Je mehr Softdrinks, desto schlechter die Spermienqualität

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Ernährungs- und Lebensstilfaktoren die männliche Fruchtbarkeit beeinflussen. Auch zuckerhaltige Getränke könnten die testikuläre Funktion beeinträchtigen, legt die bisher größte Studie dazu nahe.

von Joana Schmidt
11.11.2021

News Zuckerhaltige Getränke verlieren an Beliebtheit
© Foto: Monika Skolimowska / dpa / picture alliance
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Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie wirkt sich die Aufnahme von zuckerreichen Getränken auf die testikuläre Funktion von jungen gesunden Männern aus?

Antwort: Ein höherer Konsum gezuckerter Getränke ging mit einer geringeren Spermienzahl und -konzentration und niedrigeren Inhibin-B-Spiegeln einher.

Bedeutung: Möglicherweise könnte es ratsam sein, gezuckerte Getränke durch Wasser zu ersetzen, um die Hodenfunktion zu schützen.

Einschränkung: Aufgrund des Querschnittdesigns der Studie kann keine Kausalität bewiesen werden.

Während die Zusammenhänge zwischen dem Trinken zuckerhaltiger Getränke und Adipositas, Diabetes und Herzerkrankungen bekannt sind, herrscht beim potenziellen Einfluss auf die Fertilität weniger Klarheit. Eine große US-Studie liefert jetzt weitere Hinweise darauf, dass der Konsum gezuckerter Getränke mit einer beeinträchtigten Hodenfunktion bei jungen Männern einhergeht.

In die Querschnittstudie von Dr. Feiby Nassan von der Harvard TH Chan School of Public Health in Boston und ihrem Team wurden knapp 3.000 gesunde junge Männer einbezogen. Diese waren median 19 Jahre alt. In einem Fragebogen gaben sie unter anderem Auskunft darüber, wie oft sie zuckerreiche Getränke zu sich nahmen. Zudem wurde mittels Ultraschall das Hodenvolumen untersucht, anhand eines Ejakulats die Spermienqualität analysiert und mithilfe von Blutproben die Marker der testikulären Funktion bestimmt.

Hoher Zuckerkonsum, niedrige Spermienkonzentration

Im Schnitt tranken die Studienteilnehmer täglich etwa 220 ml zuckerhaltige Getränke. Die Männer, die am meisten davon konsumierten, hatten gegenüber denen, die darauf verzichteten, eine um 13,2 Millionen/ml niedrigere mediane Spermienkonzentration. Auch ihre Gesamtspermienzahl im Ejakulat war durchschnittlich um 28 Millionen niedriger als die der Männer, die zuckerfreie Getränke bevorzugten. Ähnlich verhielt es sich mit den Fertilitätsmarkern: Der Inhibin-B-Spiegel im Serum war bei den Vielzuckertrinkern median um 12 pg/ml niedriger als bei der Kontrollgruppe, der Inhibin-B-FSH-Quotient um neun Einheiten kleiner.

Pro zusätzliches gezuckertes Getränk à 200 ml täglich verglichen mit dem Trinken von Wasser war die Spermienkonzentration median um 3,4 Millionen Spermien/ml geringer und der Inhibin-B-Spiegel durchschnittlich um 7 pg/ml niedriger. Die Ergebnisse waren auf viele mögliche Störfaktoren wie Alter, BMI, Größe, Raucherstatus, Drogenkonsum, körperliche Aktivität, Fertilitätsstörungen, Ernährungsmuster, demografische Daten sowie wie Jahres- und Tageszeit der Probenentnahme adjustiert worden. Trotzdem könnten andere Lebensstilfaktoren die Befunde beeinflusst haben.

„Süße Getränke besser durch Wasser ersetzen“

„Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass das Trinken zuckerhaltiger Getränke die Hodenfunktion junger gesunder Männer beeinträchtigt, insbesondere die Spermienkonzentration und -zahl“, fassen Nassan und Kollegen zusammen. Die beobachtete Assoziation zwischen höherem Zuckerkonsum und geringerer Spermienqualität impliziere jedoch nicht unbedingt eine Abnahme der Fertilität. „Auch wenn weitere Studien notwendig sind, legt die Übereinstimmung unserer Ergebnisse mit früherer Forschung nahe, dass es ratsam sein kann, gezuckerte Getränke durch Wasser zu ersetzen, um die Hodenfunktion zu schützen“, schließen die Mediziner um Nassan.

Quelle: www.springermedizin.de

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