Kann Stillen Eierstockkrebs vorbeugen?

Mütter, die stillen, tun nicht nur ihren Kindern, sondern auch sich selbst etwas Gutes. So sinkt etwa das Risiko, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken. Dabei gilt: Je länger gestillt wird, umso besser.

von Dr. Dagmar Kraus
06.09.2020

Baby trinkt an Mutters Brust
© Foto: lolostock / Getty Images / iStock
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Das Wichtigste in Kürze

Frage:Wie wirkt sich das Stillen auf das Ovarialkarzinomrisiko aus?

Antwort:Das Stillen ist mit einem um 24% geringeren Risiko für ein invasives epitheliales Ovarialkarzinom assoziiert, wobei die Risikoreduktion mit der Stilldauer und den Stillepisoden variiert.

Bedeutung:Das Stillen könnte präventiv genutzt werden.

Einschränkung:Die Angaben zum Stillen basierten auf der Selbstauskunft der Probandinnen.

Prävention könnte ein Weg sein, um die eierstockkrebsbedingte Sterberate zu senken. Dazu gilt es allerdings, modifizierbare Faktoren zu identifizieren, die mit dem Ovarialkarzinomrisiko assoziiert sind. Diskutiert wird unter anderem, ob Stillen ein solcher Faktor sein könnte.

US-amerikanische Gynäkologen beantworteten kürzlich diese Frage mit einem klaren Ja. Sie hatten 9973 Ovarialkarzinompatientinnen 13.843 Kontrollpersonen gegenübergestellt und analysiert, welche Bedeutung das Stillen für das Erkrankungsrisiko einnimmt. Die Daten der Probandinnen stammten aus 13 Fall-Kontroll-Studien, die unter der Ägide des Ovarian Cancer Association Consortium durchgeführt worden waren. Kinderlose Frauen waren von der Studie ausgeschlossen. Der Anteil der Frauen, die ihre Kinder stillten, lag in den Studien zwischen 41% und 93%. Die mittlere Stilldauer wurde mit 3,4 bis 8,7 Monaten angegeben.

Ovarialkarzinomrisiko sinkt mit der Stilldauer

Das Stillen war unabhängig von der Stilldauer und der Parität mit einer Risikoreduktion für Ovarialkarzinome assoziiert. Für invasive Ovarialkarzinome, insbesondere seröse High-grade- sowie endometroide Ovarialkarzinome, aber auch für Klarzellkarzinome, errechneten die US-amerikanischen Gynäkologen ein um 24% geringeres Risiko, wenn Frauen jemals in ihrem Leben gestillt hatten. Das Risiko, an einem Borderlinetumor zu erkranken, lag 28% niedriger.

Wurde nur ein Kind gestillt, verringerte sich bei einer Stilldauer von einem bis drei Monaten das Erkrankungsrisiko um 18%, bei einer Stilldauer von zwölf Monaten oder länger um 34%. Dieser inverse Zusammenhang verstärkte sich mit jedem weiteren gestillten Kind. Bei Frauen, die drei Kinder jeweils über mindestens zwölf Monate gestillt hatten, verringerte sich das Erkrankungsrisiko um 49%.

Jeder Monat zählt!

Die Daten lieferten ein weiteres Argument, so die Gynäkologen, warum Frauen die Empfehlungen der WHO – sechs Monate ausschließlich zu stillen und danach das Stillen zusätzlich zur Beikost für insgesamt zwei Jahre beizubehalten – umsetzen sollten. Doch selbst eine kurze Stilldauer – weniger als drei Monate – wirke sich positiv auf das Ovarialkarzinomrisiko aus, wie die Studienautoren betonen.

Über die biologischen Mechanismen, die dem präventiven Effekt des Stillens zugrunde liegen, kann bislang nur spekuliert werden. Vermutet wird unter anderem, dass der ovulationsunterdrückende Effekt des Stillens dazu beitragen könnte. Für die ersten Monaten post partum ist nach Ansicht der Studienautoren diese Erklärung äußerst plausibel. Doch die Ovulation setze in der Regel mit Einführung der Beikost wieder ein, wie die US-amerikanischen Gynäkologen betonen, die mit der Stilldauer stärker werdende inverse Assoziation müsse somit auf einem anderen Mechanismus beruhen. Unter Umständen greife das Stillen auch in inflammatorische, immunologische und metabolische Prozesse ein, so die Vermutung.

Quelle: www.springermedizin.de

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