bei COVID-19-Patienten funktionieren könnte, legt eine Studie aus Frankreich nahe. Die Prozedur war allerdings mit einer temporären TSH-Erhöhung verbunden.

von Dr. Elke Oberhofer
27.02.2021

Frau gurgelt im Badezimmer
© Foto: Yagi-Studio / Getty Images / iStock
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Kann eine niedrig dosierte Povidon-Jod-Lösung zum Gurgeln sowie als Mund-Nasen-Spülung die Viruslast bei COVID-19-Patienten nachweislich verringern?

Antwort: Ja. Die Viruslast war schon nach der ersten Anwendung gegenüber dem Ausgangstiter um 75% gesunken.

Bedeutung: Durch die Dekontamination des Nasen-Rachen-Raums ließe sich die Übertragung von SARS-CoV-2 wahrscheinlich reduzieren.

Einschränkung: Geringe Teilnehmerzahl; monozentrische Studie.

Von Povidon-Jod (PVJ) ist bekannt, dass es bereits in sehr geringen Konzentrationen (0,5%) das Coronavirus SARS-CoV-2 innerhalb von 15 Sekunden inaktiviert. Bisher konnte das allerdings nur im Reagenzglas nachgewiesen werden. Die Frage ist, ob niedrig konzentrierte PVJ-Lösungen auch in der Lage sind, die Viruslast in der Nasen- und Rachenschleimhaut infizierter Patienten zu senken. Bei erfolgreicher Dekontamination ließe sich wahrscheinlich das Risiko einer Übertragung von Mensch zu Mensch deutlich reduzieren.

Sinkende Viruslast schon nach einer Anwendung 

Ein Forscherteam aus dem französischen Poitiers hat diese Frage jetzt bei Patienten mit nachgewiesener SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Ergebnis: Die Viruslast sank schon nach der ersten Anwendung der 1%igen PVJ-Lösung deutlich. Allerdings blieb die Prozedur trotz der relativ niedrigen Konzentration nicht ohne Nebenwirkungen. So zeigte sich in sämtlichen Fällen eine vorübergehende TSH-Erhöhung.

Die insgesamt 24 erwachsenen Studienteilnehmer, die leicht bis mittelschwer an COVID-19 erkrankt waren, hatte man in zwei gleich große Gruppen aufgeteilt. Die Interventionsgruppe wurde angeleitet, viermal täglich über fünf Tage eine festgelegte Prozedur durchzuführen:

  • viermal hintereinander mit jeweils 25 ml einer 1%igen PVJ-Lösung den Mund spülen und gurgeln,
  • danach mithilfe eines Nasalzerstäubers jeweils 2,5 ml der pulverisierten Substanz nacheinander in beide Nasenlöcher einbringen und gleichzeitig hochziehen,
  • schließlich jeweils einen Tupfer 10%ige PVJ-Salbe auf die Schleimhaut beider Nasenlöcher auftragen und durch Reiben der Nase einmassieren.

Nach einer Wartezeit von jeweils mindestens drei Stunden wurden an den folgenden Tagen Nasen-Rachen-Abstriche gewonnen und ein RT-PCR-Virusnachweis durchgeführt. Die Virustiter im Zeitverlauf wurden dann mit denen einer Kontrollgruppe verglichen, bei der keine Intervention stattgefunden hatte.

Nach der PVJ-Behandlung waren die Titer bereits am ersten Tag im Mittel um 75% gegenüber dem Ausgangswert gesunken. In der Kontrollgruppe betrug der Rückgang dagegen 32%. Ab Tag 3 waren alle Patienten außer einem negativ.

Deutlicher Anstieg der TSH-Werte

Neben einem unangenehmen Kribbeln in der Nase nach der Anwendung zeigte sich in allen Fällen eine TSH-Erhöhung von median 2,1 (Ausgangswert) auf 3,4 mIU/l bei Messung an Tag 5. Bei 42% der Teilnehmer aus der Interventionsgruppe war der Wert über den Normbereich gestiegen. Nach sieben bis zwölf Tagen waren die TSH-Spiegel jedoch durchweg wieder auf den Ausgangswert zurückgegangen. Die T3/T4-Werte waren normal geblieben, ebenso das Kreatinin.

Nach Dr. Jeremy Guenezan aus der Universitätsklinik in Poitiers und seinem Team zeigt die Studie, dass es möglich ist, „die SARS-CoV-2-Viruslast bei erwachsenen Patienten mit leichten bis mittleren Symptomen mithilfe einer nasopharyngealen Dekontamination zu verringern“. Eine größere Studie müsse nun die Ergebnisse bestätigen, wobei anzuraten sei, eine noch geringere PVJ-Konzentration zu wählen, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Quelle: www.springermedizin.de

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