Häufiges Nachsalzen bei Tisch könnte auf die Nieren schlagen

Wer sein Essen regelmäßig nachsalzt, hat nach den Ergebnissen einer großen Kohortenstudie ein signifikant erhöhtes Risiko, langfristig eine chronische Nierenerkrankung zu entwickeln. Die Studiengruppe fordert mehr Zurückhaltung beim Nachsalzen am Tisch als Teil einer Präventionsstrategie.

von Dr. Elke Oberhofer
04.03.2024

Frau schüttet Salz aus einem Salzstreuer über ihr Essen
© Foto: bnenin / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Nachsalzen bei Tisch und der Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung (CKD)?

Antwort: In einer Bevölkerungsstudie auf der Grundlage der UK Biobank war Nachsalzen frequenzabhängig mit einer signifikanten Erhöhung des langfristigen CKD-Risikos gegenüber Personen, die nie oder selten nachsalzten, assoziiert.

Bedeutung: Zurückhaltung beim Nachsalzen am Tisch kann möglicherweise zur Prävention einer chronischen Nierenerkrankung beitragen.

Einschränkung: Salzkonsum mithilfe eines Fragebogens und nur zum Ausgangszeitpunkt ermittelt; keine präzisen Angaben zur aufgenommenen Kochsalzmenge; Kausalzusammenhang mit Nierenerkrankung nicht belegt.

Der Salzstreuer am Tisch ist prinzipiell keine gute Idee, vor allem dann nicht, wenn er dazu verleitet, das Essen routinemäßig nachzuwürzen. In einer Studie mit 465.288 Beteiligten aus Großbritannien (54% Frauenanteil), war das Risiko, eine Niereninsuffizienz zu entwickeln, über einen medianen Beobachtungszeitraum von zwölf Jahren bei den „Nachsalzern“ signifikant erhöht.

CKD-Risiko frequenzabhängig erhöht

Die Teilnehmenden – ihre Daten entstammen der UK Biobank – waren zu Beginn zwischen 37 und 73 Jahre alt und hatten ursprünglich keine chronische Nierenerkrankung (CKD). Laut Rui Tang von der Tulane University in New Orleans und seinem Team waren Personen, die ihr Essen nachsalzten, zum Ausgangszeitpunkt häufiger Raucher, hatten einen höheren BMI und schlechtere Nierenwerte. Außerdem litten sie häufiger an Diabetes oder einer kardiovaskulären Erkrankung.

Nach Ablauf der Studie hatten 22.031 der Teilnehmenden eine CKD entwickelt. Dabei hatten diejenigen, die im Fragebogen angegeben hatten, bei Tisch „immer“, „normalerweise“ oder „gelegentlich“ nachzusalzen, gegenüber Personen, die dies angeblich nie oder nur selten taten, nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht ein um 29%, 12% bzw. 7% höheres CKD-Risiko. Der Zusammenhang blieb auch dann signifikant, wenn man potenzielle Einflussfaktoren wie BMI, Cholesterinwerte und Begleiterkrankungen sowie Bewegungsarmut, Rauchen, Alkoholkonsum, Armutsindikatoren (nach dem Townsend Deprivation Index) und ethnische Herkunft berücksichtigte. Die Assoziationen waren danach allerdings schwächer (+ 11%, +7% bzw. +4%). Nach Berücksichtigung der eGFR (geschätzte glomeruläre Filtrationsrate) zum Ausgangszeitpunkt betrug die Risikoerhöhung noch 9%, 5% bzw. 2% (Unterschied gegenüber den Salzsparern immer noch signifikant).

Sport schwächt das Risiko offenbar ab

Mit gesteigerter körperlicher Aktivität konnte man dem CKD-Risiko offenbar gegensteuern: Wer sich pro Woche mindestens 150 Minuten lang sportlich betätigte, hatte bei routinemäßigem bzw. häufigem Nachsalzen eine deutlich geringere Risikoerhöhung (+7% bzw. +4%) als weniger aktive Personen (+18% bzw. +10%). Nach Tang und Kollegen entspricht dieses Ergebnis früheren Studien, die zeigen konnten, dass sich vermehrte körperliche Aktivität positiv auf die Nierengesundheit auswirkt.

Tang et al. weisen darauf hin, dass das üblicherweise verwendete Speisesalz einen NaCl-Anteil zwischen 97% und 99% hat. Verzerrungen durch andere Inhaltsstoffe, etwa Kalium, seien demnach minimal. Insgesamt stehe die vorliegende Studie im Einklang mit Ernährungs- und Urinsammelstudien, in denen man ebenfalls eine Assoziation zwischen Natriumaufnahme und Abnahme der Nierenfunktion gesehen habe.

Beides könnte nach Tang und seinen Mitforschenden wie folgt zusammenhängen: Ein hoher Natriumgehalt in der Nahrung gehe einher mit der Aktivierung von Aldosteron, einer Zunahme der extrazellulären Flüssigkeit, einer Störung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems, erhöhtem oxidativem Stress, der Ausschüttung proinflammatorischer Zytokine, einer zunehmenden Versteifung arterieller Gefäße und/oder endothelialer Dysfunktion. All dies seien Faktoren, die die CKD begünstigen.

Mehr Zurückhaltung bei Tisch!

Das Fazit der Forschungsgruppe: Je häufiger jemand sein Essen nachsalzt, desto höher ist das Risiko einer chronischen Nierenerkrankung. Die Ergebnisse legen dem Team zufolge nahe, dass Zurückhaltung beim Salzen am Tisch eine mögliche Strategie sein könnte, um der Entstehung einer CKD entgegenzuwirken.

Literatur
Tang R et al. Self-Reported Frequency of Adding Salt to Food and Risk of Incident Chronic Kidney Disease. JAMA Netw Open 2023;6(12):e2349930. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.49930

Quelle: SpringerMedizin.de

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