Jeder dritte Erwachsene gehört zu Corona-Hochrisikogruppen

Das Robert Koch-Institut legt erstmals eine Querschnittuntersuchung zu COVID-19-Hochrisikogruppen in Deutschland vor. Fast 22 Millionen im Alter ab 15 Jahre zählen dazu.

04.03.2021

Balanceakt auf der Rasierklinge: Viele Menschen in Deutschland sind sich ihres hohen COVID-19-Risikos nicht bewusst.
© Foto: svetazi / stock.adobe.com
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Das Robert Koch-Institut hat eine umfassende Berechnung der Gesamtzahl der Menschen in Deutschland mit einem erhöhten oder einem stark erhöhten Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf vorgestellt (Journal of Health Monitoring 2021 (2); online 24. Februar).

Basis der Kalkulation ist die Studie „GEDA 2019/2020-EHIS. An dieser bundesweiten telefonischen Querschnittbefragung nahmen 23.001 Jugendliche und Erwachsene ab einem Alter von 15 Jahren mit vollständigen Interviews teil. Die Daten wurden zwischen April 2019 und Oktober 2020 erhoben.

Nach den Daten haben 30,6 Prozent der Bevölkerung dieses Alters in Deutschland ein stark erhöhtes Risiko für eine COVID-19 mit schwerem Verlauf. Das entspricht etwa 21,6 Millionen Menschen. Ein so erhöhtes Risiko findet sich bei Menschen im Alter über 65 Jahren oder bei Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen oder Risikofaktoren.

Verdoppelte Gefahr für schweren bis tödlichen Verlauf

Das Risiko für Hospitalisierung oder tödlichem Verlauf ist bei ihnen nach der wissenschaftlichen Literatur im Vergleich zu jüngeren und gesunden Menschen mehr als verdoppelt. Unter den Vorerkrankungen wurden auf Basis der aktuellen Studie Diabetes mellitus, chronische Niereninsuffizienz und Adipositas (BMI über 40 kg/m2) berücksichtigt.

Bei weiteren Vorerkrankungen und Risikofaktoren ist das Risiko für schwere COVID-19-Verläufe leicht erhöht. Nimmt man diese dazu, fallen die Zahlen höher aus. Betroffen sind dann 36,5 Millionen Menschen ab 15 Jahre in Deutschland (etwa 51,9 Prozent der Bevölkerung diesen Alters).

Sozioökonomische und regionale Unterschiede

Darüber hinaus zeigen sich sozioökonomische und regionale Unterschiede. Der Anteil der Menschen in der Hochrisikogruppe liegt unter Menschen mit geringer Bildung mit 49,2 Prozent deutlich höher als unter Personen mit mittlerer (21,9 Prozent) oder hoher Bildung (23,9 Prozent).

Diese Ungleichheiten fügen sich in die generelle Evidenz zu sozioökonomischen Unterschieden in der Gesundheit in Deutschland ein. Die größten Anteile an Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere COVID-19-Verläufe gibt es in den ostdeutschen Bundesländern und im Saarland. Auch solche regionalen Unterschiede in der Gesundheit sind für Deutschland gut belegt.

Bislang gab es nur wenige Versuche, die Größe dieser Risikogruppen für Deutschland zu quantifizieren. Wichtige Risikofaktoren wie Adipositas wurden zudem nicht erfasst. Auch gilt mittlerweile ein höheres Lebensalter als Hauptrisikofaktor. Dieser bevölkerungsbezogene Parameter ging in die bisherigen Schätzungen ebenfalls nicht ein. (eis)

Quelle: www.aerztezeitung.de

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