Kleinkind hat sich verbrannt: Wie sieht die Narbe später aus?

Noch fünf bis sieben Jahre nach einer Verbrennung oder Verbrühung waren bei Kindern die Narben in der Regel noch deutlich zu sehen und zu spüren. Sie bereiteten aber offenbar keine Beschwerden mehr. Ein Spezialistenteam aus den Niederlanden hat die Verläufe in über 100 Fällen studiert und fordert, Eltern besser über die Prognose aufzuklären.

von Dr. Elke Oberhofer
01.09.2021

Kleinkind vor Herd mit heißer Suppe
© Foto: Onfokus / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Beurteilung der Qualität von Brandnarben bei Kindern fünf bis sieben Jahre nach dem Unfall.

Antwort: Eltern schätzten die Narben ihrer Kinder im Schnitt deutlich schlechter ein als professionelle Beurteiler. Das größte langfristige Problem sind nicht Schmerzen oder Juckreiz, sondern die im Vergleich zu normaler Haut auffällige Färbung der Narbe.

Bedeutung: Diese Informationen könnten zu einer verbesserten Beratung der Eltern von Brandopfern dienen.

Einschränkung: Einschätzung nur durch Eltern oder Klinikpersonal, die Kinder selbst wurden nicht befragt; keine Informationen zu Behandlungsstrategien

Eine schwere Brandverletzung bei einem Kind ist ein tiefer Einschnitt in das Leben des kleinen Patienten, der auch die Eltern oft sehr mitnimmt. Abgesehen von den Schmerzen können Verbrennungen und Verbrühungen maßgeblichen Einfluss auf die körperliche und psychische Entwicklung des Kindes nehmen, besonders dann, wenn sie entstellende Narben hinterlassen.

Meist Kleinkinder mit Verbrühungen

Inge Spronk vom Maastadt Hospital in Rotterdam hat mit ihrem auf Verbrennungen spezialisierten Team anhand des POSAS-Scores* nachverfolgt, wie sich die Narben in insgesamt 131 Fällen entwickelten. In den meisten Fällen handelte es sich um Kleinkinder mit Verbrühungen (83%). Die Verletzungen waren in 103 Fällen leicht oder mittelschwer gewesen (maximal 10% der Körperoberfläche betroffen), in 28 Fällen schwer (mehr als 10% betroffen). Zum Zeitpunkt der Brandverletzung oder Verbrühung waren die Kinder im Durchschnitt zwei Jahre alt gewesen. Die Beurteilung erfolgte fünf bis sieben Jahre später, und zwar sowohl von den Eltern als auch von geschultem Klinikpersonal.

Im POSAS, welcher aus einer Patienten- und einer Beobachterskala besteht, werden Schmerzen, Juckreiz, Farbe, Steifheit, Dicke und Unebenheit der jeweils „schlimmsten“ Brandnarbe beurteilt. Jedem Kriterium wird ein Punktwert von 0 bis 10 zugeordnet, wobei 1 bedeutet, dass die Stelle aussieht oder sich anfühlt wie „normale Haut“ und 10 die größtmögliche Abweichung davon darstellt.

Schmerzen sind nicht das Problem

Zum Beobachtungszeitpunkt lag der mittlere Wert in der von den Eltern ausgefüllten Patientenskala bei 2,7 (alle Punktwerte der einzelnen Scores addiert und dann dividiert durch sechs). In immerhin 13% wurde der optimale Wert 1 erreicht. Dies traf allerdings nur für ein Kind aus der Gruppe mit schweren Verbrennungen zu.

Bei den schwer verletzten Kindern lag der Mittelwert deutlich höher, nämlich bei 4,2. Außer der Farbe waren hier alle Score-Werte höher als bei den leichter verletzten Kindern. Vor allem die vermehrte Steife und Dicke der Narbe standen dabei im Vordergrund. Die entsprechenden Score-Werte erreichten bei fast jedem dritten Kind aus dieser Gruppe einen Punktwert von mindestens 8.

Insgesamt waren die Abweichungen bei den Kriterien Farbe und Unebenheit am stärksten (jeweils median 4 Punkte). Schmerzen und Juckreiz schienen dagegen in beiden Gruppen das geringste Problem darzustellen (jeweils 1 Punkt).

Narben von Eltern schlimmer eingeschätzt als sie sind

Beim Vergleich der von den Eltern ausgefüllten „Beobachterskala“ mit den Angaben der Fachkräfte fiel auf, dass Letztere die Narben im Schnitt deutlich positiver beurteilt hatten als die Eltern, nämlich im Mittel mit einer 3,0 gegenüber einer 5,0. Das galt im Speziellen für Farbe und Steife (jeweils 2,0 gegenüber 4,0) sowie für die Unebenheit der Narbe (3,0 vs. 5,5).

Das Team hatte außerdem geschaut, von welchen Einflussfaktoren diese Ergebnisse abhängig waren. In der Multivariablenanalyse blieb jedoch nur die Anzahl der operativen Eingriffe als signifikante Größe übrig. Diese ist laut Spronk und Kollegen als Marker für die Verletzungsschwere zu sehen, die somit indirekt die Verheilung vorhersagt.

Woran es der Studie mangelt, ist eine Befragung der kleinen Patienten selbst. Nach Spronk et al. ist es durchaus möglich, dass diese ihre Beschwerden ganz anders beurteilen als die Eltern. Geeignete pädiatrische Tools, um die Narbenqualität zu erfassen, hätte es jedoch schlichtweg nicht gegeben. Die Autoren schlagen vor, die Ergebnisse der Studie in erster Linie für die Beratung der Eltern zu nutzen, auch um unrealistischen Erwartungen entgegenzuwirken. Die Daten könnten außerdem als Grundlage für individuell angepasste Strategien zur Narbenprävention bei Kindern dienen.


*Patient and Observer Scar Assessment Scale

Quelle: Spronk I et al. Scar quality in children with burns 5–7 years after injury: A cross-sectional multicentre study. Wound Rep Reg 2021; https://doi.org/10.1111/wrr.12953

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *