Gut sichtbare Vorboten eines Morbus Crohn

Eine 32-jährige Frau wurde beim Kieferchirurgen vorstellig, da sie unter Ulzerationen der Mundschleimhaut sowie beidseitigen Schwellungen des Gesichts litt. Diagnostiziert wurde eine chronisch entzündliche Darmerkrankung.

von Dr. Nicola Zink
21.03.2022

Schmerzen durch Aphten
© Foto: milorad kravic / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
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Die Patientin war von ihrem Zahnarzt in die Abteilung für orale und Kieferchirurgie der Columbia University, New York, überwiesen worden. Zwei Monate zuvor war die Frau mit beidseitigen länglichen „Wunden“ in ihrem Unterkiefervorhof aufgewacht, begleitet von beidseitigen bukkalen Gesichtsschwellungen. Die Schleimhautläsionen heilten zwar ab, die Schwellung im Gesicht und die Schmerzen im Mund blieben jedoch unverändert bestehen. Erwähnenswert in ihrer Vorgeschichte war die Einnahme von Bupropion und Fluoxetin aufgrund einer Depression. Außerdem hatte die Patientin in der Vergangenheit Alkoholprobleme gehabt, war jedoch seit drei Jahren trocken. Sie bestritt den Gebrauch von Kautabak (der in den USA häufiger konsumiert wird), gab aber an, täglich elektronische Zigaretten zu benutzen.

Bei der äußerlichen Begutachtung fielen beidseitig bukkale Schwellungen im unteren Drittel des Gesichts auf. Der N. trigeminus und die Lymphknoten waren nicht betroffen. Intraoral wurden Vernarbungen im bukkalen Vestibulum oris des Unterkiefers mit fokalen Bereichen von Ulzerationen festgestellt. Auf der rechten Wangenschleimhaut waren auch kleine aphthöse Läsionen vorhanden.

An einer der Läsionen wurde eine Biopsie entnommen. Es konnten diffuse lymphoplasmazytäre Infiltrate in der Lamina propria belegt werden. Bei stärkerer Vergrößerung wurde eine nicht verkäsende granulomatöse Entzündung beobachtet. Die Anfärbung auf säurefeste Bakterien fiel negativ aus. Es wurde die Diagnose Morbus Crohn gestellt.

Veränderungen im Mundraum häufiger bei M. Crohn

Während die Colitis ulcerosa vor allem den Dickdarm betrifft, neigt Morbus Crohn dazu, auch alle anderen Teile des Magen-Darm-Trakts zu befallen. Ähnlich wie im Dünndarm können in der Mundhöhle Bereiche mit tiefen, linearen Ulzerationen auftreten, die durch Inseln normaler, unbeteiligter Schleimhaut getrennt sind und ein kopfsteinpflasterartiges Aussehen ergeben. Eine granulomatöse Entzündung der Lippen oder der Weichteile im Gesicht deutet bei oralen Ulzerationen stark auf chronisch entzündliche Darmerkrankungen hin, schreiben die behandelnden Kieferchirurgen. „Allerdings sollten alternative Ursachen der orofazialen Granulomatose, wie Sarkoidose, Tuberkulose und Melkersson-Rosenthal-Syndrom, erkannt und bei den Differenzialdiagnosen berücksichtigt werden.“

Zu den unspezifischen oralen Läsionen, die sich sowohl bei Morbus Crohn als auch bei Colitis ulcerosa manifestieren können, gehören oberflächliche aphthöse Geschwüre, Mukogingivitis, Stomatitis, anguläre Cheilitis und Glossitis. Obwohl die orale und die intestinale Krankheitsaktivität bei Morbus Crohn kaum miteinander korrelieren, werden in Biopsieproben der Mundhöhle sehr häufig Granulome nachgewiesen. Deshalb können sie eine nützliche Quelle zur Diagnostik sein.

Quelle: www.springermedizin.de

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