Kaffeekonsum in der Schwangerschaft - Harmlos für Mutter, bedenklich fürs Kind?

Ergebnisse einer Kohortenstudie sprechen gegen schädigende Effekte moderaten Konsums koffeinhaltiger Getränke während des zweiten Drittels der Schwangerschaft. Eher im Gegenteil: Das Risiko für Gestationsdiabetes sinkt offenbar sogar.

von Robert Bublak
10.12.2021

Zugreifen – oder vielleicht doch besser stehen lassen? Vorteile und genauso auch potenzielle gesundheitliche Probleme durch Kaffee und Koffein sind immer wieder Forschungsthema.
© Foto: Antonioguillem / stock.adobe.com
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Kaffee und seine positiven oder negativen Wirkungen auf die Gesundheit stoßen auf breites Interesse, kein Wunder angesichts der Tatsache, dass beispielsweise in Deutschland laut Tchibo Kaffeereport 2020 knapp 90% der Menschen dem Gebräu täglich zusprechen. Aus guten Gründen sind aber gerade Frauen in der Schwangerschaft in Ernährungsfragen besonders vorsichtig, weshalb auch koffeinhaltige Getränke bei ihnen auf eine gewisse Skepsis stoßen. Nicht wenige drosseln ihren Konsum, nachdem sie erfahren haben, schwanger zu sein.

Rat von Ernährungsexperten

Laut Empfehlungen etwa der Deutschen Gesellschaft für Ernährung und der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA sitzen Schwangere mit 200 mg Koffein pro Tag auf der sicheren Seite der Kaffeetafel. Dabei enthält eine Tasse (200 ml) Filterkaffee etwa 90 mg, ein Espresso (60 ml) 80 mg Koffein. Von koffeinierten Energiegetränken wird Schwangeren abgeraten, nicht zuletzt, weil sie mit weiteren Inhaltsstoffen versehen sind, deren Wechselwirkungen noch unvollständig geklärt sind.

Resultate einer aktuellen Studie, vorgelegt von einem Team um Stefanie Hinkle von der University of Pennsylvania in Philadelphia, bestätigen den Koffeinrat der Ernährungsexperten. In einer sekundären Post-hoc-Analyse der longitudinalen Kohortenstudie „National Institute of Child Health and Human Development (NICHD) Fetal Growth Studies-Singletons“ kamen sie zu dem Schluss, dass ein moderater Konsum koffeinhaltiger Getränke im zweiten Trimenon das Risiko weder für Präeklampsie noch für Gestationshypertonie erhöht. Gestationsdiabetes tritt bei Frauen mit einer täglichen Koffeinaufnahme von bis zu 100 mg sogar im Mittel um 47% seltener auf. Auch wer mehr trinkt, scheint mit Blick auf Diabetes nicht mehr zu riskieren. Und selbst im ersten Trimenon könnte sich die Koffeinaufnahme positiv auf den Glukosespiegel auswirken, glaubt man den Ergebnissen der Glukosebelastungstests. Hier hatten Schwangere tendenziell umso niedrigere Glukosespiegel, je höher ihre Spiegel von Koffein und seinen Metaboliten im Plasma waren. Auf das Risiko für Gestationsdiabetes schlug das zwar in der Tendenz, aber nicht signifikant durch. Eine erhöhte Gefahr verglichen mit dem Nullkonsum war aber jedenfalls nicht festzustellen.

Risiken fürs Kind beachten

Anzumerken ist, dass die beteiligte Kohorte nicht groß genug war, um die Ergebnisse für verschiedene koffeinhaltige Getränke separat zu analysieren. Auch hat das die Teststärke der Studie möglicherweise begrenzt. Für Gestationsdiabetes und gestörte Glukosetoleranz zusammengenommen lagen die Raten in der 16. bis 22. Schwangerschaftswoche zwischen 4,9% für einen Konsum von mehr 200 mg Koffein pro Tag und 11,6% bei Verzicht auf Koffein. Statistisch signifikant fielen aber nur die Reduktionen bei einem Konsum von 1–100 mg bzw. 101–200 mg aus, mit Raten von 8,5% und 7,9% und einer mittleren Risikosenkung von 34% bzw. 45%.

Was Kaffeekonsum während der Schwangerschaft für das Kind im Mutterleib bedeutet, steht freilich auf einem anderen Blatt. Hinkle et al. berichten über (auch eigene) Befunde, wonach Koffeingenuss der Mutter auch schon in geringeren Mengen als 200 mg täglich mit beeinträchtigtem intrauterinem Wachstum assoziiert ist. Die Forscher meinen daher, es sei jedenfalls keine gute Idee, aus Gründen der Prävention von Schwangerschaftsdiabetes und zur Verbesserung der Glukosetoleranz extra mit dem Kaffeetrinken zu beginnen. Und in einer aktuellen Metaanalyse auf der Basis von 48 Untersuchungen wird Schwangeren sogar explizit geraten, Koffein aufgrund möglicher negativer Folgen für das Kind zu meiden (James JE. BMJ Evid Based Med 2021;26:114–115).

Quelle: www.springermedizin.de

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