Hormonelle Verhütung mit Endometrioserisiko assoziiert

Ab welchem Lebensalter und wie lange Frauen hormonelle Kontrazeptiva verwenden, zeigt das Risiko für eine spätere Endometriosediagnose an, wie schwedische Daten nahelegen.

von Joana Schmidt
06.05.2024

Die Verhütungspille wird 60 Jahre alt. Junge Frauen in Deutschland greifen seltener auf sie zurück.
© Foto: mraoraor / stock.adobe.com
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Sind ein früher Einsatz hormoneller Kontrazeptiva oder das Ausprobieren mehrerer Methoden mit dem Risiko für Endometriose assoziiert?

Antwort: Beide Faktoren gehen mit einem mehr als verdoppelten Endometrioserisiko einher. Eine längere Einnahme scheint mit einem geringeren Risiko einherzugehen.

Bedeutung: Die Studienautoren raten, die Ergebnisse bei Beratungsgesprächen zur Verhütung zu berücksichtigen.

Einschränkung: Das beobachtende Studiendesign lässt keine Rückschlüsse auf Kausalität zu.

Hormonelle Kontrazeptiva können die Schmerzen bei Endometriose lindern. Inwieweit sie auch zum Abklingen oder Verschwinden der Erkrankung führen können, ist unklar. Häufig tritt die Endometriose nach Beenden der Behandlung wieder auf. In einer retrospektiven Studie wurde jetzt untersucht, ob der Einsatz hormoneller Verhütung auch etwas über das spätere Endometriose-Risiko aussagen kann.

Forschende nutzten dafür schwedische Registerdaten von rund 720.800 Frauen im Alter von zwölf bis 27 Jahren, darunter Teilnehmerinnen mit und ohne Endometriose. Sie untersuchten, ob der frühe Einsatz hormoneller Verhütungsmittel oder das Testen mehrerer Präparate mit der Entwicklung von Endometriose assoziiert sind. Die Ergebnisse wurden auf Störfaktoren wie Alter, Bildungsniveau, Parität, Geburtsland und Diagnosen von Infertilität, Dysmenorrhö oder Depression adjustiert.

Frühe Verwendung verdoppelt Risiko

Zwischen dem zwölften und dem 27. Lebensjahr wurde bei 3.268 Frauen eine Endometriose diagnostiziert (0,45%). Diejenigen, die im Alter von zwölf bis 14 Jahren mit hormoneller Verhütung begonnen hatten, hatten ein auf das rund Zweieinhalbfache gesteigertes Risiko für die Erkrankung, verglichen mit Frauen, die erst ab dem 17. Lebensjahr oder später damit angefangen hatten.

Verringertes Risiko bei längerer Nutzung

Das Ausprobieren unterschiedlicher hormoneller Verhütungsmethoden ging ebenfalls mit einem mehr als verdoppelten Endometrioserisiko einher. Länger als ein Jahr eingesetzte hormonelle Kontrazeption war dagegen mit einem um rund 50% verringerten Risiko für die Erkrankung assoziiert. Dysmenorrhö, Depressionen und Unfruchtbarkeit waren bei Frauen mit Endometriose häufiger.

„Die Studie legt nahe, dass die frühe Nutzung hormoneller Verhütung und die Verwendung verschiedener Präparate als Warnzeichen für Endometriose gesehen werden kann“, fassen Dr. Cerisa Obern von der Universität Uppsala und ihr Team zusammen. Dies sei insbesondere bei der Verhütungsberatung von Jugendlichen relevant. Die Studie unterstreiche, wie wichtig es sei, das Zusammenspiel zwischen hormoneller Verhütung und Endometriose zu verstehen.

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