Kid-Protekt hilft Schwangeren und Familien in schwierigen Lebenslagen

Hilfsangebote, die über die Regelversorgung hinausgehen, wirken sich positiv auf die Kindesentwicklung aus, zeigt ein Innovationsfonds-Projekt. Denn: Manche Familien brauchen eine helfende Hand statt nur Informationen.

von Dirk Schnack
03.01.2022

Zusätzliche Hilfsangebote für Schwangere in der Praxis verbessern die Versorgung des Kindes. (Symbolbild mit Fotomodell)
© Foto: alfa27 / stock.adobe.com
Anzeige

Wenn schwangere Frauen eine über die Regelversorgung hinausgehende Begleitung und Unterstützung in Arztpraxen erfahren, verbessert dies die Versorgung und die Entwicklungschancen des Kindes. Zu diesem Ergebnis kommt das kürzlich abgeschlossene Innovationsfondsprojekt Kid-Protekt.

Das Projekt lief von September 2018 bis August 2021 und wurde in 13 Frauenarztpraxen und in elf pädiatrischen Praxen in Hamburg und den angrenzenden Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein umgesetzt. Ziel war es, nach einer psychosozialen Belastungsanamnese eine bessere Unterstützung von Schwangeren und Eltern in schwierigen Lebensumständen zu erreichen. Dies scheint nach den vorliegenden Ergebnissen gelungen zu sein.

Mehr als 9000 Schwangere und Familien wurden mit dem Projekt erreicht. Nach Angaben der am Projekt beteiligten Treuhandstiftung SeeYou des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift in Hamburg belegt die wissenschaftliche Begleitung, dass belastete Familien zuverlässiger an Hilfen weitergeleitet werden als in der Regelversorgung. Den beteiligten Praxen gelinge es besser, Eltern bei Bedarf Orientierung über Unterstützungsangebote zu geben. Der Anteil der Familien, die mindestens eine zusätzliche Information zu Hilfsangeboten erhalten, sei um ein Drittel höher als in der Regelversorgung.

Reine Informationsgabe reicht oft nicht aus

„Die Praxen kommen damit ihrem gesetzlichen Auftrag zur bedarfsorientierten Information über regionale Angebote für Eltern und Kind signifikant besser nach“, bilanzierte die Stiftung. Deutlich geworden sei außerdem, dass für rund ein Drittel der Familien eine reine Information nicht ausreiche und diese aktive Vermittlung oder Begleitung bräuchten. Diese intensive Unterstützung kann nach Ansicht der Stiftung nicht von den Arztpraxen allein geleistet werden. „Die Einbindung einer Fachkraft, die in passende Angebote lotst, kann hier entlasten“, empfiehlt die Stiftung.

SeeYou hatte im Jahr 2007 das Programm „Babylotse“ an Geburtskliniken ins Leben gerufen. Vor zehn Jahren war dieser Lotsendienst für Familien auf Frauen- und später auf pädiatrische Praxen ausgeweitet worden. Dieses Programm war Grundlage für das Innovationsfonds-Projekt, das die bestehenden Vorsorgeuntersuchungen um eine psychosoziale Belastungsanamnese erweiterte. Damit wurde der Unterstützungsbedarf von Schwangeren und Familien systematisch erfasst und an Angebote der Frühen Hilfen und anderer sozialer Sicherungssysteme weitergeleitet und somit die Barrieren zwischen den verschiedenen Systemen verringert.

Neben der Stiftung und dem Kinderkrankenhaus waren auch das UKE und die AOK Rheinland/Hamburg Konsortialpartner des Projektes.

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *